Haribo wehrt sich gegen „unwahre Behauptungen und unberechtigte Vorwürfe“

Der Goldbären-Produzent haterneut mit Problemen zu kämpfen

Der Goldbären-Produzent hat
erneut mit Problemen zu kämpfen

Im brandneuen Verwaltungsgebäude der Haribo-Firmenzentrale im Innovationspark Rheinland sehen sich die Verantwortlichen gezwungen, gegen einen Bericht des „Manager Magazins“ Stellung zu beziehen.JOST

Ringen. Der Süßwarenhersteller Haribo kommt nach dem Umzug in die neue Firmenzentrale im Innovationspark Rheinland einfach nicht zur Ruhe. Die Firmenleitung sieht sich gezwungen, einen Bericht in der aktuellen Ausgabe des „Manager Magazins“ vehement zu widersprechen und die dort aufgestellten Behauptungen richtigzustellen. Der Vorwurf lautet, Haribo arbeite in seinem Asien-Geschäft mit dubiosen Methoden, was die Goldbären-Produzenten entschieden zurückweisen. „Verfehlte Geschäftsziele, flüchtende Spitzenmanager, abstürzendes Image – der Süßwarenhersteller steckt in Schwierigkeiten“, so reißt das „Manager Magazin“ seine Titelgeschichte an, in dem es laut Überschrift um „Böse Bärchen“ geht. „Offenkundig arbeitet der Konzern auch mit dubiosen Methoden. Verspielt der Inhaber Hans Guido Riegel regelt das Lebenswerk seines legendären Onkels?“ fährt die Zeitschrift aus der Hamburger Spiegel-Gruppe gleich schweres Geschütz auf. Haribo stehe im Verdacht, im Umgang mit Gesetzen und Geschäftspartnern zu tricksen, heißt es in dem sechsseitigen Artikel.

Rechtsstreit anhängig

Ins Rollen gebracht hat die Geschichte ein ehemaliger Vertragspartner von Haribo, der 42-jährige Amerikaner mit koreanischen Wurzeln Eric Hahn, der zwischen 2006 und 2017 als Exklusivimporteur den koreanischen Markt für Haribo aufgebaut hatte. Er berichtete dem Magazin von falsch deklarierten Produkten, von Managern mit wenig Skrupel und davon, dass der Fiskus geprellt worden sei. Derzeit ist allerdings mindestens ein Rechtsstreit zwischen Hahn und Haribo anhängig, weitere dürften folgen.

Hahns Importfirma „Aquarius“ glänzte lange mit den höchsten Wachstumsraten im Exportgeschäft des Süßwarenherstellers, bis 2020 waren nach Angaben des „Manager Magazins“ Umsätze von 30 Millionen Euro geplant. Doch dann sei der koreanische Markt mit Parallelimporten überschwemmt worden, die eigentlich für Botswana gedacht waren und die Hahn das Leben schwermachten. Deshalb will der ehemalige Importeur Klage in Korea einreichen und 60 Millionen Euro als Entschädigung für sein Geschäft fordern, das Haribo in den Ruin getrieben haben soll.

Großes Kaliber

So soll die Ende August 2012 in der Steueroase Singapur gegründete Tochterfirma „Haribo Asia Pacific Pte Ltd“ lediglich als Briefkastenfirma gedient haben, vermutet das „Manager Magazin“, um gleich mit großem Kaliber nachzulegen: „Dass der Konzern seine Finanzen bis an die Grenzen des Legalen optimiert, ist aktenkundig.“ Als Beleg führt das Magazin die Gründung einer Art Zweitverwaltung in Luxemburg unter dem Dach der „Rigo Trading S.A.“ an, für die in einem Bürokomplex nahe dem Flughafen von Luxemburg mehr als 70 Mitarbeiter arbeiten sollen. Zu ihren Aufgaben gehörten Einkauf, Export und das Verwalten der Markenrechte. Und über diese Firma seien auch ab 2013 die Exporte für Asien gelaufen.

Problem mit einem Stück Holz

Zu allem Überfluss gab es auch noch ein Problem mit einem Stück Holz in einer Zehn-Gramm-Tüte „Goldbären“, die 2015 in Korea auftauchte. In diesem Zusammenhang seien nicht nur die Vertragspartner von Haribo, sondern auch die koreanische Aufsichtsbehörde für Lebensmittelsicherheit über die Kontrollverfahren bei Haribo getäuscht worden, behauptet das „Manager Magazin“. Eine Haribo-Mitarbeiterin habe nämlich schriftlich versichert, es gebe nicht nur Siebverfahren, sondern sogar Röntgenuntersuchungen, um eventuelle Fremdkörper auszusortieren. Doch Letzteres stimme nicht, was mittlerweile sogar Haribo selbst gegenüber dem Amt zugegeben habe. Röntgentechnologie sei für den praktischen Zweck ohnehin nicht funktionsfähig. Mittlerweile hat Haribo nach Informationen des „Manager Magazins“ den Vertrag mit Aquarius beendet und sogar eine Klage vor dem Obersten Gerichtshof in Singapur eingereicht. Dabei soll es um nicht bezahlte Rechnungen für gelieferte Waren gehen. Mittlerweile arbeitet Haribo in Korea mit einer anderen Vertriebsfirma namens Samkyoung zusammen, das Korea-Geschäfts soll sich mittlerweile wieder erholt haben.

„Dieser Artikel erhält unwahre Behauptungen, unberechtigte Vorwürfe und Darstellungen, die unvollständig sind“, entgegnet Haribo jetzt in einer Richtigstellung. Damit werde ein völlig verzerrtes Bild der Haribo-Unternehmensgruppe und einzelner Unternehmensvertreter gezeichnet, heißt es aus der Konzernzentrale im Innovationspark Rheinland in der Gemeinde Grafschaft. Die Vorwürfe in dem Artikel seien haltlos und in Zusammenhang mit dem genannten Rechtsstreit zu bewerten. „Wir betonen an dieser Stelle ausdrücklich, dass wir uns stets an geltende Regulierungen und Vorschriften halten und diesbezüglich im engen Austausch mit den Behörden stehen. Dabei ist Transparenz für die Verbraucher für uns wesentlich“, heißt es in der Stellungnahme.

Ein klares Bekenntnis

Auch der Vorwurf, Haribo habe den Fiskus geprellt, wird empört und entschieden zurückgewiesen. Es wird versichert, dies zu keiner Zeit getan zu haben. „Der Sitz der Unternehmensgruppe ist in der Grafschaft, die Ansiedlung dort war eine bewusste Entscheidung und ein Bekenntnis zum Standort Deutschland. Wir versteuern unsere Einkünfte in Deutschland, einschließlich der Lizenzeinnahmen aus den weltweiten Markenumsätzen.“

Auch sei die „Haribo Asia Pacific Pte Ltd.“ zu keinem Zeitpunkt eine „Briefkastenfirma“ gewesen, vielmehr befindet sich die Gesellschaft seit 2013 im kontinuierlichen Aufbau mit zunächst drei, inzwischen aber mehr als zehn Mitarbeitern vor Ort. Ohnehin habe der Aufbau von Vertriebsgesellschaften im Ausland keine steuerlichen Gründe, es geht vielmehr um die Nähe zum Markt, zu den Kunden und Verbrauchern sowie zu qualifiziertem Personal mit einschlägiger Marktkenntnis. „Wir verfügen deshalb in wichtigen Absatzmärkten in Europa und außerhalb Europas über eigene Vertriebsgesellschaften, um mit eigenen Mitarbeitern vor Ort unsere Kunden und Distributionspartner bestmöglich zu betreuen.“

Der Vorwurf, Haribo fördere Parallelimporte, sei ebenfalls haltlos. Diese erschwerten nämlich den Markenaufbau, zudem sei die Verkehrsfähigkeit der Ware nicht gewährleistet. „Es entspricht nicht der Unternehmensstrategie von Haribo, Parallelimporte zu fördern.“ Leider gebe es nur beschränkte rechtliche und faktische Möglichkeiten, Parallelimporte zu verhindern. Diese träten immer dann auf, wenn der lokale Markt nicht angemessen mit Waren beliefert werde, so dass sich Parallelimporte für andere Unternehmen finanziell überhaupt lohnten. Die Feststellung, dass es besonders nach Korea in beträchtlichem Umfang Parallelimporte gegeben habe, sei für Haribo daher ein Grund gewesen, die Zusammenarbeit mit dem Partner „Aquarius“ zu überprüfen. Die Tatsache, dass nach der Umstellung auf den neuen Distributionspartner Samkyoung die Parallelimporte allem Anschein nach deutlich zurückgegangen seien, bestätigten dieses Vorgehen. Zurückgewiesen wird auch der Vorwurf, Haribo habe indirekt der koreanischen Lebensmittelbehörde fälschlicherweise mitgeteilt, Röntgengeräte für die Erkennung von Fremdkörpern zu verwenden. Röntgengeräte seien in dem vorliegenden Fall gar nicht funktionsfähig, da Fruchtgummi und etwaige Fremdkörper wie Holz eine ähnliche Dichte hätten und daher durch Röntgengeräte nicht verlässlich vom Produkt unterschieden werden könnten. „Eine bewusste Falschangabe gegenüber der Behörde wäre daher völlig sinnlos, da wir sogar eine wirkungsvollere Positionsmethode einsetzen“, schreibt Haribo. Eine Richtigstellung des Briefes sei mittlerweile erfolgt, um den Sachverhalt zu klären. Von der Lebensmittelbehörde sei es weder zu Rückfragen noch zu Beanstandung gekommen. „Im Dezember 2017 folgte auch eine routinemäßige Inspektion des Bonner Werks durch die koreanische Lebensmittelbehörde. Die Inspektion endete erwartungsgemäß ohne jegliche Beanstandungen.“

Allerhöchste Priorität

Zum Abschluss macht Haribo noch einmal deutlich, dass Produktsicherheit und Transparenz sowie Kontrolle der Produktionsvorgänge allerhöchste Priorität im Unternehmen hätten. Haribo kooperiere weltweit mit sämtlichen Lebensmittelbehörden und gewährte ständig Einblicke in die Produktionsstätten. Das Unternehmen arbeite mit modernsten automatisierten Kontrollapparaten, etwa zur Fremdkörper-Erkennung, um den höchsten Standard an Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.