Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbands Koblenz
Schnelles Internet für letzten Hof gefordert
EU-Kommissar Oettinger mahnte als Gastredner ein Aufholen in der digitalen Technik an
Koblenz. Über etwa 420 Gäste und hochkarätige Redner durfte sich der CDU-Kreisverband Koblenz bei seinem Neujahrsempfang freuen. Rund 20 CDU-Mitglieder hatten in den Ausstellungsraum des Koblenzer Volkswagen-Zentrums Löhr und Becker fast 450 Stühle transportiert, die die CDU von einem Verein gegen einen kleinen Obolus geliehen hatte. Die Ehrenamtlichen sorgten für den gesamten Auf- und Abbau.
Bevor die Hauptredner, der EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft Günther Oettinger und Dr. Michael Fuchs (Koblenz), stellvertretender Fraktionsvorsitzender für die Bereiche Wirtschaft und Energie, Mittelstand und Tourismus, ans Rednerpult traten, begrüßte der Kreisverbandsvorsitzende Andreas Biebricher die zahlreichen Gäste. Dazu zählten der Koblenzer Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein, Vorsitzende und Mitglieder der Stadtratsfraktion sowie Behördenleiter, Unternehmer und Vertreter von Wirtschaft, Institutionen, Parteien, Gruppen und Vereinen.
Schweigeminute für die Terroropfer von Paris
Zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in Paris erhoben sich alle Anwesenden zu einer Schweigeminute. „Die Ermordungen trafen uns im Mark“, sagte MdL Andreas Biebricher, „Wir stehen vor einem Scheidepunkt, wie wir zu Werten der westlichen Welt stehen. Sollten wir uns fragen, ob wir manches nicht schreiben oder sagen, dann hätte der Terror gewonnen. Es ist gut, dass Muslime in Deutschland sich von diesen Terroristen distanzieren, und wir müssen uns als Demokraten gegen die wenden, die hier ihr ideologisches Süppchen kochen wollen.“
Biebricher zog eine positive Bilanz des Wahljahrs 2014, das für die CDU insgesamt und gerade für die CDU Koblenz sehr erfolgreich gewesen war.
Zwischen den Reden und zum Auftakt spielte das Sinfonieorchester der Musikfreunde St. Beatus unter Leitung von Werner Höss Händels Ouvertüre zur „Feuerwerksmusik“ und Beethovens Romanze in F-Dur mit Solist Wolfram Klepsch.
Hausherr Ralf Schwammkrug, Geschäftsführer des Volkswagen-Zentrums, verwies auf die Erfolgsbilanz der Löhr-Gruppe, die im vergangenen Jahr rund 25.000 Fahrzeuge auslieferte, was ein plus von sechs Prozent bedeutet. „Ich bin stolz auf die Wirtschaft, unser Land und die Ergebnisse unseres Unternehmens“, sagte Schwammkrug. „Bei uns steht der Mensch im Vordergrund. Dem demografischen Wandel begegnen wir, dass wir die Leistungen erfahrender Mitarbeiter mit denen der jungen kombinieren, wobei es keine Generationskonflikte gibt.“
Jugendarbeitslosigkeit als Keim für Radikalisierung
Daran knüpfte Dr. Michael Fuchs an: „Die CDU hat ein leichtes Alterungsproblem, das wir in diesem Jahr angehen werden.“ Er Erinnerte an vier seiner Ansicht nach prägende Ereignisse im vergangenen Jahr und erklärte zu Deutschland: „Das ganze Land ist eine Erfolgsstory.“ Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in anderen europäischen Ländern sei schlimm und der Keim für viele Unruhefelder und Radikalisierung. Deutschland habe die geringste Jugendarbeitslosigkeit, unterstrich Fuchs: „Im Bereich der Handwerkskammer Koblenz gibt es noch 150 offene Ausbildungsplätze aus dem letzten Jahr. Es werden immer mehr junge Leute fehlen. Da ist Hilfe aus anderen Ländern notwendig. Wir haben bei Sevilla junge Spanier rekrutiert, die bei der HwK Koblenz Deutsch lernen und ausgebildet werden.“
Gestredner Günther Oettinger ging auf die Griechenland-Hilfe ein, darauf, dass Europa der Erdteil ist, der um sich herum die meisten Krisenherde versammelt und auf die Entwicklung Deutschlands, das vor 13 Jahren als „kranker Mann Europas“ galt, bis zum jetzigen Spitzenplatz.
Flächendeckend schnelles Internet gefordert
Die wirtschaftliche Stärke Deutschlands müsse, laut Oettinger, erhalten werden, denn nur damit und mit Diplomatie käme man gegen Russland an, aber nicht mit militärischen Mitteln. Die wirkliche Kunst sei, diesen wirtschaftlichen Spitzenplatz zu behaupten, was in einem harten globalen Wettbewerb, in dem die Konkurrenten aus den USA und Asien bestens aufgestellt seien, Flexibilität und Reformfähigkeit voraussetze. Dazu gehöre auch, den Anschluss an die „digitale Revolution“ nicht zu verpassen, und er plädierte, Deutschland und Europa flächendeckend an das schnelle Internet anzuschließen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, „In einen Wohnort, der in einem Funkloch liegt, werden bald keine jungen Leute mehr ziehen. Wir müssen innerhalb von fünf Jahren erreichen, dass jedes Gehöft und jeder Wohnplatz schnelles Internet hat.“ Oettinger fragte, warum man während des Abiturs nicht googlen dürfe, obwohl man es danach täglich brauche. „Google ist uns fünf Jahre voraus, und wer die Daten hat, hat die Macht. In den USA ist Datensicherheit nicht wichtig.“ Von den Volkshochschulen forderte Oettinger statt „Bauchtanz- und Bonsaikursen“ Lehrgänge im digitalen Bereich.
Der EU-Kommissar attestierte Koblenz, immer eine europäische Stadt gewesen zu sein, Ansehen zu genießen und eine starke Wirtschaft zu haben, man solle aber wachsam sein gegen Populisten.
Der CDU-Kreisverbandsvorsitzende dankte dem Redner mit Wein vom geografisch letzten Moselwinzer, dessen Weingut wenige Kilometer vor der Flussmündung liegt, und lud die Gäste nach dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne zu Gesprächen in kleinen Kreisen und einem Imbiss ein.
Kreisvorsitzender Andreas Biebricher rechts dankte Günther Oettinger mit Koblenzer Wein
