Bürgerinitiative „Lebenswerte Stadt“

„Adieu, Pavillon!“

„Adieu, Pavillon!“

Der ursprüngliche Pavillon am Bahnhof. Foto: privat

„Adieu, Pavillon!“

Die Übergangslösung: Zeitweise war die Tourist-Information in einer Tankstelle untergebracht. Foto: privat

„Adieu, Pavillon!“

Das Pavillon heute. Foto: Michael Lentz

Bad Neuenahr. Ein einzigartiges Bauwerk stirbt in Neuenahr derzeit nahezu unbemerkt: der alte „KVV-Pavillon“ am Bahnhof Neuenahr. Architektur, nach der sich andere Städte die Finger lecken, weicht hier einem schnöden Parkstreifen. Einmal mehr muss die Bürgerinitiative ein Bild auf ihrem virtuellen „Friedhof“ auf der Homepage www.lebenswertestadt.jimdo.de einstellen. Der elegante Pavillon des Kur- und Verkehrsvereins fällt der Abrissbirne zum Opfer.

Die Geschichte

Der Pavillon am Bahnhof Bad Neuenahr und am Rande des Max-Meyer-Parks war Sitz des Kur- und Verkehrsvereins und seiner Nachfolge-Organisationen.

Bereits 1860 gründete sich ein Verkehrs- und Verschönerungsverein, der sich 1911 in den KVV umbenannte. Seine erste Anlaufstelle für Gäste war das Zigarrengeschäft Kaufmann im Hansa-Haus, neben der Post, Hauptstraße.

Erst in den 30ern entstand der erste Pavillon am Bahnhof, der 1944 bei einem Luftangriff der Aliierten vollständig zerstört wurde. Nun diente ersatzweise die Tankstelle Neumerkel als Tourist-Information. Sie lag zwischen Kaiserhof und Hotel Hof von Holland – heute Kaufhaus Moses. Von hier aus wurden auch die berühmten Dahlienfestzüge organisiert.

1961 wurde der Pavillon am Bahnhof neu gebaut und wurde bis 1999 genutzt. Der Pavillon ist Teil der Denkmalzone Bahnhof. Die Aberkennung des Denkmalschutzes und der Abriss wurden von Seiten der Stadt gemäß Unterlagen bereits seit den 1990ern betrieben, obwohl anderenorts genau diese Pavillons mit viel Erfolg wiederbelebt (zum Beispiel in Koblenz) oder sogar rekonstruiert werden (zum Beispiel Bonn).

Der in den 1960er Jahren entstandene Pavillon begrüßt die Gäste am Bahnhof Neuenahr. Im Gegensatz zu dem massiveren Bahnhofsbau in historischen Stilformen zeigt sich der Pavillon als weitgehend in Glas aufgelöster, fast spielerisch aus einem Rund- und einem etwas niedrigeren Quertrakt komponierter Bau.

Der niedrige Sockel, die Zone oberhalb der Fenster und der als rahmenartiger Kasten eingestellte Eingang mit seinen beiden abgeschrägten Seitenwangen aus Werkstein sind die einzigen massiv wirkende Teile. Leicht und fein zeigen sich auch die überstehende Dachscheibe und die schlanken Rundstützen im Inneren. Mit seiner Gestaltung erinnert der Pavillon durchaus bewusst an Formen, die von der Moderne der 1920er Jahre, beispielsweise am Bauhaus, ausprobiert worden waren und die in der Nachkriegszeit vielfach wieder aufgegriffen wurden und deren Ästhetik auch heute wieder eine große Rolle spielt, weshalb solche Bauten andernorts erhalten und weitergenutzt werden.

Bedauern und

Unverständnis bei vielen

Die Bürgerinitiative bedauert einmal mehr, dass wieder ein durchaus erhaltenswertes Haus, in dem sich ein Stück Stadtgeschichte widerspiegelt ohne Not abgerissen wird. Der Pavillon stellte sich kaum verändert dar, war funktionstüchtig und es gab sogar interessierte Nutzer und interessante Nutzungskonzepte.

Die Rubrik „Gebäude in Not – verloren“ auf der Homepage der BI „lebenswerte Stadt“, in der nun auch ein Foto dieses Hauses eingestellt ist, listet Bauten unserer Stadt auf, die bereits abgerissen sind, oder deren Abriss bevorsteht. Ziel der Bürgerinitiative ist keineswegs, jede „Hütte“ zu erhalten, jedoch mit Rücksicht und Wertschätzung der Geschichte eine Stadt zu gestalten.

Der Erhalt wertvoller Häuser und Fassaden sollten dabei Vorrang haben – so wie es andere Städte bereits vormachen.

Die Bürgerinitiative „Lebenswerte Stadt“ möchte interessierte Bürgerinnen und Bürger auf unterschiedliche Weise für den Reichtum der hiesigen Baukultur sensibilisieren. Informationen und Termine finden sich auf der oben zitierten Homepage.

Pressemitteilung der

Bürgerinitiative

„Lebenswerte Stadt“