Neuwieder Kreisverwaltung bereitet sich auf potenzielle Gaskrise vor

Koordinierungsgruppe Stab gebildet

Sparappell: Jede heute gesparte Kilowattstunde Energie kann sehr wertvoll werden

Koordinierungsgruppe Stab gebildet

Der Kreis Neuwied will vorbereitet sein: Deshalb hat Landrat Achim Hallerbach (2. von rechts) die Leiter der einzelnen Abteilungen des Kreishauses zusammengerufen, um in Sachen „Gas-Mangellage“ die Krisen-Vorsorge aufzunehmen. Schlüsselrollen nehmen dabei (von links) Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Holger Kurz, Dominik Thier als Leiter der „Koordinierungsgruppe Stab“ (KGS) und Ordnungsamtschef Frank Laupichler ein. Das Foto stammt von der zweiten Sitzung. Foto: Kreisverwaltung Neuwied

05.08.2022 - 16:18

Kreis Neuwied. Ist die Turbine nur ein Vorwand? Dreht Putin den Hahn bald ganz zu? Oder wird das Gas demnächst wieder „wie immer“ durch die Pipelines laufen? Diese Fragen zu beantworten, wäre reine Spekulation. Klar aber ist: Kommt zu wenig oder gar kein Gas mehr aus Russland, wird das zumindest im kommenden Winter in Deutschland spürbare Folgen haben. „Et hätt noch emmer joot jejange“?: Das wäre fahrlässig. Die Gefahr ist real! Vorbereitet zu sein, frühzeitig zu reagieren, ist stattdessen das Gebot der Stunde. Denn klar ist auch: Ein geordnetes Krisenmanagement erspart im Ernstfall nicht nur viele Probleme, auch jede heute schon – bei warmem Wetter - gesparte Kilowattstunde Energie kann dann sehr, sehr wertvoll sein.

Der Kreis Neuwied will vorbereitet sein: Deshalb hat Landrat Achim Hallerbach bereits in der vorletzten Woche die Leiter der einzelnen Abteilungen des Kreishauses zusammengerufen, um in Sachen „Gas-Mangellage“ die Krisen-Vorsorge aufzunehmen. „Es ist noch kein Krisenstab, sondern es geht erst einmal darum, alle Informationen zusammenzutragen und Struktur hereinzubringen“, begründete er und machte deutlich, dass keinesfalls Panik geschürt werden soll. „Aber wir müssen auch die Worst-Case-Szenarien besprechen. Das kann viel Arbeit für die Schublade sein, aber wir können im Fall der Fälle in Situationen kommen, die wir alle nicht kennen“, machte der Landrat deutlich.

Das bestätigten Geschäftsfeldleiter Thomas Endres von den Stadtwerken (SWN), Johannes Schardt (Syna) und Peter Hehl (Energienetze Mittelrhein), die in der Sitzung die aktuelle Lage aus Sicht der Versorger darstellten und verschiedene mögliche Entwicklungen skizzierten. „Noch haben wir genug Zeit, aber wir müssen die Kette bis zum Ende denken – alles in der Hoffnung, dass es nicht so weit kommt“, hielt Endres fest und warb ebenfalls dafür, jetzt zu sparen: „Besser kratzen, bevor es juckt“, kommentierte er – auch im Hinblick auf die kommenden Abrechnungen. Großkunden hätten vor allem wegen der stark gestiegenen Preise schon begonnen, ihre Produktionsprozesse so umzustellen, dass sie bis zu 25 Prozent weniger verbrauchen, berichtete er. Apropos Kosten: Peter Hehl machte deutlich, dass es auch unter diesem Aspekt keine Option sein wird, bei der Wärmeerzeugung Gas durch Strom zu ersetzen. „Der Preis ist immer noch doppelt so hoch“, erklärte der Fachmann.

Auch der Kreis Neuwied hat für seine Immobilien Energiesparmaßnahmen geprüft und umgesetzt. „Wir würden uns wünschen, wenn uns Bund und Land eine abgestimmte Richtlinie zur Hand geben würde, damit es auch hier ein flächendeckendes, einheitliches Vorgehen gibt,“ fordert der Landrat, der ansonsten zeitraubende Diskussionen und Unsicherheiten befürchtet - zum Beispiel bei den Themen Hygiene und Gesundheitsschutz (Legionellenbildung).

Für die Kreisverwaltung geht es zudem darum, auch in einer Mangellage arbeitsfähig zu bleiben, machte Landrat Achim Hallerbach deutlich. Darüber hinaus müsse man einen genauen Überblick bekommen. Alle Abteilungsleiter sind daher aufgefordert, in ihren Zuständigkeitsbereichen abzufragen, wer welche Energieform nutzt, wer alternative Optionen hat, wie Einsparungen vorgenommen werden können und einiges mehr. „Wir brauchen jetzt einen Überblick wie Pflegeeinrichtungen, Schulen, Kitas und soziale Einrichtungen versorgungstechnisch aufgestellt sind. Eine Gasmangellage kann im schlimmsten Fall auch zu einer Überlastung des Stromnetzes und damit zu einem längeren Stromausfall führen. „Sollte diese Lage eintreten, dann müssen Notfallszenarien vorliegen“, unterstrich Landrat Achim Hallerbach. Diese Informationen sollen in der neu einberufenen „Koordinierungsgruppe Stab“ (KGS) unter Leitung von Dominik Thier (Brand- und Katastrophenschutz) zusammenlaufen und aufgearbeitet werden.

Hallerbach machte dabei aber auch deutlich, dass das die verschiedenen Einrichtungen und Institutionen nicht davon befreit, ihrerseits Pläne für die unterschiedlichen Szenarien zu entwickeln. „Wenn es zu einer Mangellage im Gas- oder Strombereich kommt, werden sie sich selbst helfen müssen. Die Eigenvorsorge steht an erster Stelle. Das können wir nicht zentral übernehmen. Weder die Kommunen noch die Hilfsorganisationen haben ausreichend Notstromaggregate, um jeden Ausfall aufzufangen“, betonte er. Schwerpunkt sei die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur. Ähnlich habe er auch die Bürgermeister der Verbandsgemeinden in der jüngsten Dienstbesprechung sensibilisiert, sich auf eine mögliche Mangellage bei Gas und Strom vorzubereiten. Dort müssten die Fäden zusammenlaufen und Zuständigkeiten festgelegt werden. Ein weiterer Punkt sei die frühzeitige Einbindung von ehrenamtlichen Strukturen vor Ort. „Corona hat uns gezeigt, dass wir auf ein hervorragendes bürgerschaftliches Netzwerk zurückgreifen können,“ hielt der Landrat fest.

Abschließend machte der Landrat auch den eigenen Mitarbeitern Mut: „Ja, ich weiß. Zwei Jahre Corona, Ahrflut, Ukraine-Flüchtlinge, jetzt eine mögliche Gasmangellage: Wir beschäftigen uns seit zweieinhalb Jahren mit Krisenmanagement und bereiten uns parallel schon wieder auf Corona im Herbst vor. Die Kollegen sind erschöpft, die Überstundenkonten voll. Diese Aufgabe ist schwierig. Aber in den jüngsten Krisen haben wir auch bewiesen, dass wir eng zusammenstehen. Wir haben eine hervorragende Verwaltung, ein tolles Team, auf unsere Kolleginnen und Kollegen kann ich mich verlassen“, betonte Landrat Achim Hallerbach.


Auf Krisen vorbereitet sein


In Krisensituationen helfen die öffentlichen Einrichtungen nach Kräften, die Menschen müssen sich aber auch selbst helfen. Deshalb rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), dass sich die Bürger generell auf Notfälle der verschiedenen Arten vorbereiten. Dazu gehört, dass eine gut ausgestattete Hausapotheke vorhanden sein sollte. „Achten Sie darauf, Ihren Vorrat an wichtigen Medikamenten oder Verbandsmaterialien aufzufüllen, bevor er verbraucht ist. Achten Sie auch auf die richtige Lagerung“, betont das BBK. Ähnlich wichtig ist es, einen gewissen Vorrat an Lebensmitteln im Haus zu haben. Dieser sollte so groß sein, dass sich mit ihm im Notfall ein Zeitraum von 10 Tagen überbrücken lässt. Hygieneprodukte wie Seife, Waschmittel und Zahnpasta sollten ebenfalls in ausreichendem Maße vorhanden sein.

„Krisen geschehen, aber doch nicht in Deutschland: Das haben wir alle für eine lange Zeit gedacht. Aber das ist leider nicht richtig. Wir müssen uns vorbereiten. Das Bundesamt für Katastrophenschutz hat auf seinen Internetseiten viele Informationen zusammengestellt und Checklisten zur Vorsorge erstellt. Bitte informieren Sie sich“, appelliert Landrat Achim Hallerbach.

-> Mehr Informationen zur allgemeinen Krisenvorsorge finden Sie unter www.bbk.bund.de

Pressemitteilung

Kreisverwaltung Neuwied

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Ein kurzes, aber heftiges Gewitter zog über die Gemeinde

Starkregen: Viele Einsätze für die Feuerwehr Wachtberg

Wachtberg. Am späten Samstagnachmittag zog ein kurzes aber heftiges Gewitter über die Gemeinde Wachtberg und sorgte für einige Einsätze für die Freiwillige Feuerwehr Wachtberg. Durch den Starkregen konnten die Felder oberhalb der Ortschaft Wachtberg-Pech das Wasser nicht mehr aufnehmen und flossen ungebrenzt in Richtung Ortschaft. mehr...

So ist die Lage in der Moselstadt

Hochwasser bei Cochem: Wasser steht bei 8 Metern

Cochem. Auch am frühen Abend hat das Hochwasser an der Mosel die Stadt Cochem fest im Griff. Der Wasserstand beträgt derzeit etwa acht Meter. Bis Dienstag sind fallende Wasserstände vorhergesagt. mehr...

Regional+
 

Die Feuerwehren aus Bad Hönningen und Andernach waren im Einsatz

Hochwasser: Zelt im Rhein löst Polizei- und Feuerwehreinsatz aus

Leutesdorf. Am gestrigen Samstag, den 18.05.2024 wurde der Polizeiinspektion Neuwied gegen 16 Uhr durch Spaziergänger ein Zelt gemeldet, welches am Rheinufer im Bereich Leutesdorf schwimmen würde. Das Zelt sei in der Vergangenheit bewohnt gewesen und nun durch das Hochwasser geflutet worden. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich in dem Zelt noch eine Person befindet, wurden die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Bad Hönningen sowie Andernach alarmiert. mehr...

Gleich zweimal brannte es am Wochenende in dem ehemaligen Hotel

Feuer im Hotel Kannenbäckerland

Ransbach-Baumbach. Am Wochenende kam es am Samstag und am Sonntag, jeweils zu einem Brand im ehemaligen Hotel Kannenbäckerland in Ransbach-Baumbach. Bei beiden Bränden ist von Brandstiftung auszugehen. Es entstand am Gebäude mittlerer Sachschaden. Menschen kamen nicht zu Schaden. Die Feuerwehr der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach war vor Ort und konnte die Brände erfolgreich löschen. Zeugenhinweise werden von der Polizei in Höhr-Grenzhausen unter der Telefonnummer 02624-94020 entgegengenommen. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Sinzig: Feuerwehr und THW im Einsatz 

In Schloss Ahrenthal drohte ein Wassereinbruch 

Sinzig: Feuerwehr und THW im Einsatz 

  Sinzig. Am Samstag den 18. Mai kam es bedingt durch den anhaltenden Regen zu lokalen Überschwemmungen im Stadtgebiet Sinzig. Schwerpunkt bildete hierbei das Einzugsgebiet des Harbaches von Franken kommend. mehr...

Hochwasser: Bislang keine Einsätze am Rhein

In Bendorf und Vallendar blieb es ruhig.

Hochwasser: Bislang keine Einsätze am Rhein

Bendorf/Vallendar. Durch die starken Regenfälle und das daraus resultierende Hochwasser sind die Pegelstände an Rhein und insbesondere Mosel deutlich angestiegen. In den Ortslagen Vallendar und Bendorf wurden in diesem Zusammenhang bislang keinerlei polizeilichen Einsätze oder Sperrungen notwendig. mehr...

Wilde Verfolgungsjagd durch Mayen

Letztendlich gelang dem BMW-Fahrer die Flucht - nun sucht die Polizei Zeugen

Wilde Verfolgungsjagd durch Mayen

Mayen. Am 18. Mai 2024 um 23:00 Uhr informierte die Polizei Mayen über einen Vorfall im Stadtgebiet Mayen. Ein schwarzer 3er BMW Coupe mit britischer Zulassung (erkennbar an gelben Kennzeichen) wurde gemeldet, wie er mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt fuhr. mehr...

„Was der Dom für Köln, ist die
KG-Rot-Weiß für Münstermaifeld!“

Bürgermeisterkandidat Erich Krämer bei der KG Rot Weiß

„Was der Dom für Köln, ist die KG-Rot-Weiß für Münstermaifeld!“

Münstermaifeld. Wofür steht Münstermaifeld? Was ist unser Markenkern? Den meisten von uns fällt zu diesen Fragen ein, dass wir eine kleine Stadt mit großer Geschichte sind, dass wir uns als Tourismusmagnet in der Region sehen und spätestens jetzt fällt uns unser „Meensterer Karneval“ ein. mehr...

Leserbrief zum Starkregenereignis in Gelsdorf

„Hat man nicht dazu gelernt?“

2021 bei der Flut im Ahrtal haben wir unser gesamtes Eigentum und unsere Heimat verloren. 2023 haben wir in Gelsdorf ein neues zuhause gefunden. mehr...

Gemeinderat tagte

Gemeinderat tagte

Hönningen. Kürzlich fand die vorletzte Gemeinderatssitzung vor der Kommunalwahl am 09. Juni 2024 statt. Eine umfangreiche Tagesordnung lag den Ratsmitglieder vor, die jedoch ruhig und konzentriert abgearbeitet wurde. mehr...

Toller 4. Platz für die Fußballer

Grundschule Polch

Toller 4. Platz für die Fußballer

Polch. Nach der Vorrunde, bei der ausgewählte Kinder der Jahrgangsstufen 3 und 4 alles gewannen und gegentorlos blieben, stand nun die Endrunde der Fußball-Kreismeisterschaft der Grundschulen des Kreises Mayen-Koblenz an. mehr...

Zwei Rheinland-Meisterschaften für Leonie Kupser

DJK Ochtendung 1920 e.V. – Abteilung Leichtathletik

Zwei Rheinland-Meisterschaften für Leonie Kupser

Ochtendung. Bei sommerlichen Bedingungen ging es am Himmelfahrtstag für Leonie Kupser nach Wittlich zu den Rheinlandsmeisterschaften. Gemeldet war sie für die 400m und die 200m der unter 20-Jährigen Frauen (U20). Da Leonie die Rheinland-Bestzeiten hält, war sie Favorit in beiden Rennen. mehr...

Teil des American
Football Teams werden

Mosel Valley Tigers suchen Football-Enthusiasten

Teil des American Football Teams werden

Leienkaul. Alle American Football Fans aufgepasst. Bei den Mosel Valley Tigers ist jeder, egal ob erfahren oder unerfahren genau richtig. Der Verein bietet professionelles Coaching, Leihequipment und spannende Teamveranstaltungen an. mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Beate Wagner:
Die Dummheit stirbt leider nicht aus..... Wir haben auf der Webcam gesehen, dass die Menschen sogar an den Schutzmauern in Zell standen um Fotos zu machen, als die Mosel schon übergelaufen ist. Wie blöd muss man sein? Ich wünsche allen viel Kraft, hoffentlich sinkt das Wasser bald....
Anne-Kathrin Mey:
Solche Menschen sind für mich höchst verantwortungslos, die ohne Rücksicht gaffen müssen. Wir waren auch in Cochem Urlaub machen und sind am Freitag wieder zurück nach Thüringen gefahren. Alle betroffenen Anwohner in Cochem und Moselgebiet wünschen wir viel Kraft und Zuversicht für die kommenden Tage...
Michael Adolf:
Lasst diese völlig Irren doch Sandsäcke schleppen, geht gar nicht so etwas, immer das gleiche Unterste Schublade, endlich mal richtig und hart durchgreifen , solche Idioten finden das Leid der anderen auch noch gut, einfach nur Traurig ...

Wilde Verfolgungsjagd durch Mayen

Kordula Meixner:
Ist es nicht möglich aus den angrenzenden Orten ,die Polizei Kollegen zur Hilfe zu holen ? Wenn der Fahrer flüchte und nicht verfolgt werden kann ,müsste doch andere Stellen ihn abfangen können. Sowas müsste doch Heute Hand in Hand gehen....

Cochem: Das Wasser der Mosel steigt weiter

Kordula Meixner:
Ja ,es ist schon krass, Pfingsten im Regen .Wir sind auch Touristen uns haben uns im Golf Ressort eingebucht, Es liegt etwas höher ,daher sind wir nicht direkt betroffen. Die Zufahrt zur anderen der Mosel zu Rewe ,war am Samstag Mittag nicht mehr möglich. So verregnete Pfingsten habe ich lange nicht...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service