Allgemeine Berichte | 17.11.2015

LBZ ersteht wertvolle Handschrift aus der Büchersammlung des Zisterzienserklosters Himmerod

Objekt von besonderer kulturhistorischer Bedeutung

Die Handschrift aus dem 12. Jahrhundert wird dadurch in öffentlichen Besitz gelangen und im Land Rheinland-Pfalz verbleiben

Dr. Armin Schlechter (l.) (LBZ-Abteilung Sammlungen) bei der Präsentation der Handschrift. privat

Koblenz. Dem Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) ist es nach intensiven Verhandlungen gelungen, vom Zisterzienserkloster Himmerod im Landkreis Bernkastel-Wittlich eine Handschrift aus dem 12. Jahrhundert zu erwerben. Die Handschrift wird dadurch in öffentlichen Besitz gelangen und im Land Rheinland-Pfalz verbleiben. Dies wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung mehrerer Stiftungen und durch Eigenmittel des LBZ. Bei der Handschrift handelt es sich um einen Pergamentcodex, der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Rheinland entstanden sein dürfte und bislang die Himmeroder Signatur Hs 1 trug. Die Handschrift überliefert einen Kommentar von Petrus Lombardus zu den paulinischen Briefen. Petrus Lombardus war Leiter der Kathedralschule von Notre Dame in Paris und wurde 1159, ein Jahr vor seinem Tod, zum Bischof dieser Stadt gewählt. Hauptwerk von Petrus Lombardus, der mit Bernhard von Clairvaux, Gründer des Zisterzienserordens und des Klosters Himmerod, bekannt war, sind seine Sentenzen, Lehrsätze aus den Werken der Kirchenväter und Kirchenlehrer. Bemerkenswert sind die äußerst sorgfältige Schriftgestaltung und der ins Rheinland weisende Initialschmuck der Handschrift. Der helle Schweinsledereinband trug ursprünglich, wie bei vielen anderen Handschriften und Druckwerken, die einst zur Bibliothek der Abtei gehörten, als Supralibros auf der Vorderseite das Wappen des Abts Robert Bootz, einen fruchttragenden Eichelzweig mit den Inititalen F.R.A.H. (Frater Robertus Abbas Himmerodensis) und auf dem Hinterdeckel das Konventswappen des Klosters. Robert Bootz (1650-1730, Abt seit 1685), der Handschriften, Inkunabeln und weitere Drucke der Abtei einheitlich neu binden ließ, hat sich um die geistige und wirtschaftliche Erneuerung der Abtei verdient gemacht. Die Pergamenthandschrift stellt ein landesgeschichtlich herausragendes Objekt von besonderer kulturhistorischer Bedeutung dar. Der ideelle Wert dieses Buches für die Region wird noch dadurch gesteigert, dass kaum eines der mittelalterlichen Bücher aus Himmerod, die in rheinland-pfälzischen Bibliotheken aufbewahrt werden, ein etwa gleich hohes oder höheres Alter aufweist und auch stilistisch nicht vergleichbar ist. Dank der großzügigen Unterstützung und finanziellen Förderung der Stiftungen „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“ in Mainz, der „Kulturstiftung der Länder“ in Berlin sowie Eigenmitteln des LBZ konnte der Ankauf der Handschrift getätigt werden. Auf einer Pressekonferenz am 10. November im Landesbibliothekszentrum in Speyer wurde die Handschrift in Anwesenheit von Kulturstaatssekretär Walter Schumacher vorgestellt, der zugleich ehrenamtlicher Generalsekretär der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur ist. „Rheinland-Pfalz ist ein Land mit einem reichen kulturellen Erbe. Die jetzt erworbene Handschrift aus dem Zisterzienserkloster Himmerod belegt dies erneut eindrucksvoll. Dieses bedeutende kulturhistorische Zeugnis im Land zu behalten, war der Landesstiftung ein großes Anliegen. Es ist sehr erfreulich, dass uns dies – auch mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder – gelungen ist“, sagte Schumacher. Während die Handschrift direkt vom Kloster erworben werden konnte, kamen bei einer Auktion in Köln weitere wertvolle Frühdrucke aus dem Bücherbestand des Himmeroder Klosters zur Versteigerung. Hier konnten aus Eigenmitteln des LBZ die Meisten der monastisch relevanten Bücher aus Himmerod erworben werden, die teils bemerkenswerte Provenienzspuren enthalten. Darüber hinaus wurden alle angebotenen Drucke des in Trittenheim an der Mosel geborenen und späteren Sponheimer Abtes Johannes Trithemius angekauft. Diese Bände werden nach der konservatorischen Sicherung künftig in der regional zuständigen Rheinischen Landesbibliothek Koblenz aufbewahrt, die Teil des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz ist.

Pressemitteilung

Landesbibliothekszentrum

Rheinland-Pfalz

Dr. Armin Schlechter (l.) (LBZ-Abteilung Sammlungen) bei der Präsentation der Handschrift. Foto: privat

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