
Am 25.08.2015
Allgemeine BerichteBedeutende Landesbehörde bleibt in Koblenz
Neues Domizil fürs Landesvermessungsamt
Landesvermessungsamt druckt Fotos, Karten und Dokumente in Tapetenbahngröße
Koblenz. Kaum einer kennt das Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (LVermGeo) in Koblenz. Muss man das denn kennen und ist das aufregend? Ja, denn wer mit Navigationsgeräten in Rheinland-Pfalz unterwegs ist, hat indirekt mit diesem Landesamt zu tun, weil es nämlich die Basisdaten fürs Navi liefert. Aber nicht nur das, auch wer bauen will, ein Grundstück kaufen oder verkaufen oder ein Hypothekendarlehn aufnehmen will, hat mit diesem Landesamt zu tun, denn es liefert Luftbilder, Geodaten und Katasterauszüge auf dem auch die Eigentümer rund ums Grundstück eingetragen sind.
„Diese Infos erhalten aber nur Leute, die ein berechtigtes Interesse haben und das prüfen wir nach. Wir tun aber unser Möglichstes, wenn Banken anrufen, wir sind aber sehr vorsichtig und unsere Mitarbeiter sind dafür sensibilisiert“, erklärte der Präsident des Landesamts Otmar Didinger vor Presse- und Behördenvertretern. Die waren eingeladen, sich die neue Heimat des 320 Mitarbeiter großen Landesamtes in der Von-Kuhl-Straße 49 anzuschauen. Schließlich ist man von der Ferdinand-Sauerbruch-Straße in das ehemalige Telekom-Gebäude gegenüber der Falckenstein-Kaserne in Lützel umgezogen.
Daten und Fakten
Didinger nannte zum Umzug und dem neuen Standort, der mit Auto und auch öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist, einige Zahlen: Umzugsgut 1200 Kubikmeter; im 8560 qm großen Gebäude aus dem Jahre 1983, das von der ITC-Grundbesitz KG gemietet ist, wurden 28 km Glasfaserkabel verlegt, damit auf den fünf Etagen alle Computer direkt ans digitale Kabelnetz angeschlossen. Das ist auch notwendig, denn im LVermGeo wird überwiegend digital gearbeitet. Aber woher kommen dann die Unmengen an Papier mit denen umgezogen wurde? „Das sind historische Dokumente mit Fristen von 20 Jahren. Den großen Aufwand diese zu digitalisieren werden wir nicht treiben. Allein die Karteileichen auszusondern macht jede Menge Arbeit“, sagte Didinger und weiter: „Als wir vor 40 Jahren in der Ferdinand-Sauerbruch-Straße begannen, war die Dokumentenmenge doppelt so groß. Daher haben wir keine neuen Rollregalanlagen angeschafft, weil wir wissen, dass diese bald leer stehen, wir nehmen also alte Büroschränke.“
Der Präsident schätzt die auf Servern im Landesamt gespeicherten Datenmengen auf über 50 Terabyte. Welch riesiges Potential das ist, erkennt man, wenn dies mit einem Brief, der etwa 20 bis 30 Kilobyte groß ist, verglichen wird. 1.000 Kilobyte sind ein Megabyte (MB), ein digitales Foto hat etwa 4 bis 7 MB, 1.000 MB sind ein Gigabyte, ein DVD-Film hat zwischen 4 und 8 GB und 1.000 GB sind ein Terrabyte.
Großes, modernes Grafik-Center
Groß und modern ist aber auch das Grafik-Center. Nach Einstellung des Offsetdrucks und der Umrüstung des Maschinenparks gelang der Übergang zum digitalen Plot-On-Demand-Verfahren. Das hat für Bürger gleich mehrere Vorteile: Karten- und Luftbildausschnitte können auf Bestellung je nach Interessengebiet blattschnittfrei und individuell ausgegeben werden. Denn der riesige Hightech-Tintenstrahler spuckt Fotos, Karten oder Dokumente in hoher Qualität sogar in Tapetenbahngröße aus. Aber auch hochauflösende Flachbildschirme bestimmen das Bild in den Büros.
Schließlich ist das Landesamt eben für ganz Rheinland-Pfalz zuständig, in dem es mittlerweile nur noch sechs Katasterämter von einst 42 gibt, alles andere wird von Koblenz aus erledigt. Natürlich wurden auch die Mitarbeiter weniger: Von 3.000 auf jetzt 1.100.
So betonte bei der Vorstellung des neuen Standorts auch Thomas Linnertz, Ministerialdirektor im Mainzer Innenministerium, dass das LVermGeo als innovative Hightech-Behörde für Geodaten im neuen Dienstgebäude eine noch leistungsfähigere IT-Infrastruktur erhalten hat. Dies sei Voraussetzung, um die großen Datenmengen mit hoher Performanz bewältigen zu können. Künftig wird die Bereitstellung der Geobasisdaten zunehmend über internetbasierte Dienste erfolgen. Der kürzlich freigeschaltete Viewer „Rheinland-Pfalz in 3D“ (www.rheinland-pfalz-in-3d.rlp.de) oder der deutschlandweit verfügbare Kartendienst „WebAtlasDE“ belegen dies, hob Linnertz hervor. Aber das Landesamt hat noch viel mehr Interessantes auf seiner web-Seite (www.lvermgeo.rlp.de). Das reicht von den Geobasisdaten über Internetshop, Bodenrichtwerte und dem Geoportal bis hin zum Freizeitportal, also massenweise Bildern, Karten und Infos von Rheinland-Pfalz.
Bedeutende Landesdienststelle ist in Koblenz geblieben
„Dass große Behörden in Koblenz bleiben, ist keine Selbstverständlichkeit“, betonte der Koblenzer Oberbürgermeister Dr. Joachim Hofmann-Göttig bei der Präsentation des neuen Landesamts, und weiter: „Dieser neue Standort drückt Beständigkeit aus und wir freuen uns, dass diese bedeutende Landesdienststelle in Koblenz geblieben ist.“
Es gibt im neuen Dienstgebäude aber auch eine Besonderheit: Einen Gravimeterraum mit einem schwingungsentkoppelten Messpfeiler. Dadurch können Fragen wie: „Um wie viele Millimeter senkt sich die Pfalz jährlich? Und stimmt es, dass in der Eifel Hebungen auftreten? Bewegt sich die Erdoberfläche als Folge der Förderung von Rohstoffen, Energie oder Wasser?“ beantwortet werden.
Bei den geführten Rundgängen wurde den Teilnehmern schnell klar, dass dieses Landesamt keine stinklangweilige Behörde, sondern eine innovative, interessante und hochmoderne Institution ist. Und wer keinen Internetzugang hat oder auch lieber persönlich beraten werden will, kann dafür von Montag bis Freitag zwischen 8 und 13 Uhr im Landesamt vorsprechen und findet unter den 180 Parkplätzen sicherlich auch freie Flächen für sein Auto.
Landesamtspräsident Otmar Didinger (rechts) stellte Presse und Behördenvertretern den neuen Standort vor. Die Geodatenabteilung liefert für Rheinland-Pfalz die Basisdaten für Navigationsgeräte.

