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Raus aus dem Winterschlaf: Vorbereitungs-Arbeiten für Oldtimer-Besitzer
Ja, noch steht der Januar auf dem Kalender und nachdem Burglind erst in der Region gewütet hat, wittern wohl die wenigsten Frühlingsluft. Allerdings: So fern ist diese nicht. Spätestens ab März steigen die Chancen auf erste schöne Tage. Und was gäbe es da besseres, als die ersten Touren mit dem Oldtimer oder Saisonkennzeichen-Flitzer entlang von Rhein- und Moseltal oder über die Höhen der Vulkaneifel zu erleben? Doch Autoenthusiasten wissen, vor dem Spaß steht der Schweiß. Und der folgende Artikel verrät, wo man diesen vergießen muss, damit die erste Frühjahrstour nicht auf dem Abschleppwagen endet.
Check 1: Die Batterie
Bei einem Auto, das seit Herbstanfang in der Garage schlummert, stehen die Chancen „gut“, dass die Batteriespannung merklich abgenommen hat. Dazu muss es nicht mal einen Defekt im Leitungssystem geben (Stichwort Kriechstrom), es reicht schon, dass die niedrigen Wintertemperaturen die Leistung in den Keller getrieben haben.
Mindestens zwölf Volt muss das Multimeter anzeigen. Ab elf spricht man bereits von einer Tiefentladung; lebensgefährlich für die Batterie. Foto: fotolia.com © oyoo Foto: oyoo - stock.adobe.com
Dadurch kann die Batterie in einen Zustand der Tiefentladung gelangen, der ist dann erreicht, wenn das Spannungsniveau unterhalb von zwölf Volt liegt. Gefährlich: Die meisten Oldiebesitzer werden dann einfach nur feststellen „Batterie leer“ und zu entsprechenden Überbrückungsmaßnahmen greifen. Genau das macht es aber kritisch: Je tiefer die Batterie sich entladen hat, desto unwahrscheinlicher, dass sie sich wieder „regeneriert“. Durch das Überbrücken lässt sich zwar der Motor starten, die Lichtmaschine schafft es aber nicht, den Stromtank mit genügend Energie zu füllen – beim nächsten Stopp beginnt die Misere von neuem. Ergo sollte man folgendes tun:
- 1. Mit einem Multimeter die Spannung zwischen beiden Batteriepolen messen.
- 2. Liegt der Wert <12V, die Batterie für mindestens 24 Stunden an ein Ladegerät hängen.
- 3. Erneut messen, die Spannung sollte sich merklich auf 12,5-12,7V erhöht haben
Falls das nicht der Fall ist, sollte die Batterie an einen sogenannten „Wächter“ angehängt werden (ca. 20{*e} im Auto-Zubehör). Dieser lädt sie über mehrere Tage hinweg langsam auf und entlädt sie auch wieder ein Stückchen (das simuliert normalen Fahrbetrieb und hält die Batterie fitter als bloßes Vollladen).
Alle paar Tage sollte man die Spannung erneut messen, bleibt sie unterhalb der Zwölf-Volt-Marke, wurde die Batterie wahrscheinlich durch die Tiefentladung demoliert und muss ersetzt werden.
Tipp: Selten genutzte Fahrzeuge sollten immer an den Batteriewächter angeschlossen werden, um Tiefentladung effektiv zu verhindern.
Check 2: Abgassystem
Als nächstes muss der Oldiebesitzer sich unter den Wagen begeben. Denn auch wenn man nicht bei Winterregen und gesalzenem Schneematsch unterwegs ist, kann es in den Monaten des Stillstands passiert sein, dass die Auspuffanlage durch Rost gelitten hat. Das liegt daran, dass an und in den Rohren und Schalldämpfern Luftfeuchtigkeit kondensieren kann – außerdem werden dafür keine sonderlich hochwertigen Stähle verwendet.
Rost ist der große Auspuff-Feind. Und schon kleinste Löcher können das Abgasverhalten so ändern, dass man durch die AU/HU fällt. Foto: fotolia.com © HeGraDe Foto: HeGraDe - stock.adobe.com
Das hat nicht nur Geräusch-Gründe: Ein rostiger Auspuff hat mitunter (auch ohne sichtbare Löcher) negative Auswirkungen auf das Abgas- und Gemischbildungsverhalten des Fahrzeugs. Und weil AU und HU mittlerweile zu einer Untersuchung zusammengefasst wurden, würde in dem Fall der TÜV-Prüfer die Plakette verweigern – auch beim Oldtimer. Aporopos Plakette: Natürlich sollte man auch einen Blick auf diese werfen und checken, wann der nächste TÜV-Termin fällig ist (die Zahl auf der Zwölf-Uhr-Position verrät den Monat, die in der Mitte das Jahr).
Allerdings sollte man sich nicht nur die Auspuffanlage an sich anschauen, sondern auch die Gummis, die diese festhalten. Die werden nämlich mit der Zeit porös oder können durch die Auspuff-Pendelbewegungen auch aus ihrer Halterung rutschen.
Check 3: Reifen
Reifen unterliegen sowohl bei der Fahrt wie im Stand Alterungsprozessen. Bei eingemotteten Fahrzeugen kommt noch hinzu, dass das monatelange Stehen auf einer Stelle dazu führte, dass sich ein „Standplattfuß“ entwickelte – der Reifen ist dort, wo er Bodenkontakt hatte, etwas abgeflacht.
Auch wenn das Profil erstklassig ist, kann der Reifengummi durch Überaltung nicht mehr straßentauglich sein, selbst wenn er bewegt wird. Foto: fotolia.com © Matthias Ott Foto: Matthias Ott - stock.adobe.com
Mit Glück äußert sich das auf den ersten Frühjahrskilometern nur durch leichte Lenkrad-Vibrationen und endet, wenn der Reifen sich wieder „rundgedreht“ hat. Doch je älter der Gummi und je weniger Luftdruck er enthielt, desto größer das Risiko, dass dieser Zustand sich nicht revidiert. Ergo sollte man jetzt schon:
- Anhand der DOT-Nummer auf der Reifenflanke herausfinden, wie alt die Pneus überhaupt sind. Sind sie älter als sechs Jahre, sollte sie unbedingt ersetzt werden, auch wenn das Profil noch in Ordnung ist.
- Den Luftdruck auf 3,5-4 Bar bringen und während künftiger Überwinterungen alle zwei Wochen überprüfen.
- Den Wagen aufbocken und die Räder drehen, damit sie nicht dauernd auf der gleichen Stelle stehen. Bitte keine „Runde um den Block“, das schadet dem Motor.
Übrigens sollte man bei gleicher Gelegenheit auch einen Blick auf das Reserverad werfen – das wird nämlich sehr häufig vergessen. Mit „Glück“ ist es sonst bei einer etwaigen Panne nur platt, mit viel Pech jedoch auch so überaltert, dass man damit keinen Meter mehr fahren kann.
Mit Kriechöl in den Zylindern sollte der Motor ohne Zündkerzenstecker einige Male durchgedreht werden, damit die Kolben geschmiert sind. Foto: fotolia.com © ???????? ??????? Foto: ???????? ???????
Check 4: Öl
Dass ein Oldtimer oder Saisonfahrzeug sowieso einen regelmäßigen Blick auf seinen Ölstand benötigt, dürfte den meisten Besitzern klar sein. Gegen Ende des Winters allerdings sollte man nicht nur den Ölmessstab herausziehen, sondern das schwarze Gold ersetzen. Und zwar aus folgenden Gründen:
- Grund eins ist, dass Ölwechsel generell einmal jährlich oder alle 15- bis 20.000 Kilometer erfolgen sollte. Auch wenn man im vergangenen Jahr viel weniger fuhr, alterte das Öl dennoch.
- Grund Nummer zwei ist noch gewichtiger: Durch Standzeit und winterliche Kälte wurde das Öl verdünnt. Und zwar durch Wasser in der Luft, welches bei regelmäßigem Normalbetrieb durch die Motorwärme einfach verdunstet. Andererseits kann es zudem passiert sein, dass unverbrannter Kraftstoff an den Kolbenringen entlang in die Ölwanne wanderte. Beides sorgt dafür, dass das Öl verdünnt wurde und nicht mehr die vollen Schmiereigenschaften besitzt – schwere Gefahr für alte Motoren.
Falsche Sparsamkeit wäre es zudem, nicht bei gleicher Gelegenheit auch den Ölfilter zu wechseln. Und bei Oldies mit Automatikgetriebe sollte man deren Ölstand ebenfalls kontrollieren.
Check 5: Vor dem Start
Dieser Punkt ist der vielleicht wichtigste. Denn keinesfalls sollte man den Oldie „einfach so“ aus seinem Winterschlaf erwecken. Vielmehr ist es erforderlich, ihn besonders sanft, Schritt für Schritt zu starten, sonst leiden sämtliche Bauteile.
- 1. Falls der Wagen mit gänzlich geschlossenen Fenstern überwinterte, eine Woche vor dem „Ausmotten“ ein Schälchen Salz in den Innenraum stellen (entzieht Luftfeuchtigkeit und muffigen Geruch).
- 2. Zündkerzen herausdrehen, mit einer Drahtbürste reinigen und in das Kerzenloch einen guten Schuss Kriechöl („Caramba“, „WD-40“ usw.) sprühen – das sorgt dafür, dass die Kolben sofort geschmiert sind, obwohl das Motoröl noch tief in der Ölwanne liegt.
- 3. Zündkerzen eindrehen, aber die Kabel noch nicht aufstecken. Zündung einschalten und den Motor, ohne Gas zu geben, ein paar Umdrehungen durchdrehen lassen. Ist ein Öldruckanzeiger verbaut: So lange drehen, bis dieser Normaldruck anzeigt.
- 4. Kerzenstecker wieder verbinden, Motor starten. Auf keinen Fall lange „orgeln“, sondern in kurzen Stößen arbeiten.
- 5. Auto ins Freie fahren, dort den Motor für einige Minuten im Leerlauf laufen lassen. Währenddessen kontrollieren, ob sich irgendwo Flüssigkeitsverluste zeigen.
- 6. Funktionsprüfung der Beleuchtungsanlage.
Und erst wenn diese Schritte absolviert wurden, darf man sich auf die Straße trauen. Dabei bitte den Motor maximal in mittlere Drehzahlbereiche bringen und ganz schonend warmfahren. Wahrscheinlich ist es auch, dass sich (zumindest bei Scheibenbremsen) eine gewisse Rostschicht darauf gebildet hat. Diese kann durch leicht schleifendes Bremsen wieder völlig beseitigt werden. Bitte keine unnötig scharfen Bremsvorgänge!
Tipp: Bremsflüssigkeit hat die Eigenschaft, sich mit Wasser anzureichern. Sie sollte also noch vor der ersten „richtigen“ Ausfahrt in einer Werkstatt gewechselt werden.
