Die Rheinbrücken in Koblenz werden zu Engpässen - BLICK aktuell fragte bei den Verantwortlichen nach

Keine kurzfristige Lösung in Sicht

Keine kurzfristige Lösung in Sicht

Auch die Sanierungsarbeiten an der Südbrücke werden die Verkehrssituation in Koblenz den kommenden zwei Jahren prägen und für die Koblenzer und Pendler eine Herausforderung in Sachen „Geduld“ darstellen. Foto: BSB/Archiv

Keine kurzfristige Lösung in Sicht

In der Nacht vom 6. auf 7. April, wurde die Pfaffendorfer Brücke für jeglichen Kraftfahrzeugverkehr gesperrt.

Die Geduld vieler Autofahrer, die täglich nach Koblenz fahren, werden in diesem Jahr auf eine Probe gestellt. Dass nun zeitgleich an drei Rheinbrücken durch Baustellen der Verkehrsfluss spürbar behindert wird, lässt bei den betroffenen Autofahrern die Frage aufkommen, ob eine solche Zuspitzung der Situation nicht vermeidbar gewesen wäre. Ist der zu erwartende Dauerstau eine ärgerliche aber unvermeidliche Nebenwirkung, die mit der notwendigen Sanierung wichtiger Brückenbauwerke verbunden ist, eine Folge unglücklicher Umstände oder schlicht ein gedankenloses Baustellenmanagement?

Koblenz. Die Stadt am Deutschen Eck ist als vitales Oberzentrum im nördlichen Rheinland-Pfalz das Ziel vieler, die dort arbeiten oder private, geschäftliche oder berufliche Kontakte vereinbaren. Koblenz ist ein Magnet in der Region und mit seinem Umfeld intensiv vernetzt. Die überproportional hohen Pendlerströme tragen zur Stärke des urbanen Potenzials der Stadt bei. Wenn diese Ströme stocken, trifft das den Nerv der Stadt. Es führt zu Ärger, Wut und Protest bei den Pendlern, die nun Tag für Tag Stunden in Staus verbringen und sich verständlicherweise fragen, ob man die Reparaturarbeiten an den Brücken nicht hätte anders planen können. Den Autofahrern kommt es seltsam vor, dass angeblich die Bendorfer Brücke und der Südbrücke zeitgleich saniert werden müssen und auch noch gleichzeitig die Pfaffendorfer Brücke dringend repariert wird. Eine zentrale Verkehrsader in der Stadt und zwei wichtige Zubringerstraßen, die das Umland im Süden und im Nordosten mit Koblenz verbinden, werden im Berufsverkehr zu täglichen Staufallen, die die Geduld und die Nerven der Autofahrer strapazieren. Sie fragen sich, hätte man die Brückensanierungen nicht besser koordinieren und entzerren können? Genau dies wollte auch der BLICK aktuell vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) wissen, der zunächst darauf hinwies, dass er nur zu den Bauarbeiten an der Bendorfer Brücke und der Südtangente etwas sagen könne. Die Arbeiten an der Pfaffendorfer Brücke fielen ausschließlich in die Zuständigkeit der Stadt Koblenz.

Unsere Zeitung wollte vom LBM wissen, wie sich aus seiner Sicht die Lage in der Stadt darstellt und welche konkreten Maßnahmen der LBM plant, um die Stau- und Brückenproblematik zu entschärfen. „Wir werden die Verkehrssituation in den nächsten Tagen intensiv beobachten und Entlastungsmöglichkeiten und verkehrsleitende Maßnahmen, prüfen,“ erklärte dazu der Landesbetrieb Mobilität. Eine Entlastung auf der Bendorfer Brücke werde zudem dann eintreten, wenn die Baustelle eingerichtet sei. Nur bei der Einrichtung der Baustelle sei die Verkehrsführung zum Teil einspurig. Dies erfolge voraussichtlich im Laufe dieser Woche. „Eine Beruhigung des Verkehrs tritt erfahrungsgemäß nach ein bis zwei Wochen nach Einrichtung der Baustellenverkehrsführung ein,“ betonte die Pressesprecherin des LBM. Auf der Bendorfer Brücke werden den Verkehrsteilnehmern während der Bauzeit weiterhin zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung zur Verfügung stehen. Bis Dezember 2020 soll die Sanierung der Brücke abgeschlossen sein. Die Arbeiten an der Südtangente werden jedoch deutlich länger andauern und die Pendler noch gut zwei Jahre belasten.

Den Vorwurf, man hätte die Autofahrer und die Stadt Koblenz leichtfertig und ohne Absprache ins Verkehrschaos gestürzt, weist der LBM entschieden zurück. Man hielt die gleichzeitige Umsetzung der beiden Maßnahmen im Südwesten und Nordosten des städtischen Großraums für akzeptabel. „Die Maßnahmen des LBM Autobahnamtes Montabaur (A 48 Bendorfer Rheinbrücke) und des LBM Cochem-Koblenz (B 327 Südtangente Koblenz) wurden sowohl LBM-intern als auch mit der Stadt Koblenz abgestimmt. Da die hiernach zu erwartenden Verkehrsumlagerungen vertretbar waren, gab es keine Gründe, die gegen eine gleichzeitige Umsetzung dieser beiden Maßnahme sprachen. Die Stadt Koblenz war in die Koordinierung der Maßnahmen eingebunden,“ heißt es in der Stellungnahme des LBM. Im April 2018 hätten alle beteiligten Stellen und die Stadt Koblenz das Szenario der gleichzeitigen Realisierung der beiden Brückensanierungsprojekte noch einmal erörtert. Damals kam man zum Schluss, dass es keine Beeinträchtigungen gebe, die eine solche Vorgehensweise grundsätzlich ausschließe. Hierbei wurde auch bedacht, dass außerhalb der Stoßzeiten der Verkehr auf der Südtangente nur einspurig abgewickelt werden kann. Zahlreiche vorangegangene bauliche Unterhaltungsmaßnahmen hätten dies bei Tagesbaustellen bereits gezeigt. „Es wurde vom LBM jedoch immer darauf hingewiesen, dass die Sanierung der Südtangente während der Stoßzeiten des Berufsverkehrs Rückstaus und Beeinträchtigungen erzeugen wird,“ betonte die Pressesprecherin des Landesbetriebes. Da beide Sanierungsmaßnahmen sachlich begründet sind und nach Lage der Dinge nicht als entbehrliche Luxussanierungen gelten können und zudem völlig verschiedene regionale Zielgruppen betroffen sind, ist das positive Votum der Fachleute für eine gleichzeitige Realisierung dieser beiden Baumaßnahmen erklärbar. Die Südtangente ist seit 45 Jahren in Betrieb. Ihre notwendige Generalsanierung würde früher oder später immer zu Staus und verständlichem Unmut bei den Pendlern führen.

Probleme mit der Pfaffendorfer Brücke waren unvorhersehbar

Der Tropfen, der das Fass des Staufrusts der Autofahrer zum Überlaufen brachte, wurde dann das unvorhergesehene Problem mit der Pfaffendorfer Brücke. Eine Untersuchung legte einen schlechteren Zustand der Brücke offen, als er bis dato angenommen wurde. „Das unvorhersehbar schlechte Ergebnis der Schadensentwicklung an der Brücke hat uns keine Wahl gelassen. Wir wollen mit den getroffenen Maßnahmen in absehbarer Zeit eine Vollsperrung der Pfaffendorfer Brücke vermeiden. Aus Sicherheitsgründen gab es keine Alternative zu den angeordneten Sofortmaßnahmen“, erklärte der Koblenzer Oberbürgermeister zu diesem Thema.

Zu den geplanten sich abzeichnenden zwei Stauschwerpunkten kam nun noch die Störung der wichtigen innerstädtischen Verkehrsachse über den Rhein ungeplant hinzu, bei der nun zwei der vier Fahrspuren gesperrt sind. Die Brücke soll so schnell wie möglich mit Verstärkungs- und Sicherungsmaßnahmen in einen Zustand gebracht werden, der es erlaubt, dass sie bis zur Fertigstellung eines Brückenneubaues mit drei intakten Fahrspuren den Verkehr bewältigen kann. Die unvorhergesehenen Probleme und die daraus resultierenden Einschränkungen für die Benutzer der Pfaffendorfer Brücke lassen sich in den kommenden vier Jahren nicht ausräumen. Sie werden gemeinsam mit den Sanierungsarbeiten an der Südbrücke die Verkehrssituation in Koblenz den kommenden zwei Jahren prägen. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht, Geduld, starke Nerven und Kreativität sind jetzt gefragt.