Grafschafter Hauptausschuss war sich einig

Gemeinde soll sich stärker bei derIntegration der Flüchtlinge engagieren

Grafschaft. Die Gemeinde soll sich künftig stärker bei der Integration der Flüchtlinge engagieren, das beschloss der Haupt-, Finanz-, Personal- und Vergabeausschuss einstimmig in seiner jüngsten Sitzung. Er plädierte zudem für eine weiterhin dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen.

Das Angebot an Sprachkursen in der Gemeinde soll zudem erhöht werden. Für die Integration der Flüchtlingskinder, etwa durch Angebote der Vereine in der Gemeinde, sollen ebenso Zuschüsse gezahlt werden wie für offene Veranstaltungen mit Asylbewerbern und Flüchtlingen. Auch die Fahrtkosten von Ehrenamtlichen, die ihnen durch Fahrten mit den Asylbewerbern im privaten Fahrzeugen entstehen, sollen übernommen werden. Anfang des Jahres hielten sich in der Grafschaft 30 Asylbewerber und 60 anerkannte Flüchtlinge auf, berichtete Bürgermeister Achim Juchem (CDU).

20 Personen befänden sich in einem Klageverfahren aufgrund eines Abschiebungsbescheides. Derzeit habe die Gemeinde 24 Wohnungen angemietet und halte daneben am Dorfgemeinschaftshof Birresdorf eine Notunterkunft vor.

Somit stehe im Moment Wohnraum für etwa 120 Personen zur Verfügung, und die geplante Errichtung eines Mehrfamilienwohnhauses in Ringen werde dazu beitragen, die Unterbringungsmöglichkeiten weiter zu verbessern.

Denn auch anerkannte Flüchtlinge, die eigentlich aus der asylrechtlichen Zuständigkeit der Gemeinde Grafschaft herausfallen, dürfen weiterhin in den bislang zugewiesenen Unterkünften verbleiben, um eine Obdachlosigkeit zu vermeiden. Für die Nutzung werde dann allerdings eine Entschädigung verlangt, die vom Jobcenter erstattet werde.

Zahl der ehrenamtlichen

Helfer hat sich erhöht

Erfreulicherweise habe sich seit dem Jahr 2015 die Zahl der ehrenamtlichen Helfer in der Grafschaft nochmal deutlich erhöht.

Den vielen Bürgern müsse man ein großes Lob auszusprechen, da die Integration ohne ihre Hilfe kaum zu bewältigen wäre, so Juchem. Sie übernähmen etwa Fahrten zu den Anhörungsterminen, zu Ärzten oder zu Schulterminen, lernten gemeinsam mit ihren Schützlingen Deutsch und vereinfachten ihnen somit den Start in ein Leben in Deutschland. „Erfolgreiche Integration erfordert aber zunächst einmal den Abbau von Sprachhindernissen“, wusste Juchem.

Auch wenn viele der in der Grafschaft lebenden Asylbewerber bereits einen kleinen Wortschatz an Deutschkenntnissen hätten, reiche diese nicht aus für Behördengänge, Arztbesuche oder Ähnliches. Bis diese Sprachhindernisse beseitigt und die grundsätzlichen Dinge des täglichen Lebens in Deutschland vermittelt seien, bedürfe es einer Hilfestellung durch die Gemeinde. Denn gerade dann, wenn die Asylbewerber anerkannt seien, fange der „Behördenstress“ erst an.

Mit dem Einsatz von zwei Dolmetschern habe man in dieser Hinsicht bislang nur gute Erfahrungen gemacht, denn es sei sehr hilfreich, unmittelbar von den Flüchtlingen zu erfahren, wo noch Hilfe benötigt werde und wie man bestmöglich Unterstützung anbieten könne.

Unterstützung bei der Suche nach Arbeitsplatz und Wohnung

Um die anerkannten Flüchtlinge bei der Arbeitsplatz- und Wohnungssuche zu unterstützen, soll die Verwaltung ihre Beratung- und Unterstützungstätigkeit verstärken. Ein Teil der Integrationspauschale, die vom Bund gezahlt wird, könne dafür genutzt werden.

Insgesamt erhielt die Gemeinde für die Jahre 2016 bis 2018 den Betrag von 73.250 Euro, das Geld soll für Integrationsmaßnahmen verwendet werden. Damit wäre es möglich, einen eigenen Sprachkurs für alle Asylbewerber anzubieten, die aktuell keinen Kurs besuchen können. Je nach Angebot wären hierfür 5000 bis 10.000 Euro pro Jahr zu veranschlagen.

Zudem könnten Vereine einen Zuschuss für Maßnahmen zur Förderung der Integration erhalten, um beispielsweise einen Dolmetscher einbinden zu können. Durch multikulturelle Spielgemeinschaften und Freizeitangebote könne die Jugend aller Nationalitäten gefördert und ein Zusammenleben gestärkt werden, glaubt man in der Gemeindeverwaltung. In einem ähnlichen Umfang sei auch die Unterstützung von offenen Veranstaltungen für die Asylbewerber und Flüchtlinge sowie die ehrenamtlichen Helfer und interessierte Bürger denkbar. Bei Kaffee und Kuchen komme man in der Regel leichter ins Gespräch, und eventuell bestehende Berührungsängste würden leichter abgebaut.

Willkommensordner

wird erarbeitet

Um den Asylbewerbern einen besseren Start in das Leben in Deutschland und in der Gemeinde Grafschaft zu geben, arbeite die Verwaltung derzeit an dem Projekt „Willkommensordner“, so Juchem weiter: Jeder Asylbewerber soll bei Ankunft in der Gemeinde einen Ordner mit wichtigen Ansprechpartnern sowie Wissenswertem über das Leben und die Kultur in Deutschland ausgehändigt bekommen. Insgesamt habe die Gemeinde im vergangenen Jahr rund 100.000 Euro mehr für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen ausgegeben, als sie erstattet bekommen habe.