Eröffnung der Ahrweiler Freiheitswochen

Das Motto „Freiheit und Toleranz“ ausunterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet

Das Motto „Freiheit und Toleranz“ aus
unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet

Gute Laune herrschte bei der Eröffnungsveranstaltung der Ahrweiler Freiheitswochen im Arp Museum Bahnhof Rolandseck mit (v.l.) Museumsdirektor Dr. Oliver Kornhoff, MdL Guido Ernst, der stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins, Ghazel Wahisi, dem Vorsitzenden Horst Gies, Projektleiter Wolfgang Grambs, Landrat Dr. Jürgen Pföhler, Kreissparkassen-Vorstand Guido Mombauer, Remagens Bürgermeister Herbert Georgi und Ideengeber Andreas Wittpohl. Jost

Das Motto „Freiheit und Toleranz“ aus
unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet

Stephan Maria Glöckner trug ebenfalls zur Auflockerung Programms bei.

Rolandseck. „Freiheit und Toleranz“, so lautet das Motto der diesjährigen Ahrweiler Freiheitswochen, die mit einer Festveranstaltung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck offiziell eröffnet wurden. Zehn Tage lang bietet der Förderverein Ahrweiler Freiheitswochen mehr als 30 Veranstaltungen an verschiedenen Orten an, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem diesjährigen Thema nähern. Die Schirmherrschaft hat der frühere Bundesumwelt- und Bauminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Dr. Klaus Töpfer übernommen. Preisträger des zweiten Ahrweiler Freiheiter-Preises wird der frühere Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann sein, der seinen Preis beim „Festabend der Freiheiter“ an Samstag, 18. März, in Steigenberger Kurhaus Bad Neuenahr entgegennehmen wird.

„Freiheit und Frieden

durch Begegnung und Dialog“

„Die aktuelle Situation in der Welt und die Herausforderungen für moderne Gesellschaften in Europa erfordern eine nachhaltige Stärkung des gesellschaftlichen Dialogs über Freiheit- und Zukunftskonzepte“, sagte der Vorsitzende des Fördervereins, Horst Gies, in seinem Grußwort zur Eröffnung der Ahrweiler Freiheitswochen. Der Förderverein wolle unter der Überschrift „Freiheit und Frieden durch Begegnung und Dialog“ die unterschiedlichen Facetten der Friedens- und Freiheitsthematik aufgreifen und damit gleichzeitig einen Beitrag zum toleranten Miteinander von Gesellschaft, Nationalitäten, Religionen und alle Generationen leisten. Dabei stehe im Luther-Jahr ganz besonders die Reformation im Vordergrund von Foren, Lesungen und Diskussionen, ein anderer Schwerpunkt sei die Flüchtlingsthematik. „Es ist wichtig, alle Generationen und besonders die Jugendlichen in die Themenarbeit über die Schulen einzubinden.“ Erfreulicherweise identifizierten sich immer mehr Gruppen und Vereine aus dem gesamten Kreis Ahrweiler mit den Ideen und Visionen zum Thema Freiheit insgesamt und brächten sich ein. „Das ist toll und genau unser Ziel“, freute sich Gies.

Zuvor hatte Museumsleiter Dr. Oliver Kornhoff darauf hingewiesen, dass das Arp Museum in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiere und dafür viele kleine und große Wünsche erfüllt bekäme. Auch er freute sich über eine ständig wachsende Identifikation des Kreises Ahrweiler mit dem Museum, das ein besonderer Ort der Künste sei. Erfreulicherweise habe die Kunst in Deutschland heute grundsätzlich keine Grenze, solange sie niemanden in seinen Grundrechten verletze. Provokationen machten erst die Grenzen sichtbar, sie seien andererseits auch eine Gefahr für die Freiheit, wobei es keine Freiheit ohne ein gewisses Maß an Provokation geben könne. Zumindest für eine Kunst, die etwas zu sagen habe.

Provokation um der Provokation willen kann banal werden

Allerdings warnte Kornhoff auch, Provokation nur um der Provokation willen könne schnell banal werden. Mit Blick auf den Protagonisten des Museums, Hans Arp, erinnerte der Direktor daran, dass dieser sich von ästhetischen Empfindungen distanziert habe auf der Suche nach einem neuen künstlerischen und gesellschaftlichen Gleichgewicht. Als Folge sei vor 101 Jahren der Dadaismus entstanden. Heute allerdings sei man schon dabei, den Dadaismus in Museen einzuzwängen und seinen Freiheitsdrang zu kanalisieren. Dabei sei der beste Weg, die Freiheit zu erhalten, sie auch tatsächlich zu nutzen.

Remagens Bürgermeister Herbert Georgi hatte zwar nur eine leere Seite als Redemanuskript dabei, machte daraus aber eine bemerkenswerte Analyse. Etwa mit der Frage, ob Bürgermeister und Landräte eigentlich wirklich frei seien. Er verneinte das augenzwinkernd, denn selbst im Tempel des Dadaismus könne er nicht in Dada-Form reden, „sonst hält man mich für Gaga“. Er war der Ansicht, mit dem Begriff der Freiheit müsse man in der heutigen Zeit ernsthafter umgehen als vielleicht noch vor zehn Jahren, denn damals sei der Freiheitsgedanke eine Art unveränderbarer Besitzstand gewesen, was sich mittlerweile aber stark geändert habe. „Die Zeiten sind sensibler geworden, in einigen europäischen Ländern ist die Freiheit ganz ernsthaft bedroht“, zählte er etwa die Türkei, Ungarn oder Russland auf. Mit bloßem Besitzstandsdenken sei die Freiheit nicht zu bewahren, deshalb sei es umso wichtiger, noch mehr Leute und vor allem die Jugend auf die richtige Seite zu ziehen.

Künstlerische Freiheit im

Mittelpunkt der Betrachtung

Landrat Dr. Jürgen Pföhler (CDU) begrüßte es als stellvertretender Vorsitzender des Museumsträgers, der Landesstiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck, dass der Auftakt der diesjährigen Freiheitswochen an dieser Stelle stattfinde. „Das Arp Museum ist zweifellos eine der prominentesten Adressen dieser Region und widmet sich wie kein anderes Haus einem Bildungsauftrag, der die künstlerische Freiheit in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt - und zwar über alle Sparten- und Epochengrenzen hinaus.“

Wer durch das Museum gehe, könne tatsächlich die Freiheit der Kunst in all ihren Facetten erleben. Der Betrachter finde hier, geschickt arrangiert, die unterschiedlichsten Positionen im friedlichen Dialog miteinander und entdecke dabei größere Zusammenhänge und wechselseitige Einflüsse. „Wer durch dieses Haus geht, wird aber auch erkennen, dass sich diese künstlerische Kreativität nur in einem Klima entfalten kann, dass von Freiheit und Toleranz geprägt ist, denn die sind letztlich die Garanten für ein friedliches Miteinander, sei es in der Kunst oder auch bei unterschiedlichen politischen Meinungen oder Religionszugehörigkeiten“, so der Landrat. Insofern könne es keinen passenderen Ausgangspunkt für die Ahrweiler Freiheitswochen geben.

Arp Museum verdankt seine Existenz dem Ruf nach Freiheit

Historisch betrachtet verdanke im Übrigen auch das Arp Museum seine Existenz dem Ruf nach Freiheit. Denn ohne die Wiedervereinigung hätte es weder den Bonn Berlin Beschluss noch die damit verbundenen Ausgleichsmaßnahmen gegeben. Die Pläne für das Arp Museum seien Teil jenes Maßnahmenpaketes gewesen. Bis zu seiner Eröffnung 2007 sei es kein leichter Weg gewesen, doch umso glücklicher sei man heute, dass es gelungen sei, „dieses wunderbare Haus Wirklichkeit werden zu lassen.“

Er sei dem Verein sehr dankbar für die vorbildliche Initiative und die nachhaltigen Impulse, die von den Ahrweiler Freiheitswochen ausgingen. „Denn mit Blick auf die vielen Beispiele von Unfreiheit in der Welt, aber auch angesichts der zunehmenden antidemokratischen Strömungen und der drohenden Spaltung unserer Gesellschaft bin ich überzeugt, dass dieser breite Dialog über Freiheit heute wichtiger ist denn je“, sagte Pföhler. Man müsse auf allen gesellschaftlichen Ebenen und mit ganzer Kraft an die Bedingungen der freiheitlichen Werte erinnern und für diese eintreten. Und man müsse sich offensiv mit denen auseinandersetzen, die versuchten, an den Grundfesten der Demokratie zu rütteln.

„Die Freiheit des Menschen ist das Maß aller Dinge“

„Mit den Ahrweiler Freiheitswochen hat dieses wichtige Thema jetzt Gestalt, Form und Inhalt“, freute sich der Landrat und wies darauf hin, dass die Kreisgremien das Projekt von Anfang an unterstützt hätten. Er schloss mit einem Ausspruch von Hans Arp, der in spielerischer Abwandlung eines bekannten Sprichworts gesagt hatte: „Der Mensch ist das Maß aller Schneider.“ Pföhler trifft diesen Spielball auf und formulierte das Sprichwort noch einmal um: „Die Freiheit des Menschen ist das Maß aller Dinge.“ Denn die Freiheit sei die Maxime, an der sich jede politische, gesellschaftliche und religiöse Entscheidung messen lassen müsse. Und für diese Freiheit und Toleranz gelte es, täglich neue Verantwortung zu übernehmen.

Umrahmt worden war die Eröffnungsveranstaltung von einem kulturellen Begleitprogramm. So gab es vor Beginn mehrere Gruppenführungen durch das Museum mit interessanten Einblicken in die ausgestellten Werke und die Architektur des Gebäudes, das von Stararchitekt Richard Meier entworfen worden war. Für die musikalische Untermalung sorgte die Percussiongruppe „Akwaaba“ aus der Grafschaft und Liedermacher Stephan Maria Glöckner an der Gitarre.