Die Kreisverwaltung Ahrweiler blickt auf das vergangene Jahr zurück

„2021 war das Jahr der Katastrophen“

„2021 war das Jahr der Katastrophen“

Zerstörung am Platz an der Linde nach der Flutnach. Foto: ROB

Kreis Ahrweiler. Das Jahr 2021 wird wohl für lange Zeit als eines der schrecklichsten in der Historie des Kreises Ahrweiler in Erinnerung bleiben. Die Flutkatastrophe aufgrund des sintflutartigen Starkregens in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli mit ihren 141 Todesopfern und Sachschäden in Milliardenhöhe drückte dem Jahr seinen düsteren Stempel auf, zumal auch die weiterhin dynamische Entwicklung der Corona-Pandemie das gesellschaftliche Leben und die wirtschaftliche Situation nachhaltig beeinträchtigte. Rund ein halbes Jahr nach den verheerendsten Zerstörungen, die das Ahrtal seit Menschengedenken getroffen haben, zog die Kreisverwaltung eine vorläufige Bilanz. Dabei zeigte sich der Erste Kreisbeigeordnete Horst Gies (CDU) beeindruckt: „Das sind Erlebnisse, die uns ein Leben lang begleiten werden“, sagte er voraus. Dennoch gab er sich zugleich kämpferisch: „Der Kreis blickt entschlossen in die Zukunft. Wir wollen das Ahrtal modern, innovativ und zukunftsorientiert aufstellen und dennoch das alte Flair erhalten“, beschrieb er die Rolle des Kreises in den kommenden Jahren.

Dies verwies darauf, dass in den vergangenen Monaten auch in der Kreisverwaltung alles getan worden sei, um die Katastrophe und ihre Folgen zu bewältigen. „Niemand behauptet, dass dabei alles ohne Probleme lief und läuft. Aber alles, was wir tun, tun wir für die Menschen im Kreis.“

Dafür würden oft auch unbürokratische Lösungen gesucht und gefunden. Vieles habe nur gelingen können, weil eben nicht nur „Dienst nach Vorschrift“ geleistet worden sei, so Gies. „Die Mitarbeiter arbeiten am Limit und oftmals darüber hinaus. Gemeinsam versuchen wir diese Mammutaufgabe zu stemmen.“ Allerdings könne man auf eine derartige Herausforderung nicht vorbereitet werden, zumal mehr als 200 der Mitarbeiter selbst betroffen seien und jeder für sich die Flut verarbeiten und mit ihren Folgen umgehen müsse. „Eine Katastrophe wie diese hat keine Struktur, aber wir müssen zu einer Ordnung zurückfinden und neue Strukturen aufbauen. Das ist die Rolle des Kreises in diesem und den kommenden Jahren“, erklärte Gies.

Fokus liegt 2022 auf dem Thema Wiederaufbau

Der Fokus liege 2022 natürlich auf dem Thema „Wiederaufbau“. Besonders wichtig hierfür sei der sogenannte „Maßnahmenplan“. In diesem sollen alle Wiederaufbauprojekte des Kreises, der betroffenen Städte und Gemeinden sowie der öffentlichen Ver- und Entsorger einbezogen und gebündelt werden. Der Maßnahmenplan müsse im Februar noch durch den Kreis- und Umweltausschuss abgesegnet und anschließend beim Land Rheinland-Pfalz eingereicht werden. „Der Plan verschafft allen Beteiligten einen Überblick über die tatsächlichen Schäden und ermöglicht somit eine genaue Finanzplanung aus dem Wiederaufbaufonds“, so Gies. Allein die Beseitigung der Schäden an kommunalen Einrichtungen werden voraussichtlich mehr als 3,7 Milliarden Euro kosten, denn außer Zehntausenden von Wohnhäusern seien auch weite Teile der kommunalen Infrastruktur des Ahrtals zerstört worden. Neben Straßen, dem ÖPNV-Netz, sieben Kreisschulen und zahlreichen Kitas seien auch viele Kulturdenkmäler und Sportstätten verwüstet oder vollständig zerstört worden. Zudem habe eine Füllmenge entsorgt werden müssen, die sonst nur in einem halben Jahrhundert anfällt, und noch lange sei nicht alles abtransportiert. Bislang seien allein hierfür 110 Millionen Euro an Kosten entstanden.

Um viele der mehr als 500 Ideen der Ersten Zukunftskonferenz Anfang September 2021 zu realisieren, befinde sich zudem eine kreisweite Innovationsgesellschaft in der Umsetzung. Sie solle den Wiederaufbau im Ahrtal koordinieren und darüber hinaus auch im gesamten Kreis positive Entwicklungen vorantreiben. Deshalb hätten die Kreisgremien beschlossen, allen acht Kommunen die Mitgliedschaft anzubieten. „Vier Kommunen haben bereits ihr Interesse signalisiert. Ziel ist, unter anderem die Zukunftsthemen Digitalisierung, Klimaschutz und Mobilität weiter zu forcieren. Die Elektrifizierung der Ahrtalbahn und deren Weiterbau bis Adenau sowie der Ausbau des kreisweiten Radwegekonzeptes sind nur zwei Beispiele dafür, dass wir dabei den ganzen Kreis im Blick haben“, so der Erste Kreisbeigeordnete.

Bevölkerung einfacher und effektiver waren

Damit die Bevölkerung in Zukunft einfacher und effektiver gewarnt werden könne, habe der Kreis beim Thema Katastrophenschutz unter anderem den Aufbau eines elektronischen Sirenenwarnnetzes für die ahranliegenden Ortschaften angestoßen. „Rund 80 neue, auf elektronischer Basis arbeitende Sirenenanlagen werden derzeit von einer Fachfirma installiert. Diese Sirenen werden zu 100 Prozent aus Mitteln des Bundesförderprogramms finanziert“, so Gies. Für die Ausstattung der übrigen, nicht direkt von der Flut betroffenen Kommunen mit Sirenen stelle der Kreis selbst zwei Millionen Euro zur Verfügung. Aber auch das Thema Hochwasserschutz werde neu gedacht: So wolle man unter anderem die „Hochwasserpartnerschaft Ahr“ weiter vorantreiben, um auch über die Kreis- und Landesgrenze hinaus eine wirksame Hochwasservorsorge insbesondere bei Starkregenereignissen zu etablieren.

„Der Eigenbetrieb Schulen und Gebäudemanagement des Kreises legt den Schwerpunkt seiner Arbeit in diesem Jahr vor allem darauf, die Schulgemeinschaften der sieben betroffenen Kreisschulen wieder an jeweils einem gemeinsamen Standort zusammenzubringen“, ergänzte Gies. Dies gelte insbesondere für die Don-Bosco-Schule sowie die Levana-Schule. Parallel werde an der Sanierung der beschädigten Schulgebäude und Schulsporthallen gearbeitet. Um auch in dieser Übergangsphase Sportmöglichkeiten für die Schüler zu schaffen, beteilige sich der Kreis an der Errichtung temporärer Sporthallen durch die Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig.

Corona wird weiterhin sehr ernst genommen

Auch die aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie und die Ausbreitung der Omikron-Variante werde von der Kreisverwaltung weiterhin sehr ernst genommen. So hätten sich die Verwaltung und ihre Eigenbetriebe breit aufgestellt, um die kritischen Infrastrukturen aufrechtzuerhalten. Verschiedene Eskalationsstufen, Schichtsysteme, Testungen und weitere Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass ein möglicher Ausfall von Personal keine gravierenden Auswirkungen auf die Dienstleistungen des Kreises habe.

„Eine der größten Herausforderungen ist und bleibt aber auch im Jahr 2022 die Suche nach geeignetem Fachpersonal. Klar ist, dass wir zur Bewältigung der vielfältigen Themen personelle Unterstützung mit entsprechendem Fachwissen brauchen und die Verwaltung personell aufgestockt werden muss“, erklärt Gies.