Renovierte Kapelle „Am Mayener Kreuzchen“ wurde feierlich eingesegnet
Ein „Kleinod der Besinnung“ kann nun wieder besucht werden
Ettringen. Bei dem in neuem Glanz erstrahlenden kleinen Gotteshaus „Am Mayener Kreuzchen“ könnte einem unweigerlich ein uraltes Gedicht des im Jahre 1862 verstorbenen Lyrikers Ludwig Uhland in den Sinn kommen, in dem es heißt: „Droben stehet die Kapelle - schauet still in's Tal hinab“. Mit „oben“ ist der Standort am Ortseingang Ettringens und mit dem „Tal“ wohl der Ausblick auf die Stadt Mayen gemeint.
Urgroßeltern der Ettringer Familien Weidenbach, die Eheleute Mathias Weidenbach, hatten die Kapelle einst aus heimischem Basaltlavagestein anstelle eines kleinen, zuvor dort stehenden „Kreuzchens“ im Neugotischen Stil erbaut - als Dank und auch als Bitte dafür, dass ihr behinderter Sohn Joseph vor ihnen sterben sollte. „Man muss die Sorge der Eltern verstehen, weil es damals noch keine Einrichtungen zur Behindertenbetreuung gab“, erläuterte Nachfahre Wolfgang Weidenbach den Entschluss der Altvorderen. Gewidmet wurde das Kapellchen der Mutter Gottes. In der gotischen Nische über dem Eingang stellte man eine in Tuff gehauene Marienfigur und in der ebenfalls gotischen Seitennische fand eine Josephsfigur ihren Platz. Die Einweihung fand am Palmsonntag 1896 statt.
"Zahn der Zeit" nagte an der Kapelle
Nach Josephs Tod kümmerten sich seine Brüder Theodor, Mathias, Peter und Johann um den Erhalt des Kleinods. Viele Ettringer oder Wanderer hielten in all den Jahren Einkehr zum stillen Gebet. Stefan Weidenbach ließ in den 60 er Jahren bereits eine Renovierung durchführen. Und viele Ettringer erinnern sich noch daran, als das gegenüber wohnende Ehepaar Maria und Heinz Milles von 1976 bis zum Jahre 2000 im kleinen Gotteshaus nach dem Rechten schauten und neben der Vorsorge um Blumenschmuck und Kerzenschein ebenfalls diverse Ausbesserungen, besonders nach extremen Schmierereien in einer Mainacht, sowie den Schlüsseldienst durchführten. Ihre Tochter Margret, heute in Gering beheimatet, erinnerte sich: "Ich bin mit der Kapelle groß geworden, durfte immer mit hin zum Saubermachen. Einmal hatte ich von Papa Heinz die Aufgabe bekommen, mit einem weichen Pinsel den Schriftzug am kleinen Altar mit Gold zu erneuern“.
Aber der "Zahn der Zeit" nagte und nagte am kleinen Kapellchen. Es galt, viele der entstandenen Altersschäden zu renovieren: die Eingangstür zu bearbeiten, die zerstörten Rauten der Bleiverglasung in den Fenstern zu ersetzen, diverse Trockenlegungen durchzuführen, die Dacheindeckung zu reparieren, die Fugen am Mauerwerk neu zu verfüllen, die moosgrün verwitterten Figuren zu restaurieren, die Wachsverunreinigungen an der einst vom Ettringer Bildhauer Manfred Arft geschaffenen Pieta zu entfernen und vieles mehr. Bei dieser Menge von Maßnahmen kam natürlich unter den Nachfahren die Frage auf: „Sollen wir ausbessern oder gar gleich erneuern - reicht das vorhandene Geld dafür?“.
Weg des Erneuerns wurde durch vielfältige Spenden möglich
„Als sich aber dann die 'Banken der Heimat', die Kreissparkasse Mayen und die Volksbank RheinAhrEifel, die immer hilfreich zur Seite stehen, wenn es um die Erhaltung der kulturellen Werte geht, und gleichzeitig auch RWE bereit erklärten, großzügig zu spenden, wurde der Weg des Erneuerns eingeschlagen“, freute sich Magdalene Schmitz, geborene Weidenbach. Diesen Spendern folgten nach und nach 44 private Spenden von Menschen, die sich dem Kapellchen in irgendeiner Weise verbunden fühlen. Sogar Vereinsspenden gab es. Geldspenden, Sachspenden oder Nachlass-Spenden von Ettringer Firmen komplettierten das Bild der Ettringer Großzügigkeit. Insgesamt ergaben diese verschiedenen Spendenformen einen Betrag von knapp 20.000 Euro. Weitere wertvolle Unterstützung erhielten die Initiatoren durch Vereine und einzelne Personen, die kostenlos wichtige Arbeiten ausführten, Dinge repariert oder gute Ratschläge gegeben haben.
„An alle ein herzliches Dankeschön. Ohne all das wäre die Renovierung nicht möglich gewesen“, rief Wolfgang Weidenbach am Abend des 8. September, am Fest „Mariä Geburt“, bei der durch die Bläsergruppe der Blaskapelle Ettringen musikalisch umrahmten Einsegnung des Kapellchen durch Pastor Ralf Birkenheier den vielen anwesenden Spendern, Gläubigen, Verwandten und Wohltätern zu. Der von der Leistung der Ettringer begeisterte Pfarrer brachte es auf den Punkt: „Ich bin immer wieder überrascht, gerade in der gegenwärtigen Zeit, in der die Kreuze infrage gestellt werden, dass ich überall erlebe, wie hier in der Kapelle Renovierungen vorgenommen werden. Die Sehnsucht der Menschen danach, gehalten, gesegnet, geborgen, geschützt zu sein. Diese Ursehnsucht ist vorhanden, so wie die Ettringer sagen: das 'Gehöschnis'".
Viele der Anwesenden erinnerten sich noch an ihre Kindheit, als sie mit Eltern oder Großeltern die Kapelle zum Gebet besucht hatten. Nun ist dies nun wieder möglich. Zwei Gebetbücher liegen auf den neuen Sitzbänken bereit. Und zu allem hatte der „Weidenbach Clan“ ein großes Stück beigetragen - allesamt Menschen, die versuchten, das von den Vorfahren Überlieferte zu erhalten: „Et Kapellche am Mayener Kreuzje“. Übrigens ist sie eine von insgesamt drei Ettringer Kapellen. Zur Feier des Tages gab es gleich nebenan auf dem urigen Anwesen von Olaf Kaltz einen tollen Imbiss für alle Freunde der täglich geöffneten Kapelle, für die nun Eugenia Kühn den Schlüsseldienst übernommen hat.
Die Einsegnung war eingebettet in eine würdige Messfeier.
Bis zuletzt hatten fleißige Hände gewirkt und herausgeputzt.
