Verein für gemeinschaftliches Wohnen in der Region Koblenz e. V.
Projekte brauchen kommunale Unterstützung
Das Interesse an gemeinschaftlichen Wohnformen wächst - Die Veranstaltung „Neue Wohnformen in Literatur und Realität“ lud in das Forum Confluentes ein -
Koblenz. „Ohne die Unterstützung von Land und Kommunen, von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften ist gemeinschaftliches Wohnen auf Mietbasis kaum zu realisieren“. Dies wird deutlich bei der Veranstaltung „Neue Wohnformen in Literatur und Realität“, zu der Michaela Wolff vom Team der mobilen Berater für neue Wohnformen in Rheinland-Pfalz und Gisela Heimen vom Verein „Gemeinsam Wohnen in der Region Koblenz“ in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Koblenz eingeladen hatten. Rund 60 Interessierte hatten trotz der Vielzahl von Veranstaltungsangeboten innerhalb der ersten Demografiewoche den Weg ins Forum Confluentes gefunden und wurden dafür mit einer Vielzahl von interessanten Projekten sowie Literaturtipps belohnt. Es gab Informationen, Film und Fotos zu bestehenden Projekten in Koblenz-Rauental, Andernach und Kastellaun, zu geplanten Projekten in Bendorf und Boppard sowie zu der noch jungen Lebensgemeinschaft „Ein neues Wir“ im Westerwald. Besonders lebendig wurde der Abend durch die persönliche Werbung einzelner Projektgruppen und Akteure. Während Dorothee Mendner und Ludger Kamp für Projekte auf Eigentümerbasis warben, berichteten Hildegard Luttenberger , und Christine Holzing, die jeweils Vorsitzenden der Vereine für gemeinschaftliches Wohnen in Neuwied und Koblenz, über die Schwierigkeiten Investoren für Projekte auf Mietbasis zu finden und die mangelnde Unterstützung von politischer Seite.
Ein großes Problem sowohl für Eigentümer- als auch für Mietergruppen besteht, vor allem in Koblenz, darin, ein geeignetes Grundstück oder Objekt zu finden. Eine Möglichkeit sieht Christine Holzing in der Umwidmung leer stehender Kasernen. Dabei müsse dringend mit der BIMA (Bundesamt für Immobilienaufgaben) verhandelt werden.
Die Stadt Hamburg beispielsweise fördert neue Wohnformen u.a.mit einer Agentur für Baugemeinschaften und mit dem Beschluss, 20 Prozent aller Grundstücke, die von der Stadt für Wohnungsbau veräußert werden, nur an Nachfrager abzugeben, die dort neue Wohnformen errichten. In Koblenz erfolgt die Vermarktung von Grundstücken, zum Beispiel auch des landeseigenen Musikerviertels auf dem Oberwerth nach ganz anderen Gesichtspunkten, weiß Dieter Alex vom Verein zu berichten.
Manchmal helfen auch kleine Lösungen: Gemeinschaft in bestehenden Strukturen auszubauen, diese Idee einer Gruppe auf der Lahnhöhe in Lahnstein stellte Agnes Schug-Speyerer vor.
Aufgelockert wurden die vielen Fakten durch Lesungen. Gisela Heimen beleuchtete amüsant und ein wenig bissig das Thema Jung und Alt mit einem Text aus „Nein, ich möchte keinen Seniorenteller“ und Heide Hessemer fasste die Erlebnisse einer zufällig entstehenden Mehrgenerationen-WG aus „Und dann kam Paulette“ zusammen.
Interessante Bücher mit tollen Projektbeschreibungen gibt es immer mehr, denn die Zahl der Projekte bundesweit wächst ständig. NRW hat dabei eine Vorreiterfunktion und besonders die nördlichen Bundesländer folgen eifrig. „Aber was nutzt es, aus den tollen Projektberichten vor zu lesen, wenn diese unerreichbar sind“, begründen die Veranstalterinnen ihre Entscheidung die Realität und den Austausch und nicht die Literatur zum Schwerpunkt des Abends zu machen. Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer.
