Zentraldeponie Eiterköpfe
„Was geschieht mit unserem Müll?“
Besuchergruppe besichtigte Deponiebereich, einen Teil des Stollensystems und die Sickerwasserreinigungsanlage
Koblenz. „Eiterköpfe, Ochtendung, Mülldeponie. Welche Assoziationen sich bei diesen Wörtern anbieten.“: Doch tatsächlich wird zwischen den beiden Ortsgemeinden Plaidt und Ochtendung im Landkreis Mayen-Koblenz schon seit mehr als 25 Jahren die Zentraldeponie des Deponiezweckverbandes (DZV) Eiterköpfe betrieben. Die kleine Besucher-Gruppe, die kürzlich die Gelegenheit zu einer Besichtigung der Anlage hatte, wurde von der stellvertretenden Verbandsvorsteherin, der Koblenzer Bürgermeisterin, Marie-Theres Hammes-Rosenstein und dem Werkleiter des Koblenzer Entsorgungsbetriebes, Edgar Mannheim, begleitet.
Am Stolleneingangsgebäude wurden die Besucher begrüßt von dem Geschäftsführer des DZV, Frank Diederichs, dem stellvertretenden Geschäftsführer, Klaus Urmersbach und dem Betriebsleiter Bernd Winter. Drei der fünfzehn in der Deponie eingesetzten Mitarbeiter. Sechs weitere sind in der Geschäftsstelle eingesetzt. Mit großem Enthusiasmus stellten sie die auf hohem technischen Stand befindlichen Anlagen an ihrem Arbeitsplatz vor. Als Erstes ging es zum Deponiebereich, der sich in einem Vulkanschlot befindet, in dem auch heute noch Lavaschlacke und Basalt abgebaut werden. Der dort auf einer Kompensationsschicht und einer vielschichtigen Basisabdeckung abgeladene und offen liegende Müll verursacht bei ungünstiger Windrichtung schon einmal einen leichten, nicht besonders angenehmen Geruch. Zum Ausgleich wird den Augen ein schöner Anblick mit der hügeligen Landschaft rund um den Umschlagplatz geboten.
Kreischend flogen zahlreiche Möwen über den scheinbar kleinen Müllhaufen viele Meter weiter unten. Das sei die Menge der angelieferten Hausmüllabfälle eines halben Tages, erklärte Urmersbach. Zwar die aus dem Entsorgungsgebiet der Landkreise Mayen-Koblenz und Cochem-Zell sowie der Stadt Koblenz, die gemeinsam die Deponie für den Müll ihrer insgesamt rund 400.000 Einwohner betreiben. Bis zu achtzig Meter hoch werden die Gruben verfüllt. Aus Koblenz kämen täglich allein etwa zwanzig Müllwagen mit jeweils rund sechs Tonnen Müll, sagt Urmersbach. Der wird von dort aus direkt zu solchen Behandlungsanlagen transportiert, die - nach europaweiter Ausschreibung - freie Vorbehandlungskapazitäten anbieten. Derzeit sind es Anlagen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, in denen dann entsprechend der in 2005 gefassten Vorgabe des Bundes das Material verbrannt wird. Der Hausmüll wird in mechanisch-biologisch kalte Rotte-Anlagen in Rheinland-Pfalz vorbehandelt. Von dort kommen nur noch rund vierzig Prozent des Abfalls zurück in die Deponie Eiterköpfe, wo er dauerhaft neben sonstigen mineralischen Abfällen abgelagert wird. Bei unverändert hohem Restabfallvolumen würden die jetzt in Verfüllung und im Bau befindlichen Deponieabschnitte noch bis 2035 Müll aufnehmen können. Zwei weitere große Deponieabschnitte stehen auf dem über 60 Hektar großen Deponiefeld zudem schon „in den Startlöchern“, wie Diederichs erklärte. Statt auf die zügige Verfüllung und einen erforderlichen schnellen Ausbau der Deponierungstechnik, auf die Schaffung neuer Anlagekapazitäten zu setzen, habe sich der DZV dafür entschieden, mit dem immer wertvoller werdenden Deponieraum sorgsam zu kalkulieren. Durch die Möglichkeit der Grubenverfüllungen könne der nämlich dort besser als irgendwo anders in Deutschland genutzt werden. Auch die Rohstoffknappheit könne sich die Deponie möglicherweise zunutze machen, wenn die alten verfüllten, bereits abgedeckten Deponieabschnitte einmal geöffnet werden sollten. Das Konzept der Deponie scheint bis heute aufgegangen zu sein, denn die Schulden aus der Investitionssumme von 147 Millionen Euro werden sich nach 25 Jahren nun Ende 2013 auf weniger als zwanzig Millionen Euro reduziert haben. Nach so viel Daten und Zahlen war es Zeit, den Spaßfaktor der Besichtigung ein wenig zu erhöhen. Die Besucher durften, selbstverständlich vorschriftsmäßig gesichert, mit der Hängebahn einfahren in einen der drei unter der Deponie angelegten Stränge des Stahlbeton-Stollensystems, der das bei Zersetzung des Hausmülls entstehende Sickerwasser durch ein Rohrsystem drucklos bis zum tiefsten Punkt leitet, wo es eine Pumpstation der Sickerwasserreinigungsanlage zuführt. Endstation der sehr gemütlichen Fahrt war diese Pumpstation, die trotz der rund zwanzig Jahre Betriebsdauer einen taufrischen Eindruck machte. Alles war blitzsauber und glänzte.
Diederichs führte ein mobiles Gaswarngerät mit sich, das sofort gemeldet hätte, wenn trotz der installierten Zentralbelüftung Gefahr durch austretendes, in der Deponie anfallendes, Gas bestanden hätte. Zum Abschluss der Besichtigung wurde die Besuchergruppe mit Aussicht auf einen leckeren Schluck Sickerwasser-Cocktail in die Sickerwasser-Reinigungsanlage geführt. Zuvor erklärte Winter den Reinigungsprozess, den die täglich anfallende Sickerwassermenge von etwa 60 m³ durchläuft. Dabei gab es allerlei neue Vokabeln zu lernen. Mit Ultrafiltrationsstufe wird das zu Beginn noch fast tiefschwarze, mit verschiedensten Giftstoffen belastete Wasser zunächst wie in einer konventionellen Kläranlage biologisch vorbehandelt. In der nächsten Stufe, der Nanofiltration, läuft das Wasser durch eine feinporige Membran und hat danach die Farbe von Weißwein. Doch erst nach Durchlaufen der dritten Stufe, der Umkehrosmose, ist das Wasser klar und habe nahezu Trinkwasserqualität. Die Wassermenge, die in der Deponie selbst als Brauchwasser nicht wieder eingesetzt wird, werde durch einen direkten Kanalanschluss der Kläranlage Andernach zugeführt. Nachdem die Besucher sich ein überzeugendes Bild von der Aufbereitungstechnik machen durften, hatten sie sich ihr Gläschen als „Sickerwasser“ getarnten Obstler am Ende der zweistündigen Führung redlich verdient.
Leser, deren Interesse an der Deponie Eiterköpfe geweckt ist, können nach Anmeldung, Tel. (0261) 10 83 44, in Gruppen bis zu 30 Personen selbst an einer solchen kostenlosen, etwa zweistündigen Führung teilnehmen.
Hausmüllabfälle eines halben Tages aus dem Entsorgungsgebiet, abgelagert in Deponieabschnitt Nummer Fünf.
Die Pumpstation wurde nach einer vorschriftsgemäßen Hängebahnfahrt besichtigt.
