Kommunalwahl in der VG Unkel
Rheinbreitbach und Unkel entwickeln sich zu SPD-Hochburgen
Nur 3,8 Prozent trennt die „Demokratie vor Ort“ in Erpel von der CDU, die 22 Prozent verliert
VG Unkel. Der alte und neue Bürgermeister der Kulturstadt Unkel am Rhein heißt Gerhard Hausen. Bereits zum vierten Mal hatte der 66-jährige Sozialdemokrat, der 1994 Werner Zimmermann beerbt hatte, am Sonntag die Nase vorn. Nachdem er sich gegen Günter Küpper, Knut von Wülfing und Alfons Mußhoff durchgesetzt hatte, ließ er seinem Herausforderer Wolfgang von Keitz keine Chance. Mit 38,4 Prozent der Stimmen musste sich der CDU-Politneuling dem erfahrenen Kommunalpolitiker geschlagen geben, dessen Sieg sich schon relativ früh bei der Auszählung abzeichnete, nicht erst als Gerhard Hausens Superergebnis aus dem Wahlbezirk Scheuren 2 einlief. Dort, wo seine Frau Bernadette den Sankt Pantaleon Kindergarten leitet, hatte der gebürtige Kasbacher satte 65,8 Prozent der Stimmen bekommen, insgesamt stimmten 61,6 Prozent dafür, dass er weiter die Amtsgeschäfte führt. Damit hatte der Sozialdemokrat sein Wahlergebnis von 2014 noch um 1,4 Prozent übertroffen.
„Und das wo doch der Trend bei der Europawahl ein ganz anderer ist für die SPD“ konstatierte der Wahlsieger nicht ohne Stolz. In dem Wahlergebnis sehe er den Auftrag der Bürger, die erfolgreiche Stadtratsarbeit in den kommenden fünf Jahren fortzusetzen. Aufgaben gebe es in unserer schönen Kulturstadt am Rhein etwa mit der Sanierung „Historischer Stadtbereich“ rund um die Gestaltung des Löwenburg-Areals, der Entwicklung und Nutzung des ehemaligen Güterbahnhofs, dem Nutzungskonzept für den Bürgerpark und dem Kindergarten-Neubau jede Menge. Ganz abgesehen von dem Dauerproblem, den Etat zu konsolidieren. „Die Kritik der CDU an unserer Haushaltspolitik konnten die meisten Unkeler wohl nicht nachvollziehen, da wir zwar weiter Schulden machen, aber doch nur um notwendige Investitionen finanzieren zu können“, so Gerhard Hausen, nachdem ihm Wolfgang von Keitz im Sitzungssaal des alten Rathauses gratuliert hatte. Seinem Herausforderer dankte der Sozialdemokrat für den fairen Wahlkampf, in dem dieser sich mit den Straßenausbaubeiträgen offensichtlich zu sehr auf Themen der Landespolitik konzentriert habe, mutmaßte er, bevor er sich im trauten Heim mit seinem Wahlkampfteam den Sieg feierte.
Dieser war für den CDU-Kandidaten ganz und gar nicht unerwartet gekommen. „Alles andere als der Sieg des Amtsinhabers, der schon seit 15 Jahren Bürgermeister ist, wäre sensationell gewesen“, so Wolfgang von Keitz. Dieser führt mit 1418 Stimmen noch vor dem Vorsitzenden Alfons Mußhoff (1232) die CDU-Stadtratsfraktion an, der auch Sascha Mühlhöfer (1080), Knut von Wülfing (1046), Günter Küpper (1032), Wilfried Euskirchen (852) und Christian Efferoth (850) angehören. Mit nur noch sieben Sitzen ist die CDU nicht mehr stärkste Fraktion, stehen der SPD doch mit den Stimmen von Gerhard Hausen (1812), Markus Winkelbach (1318), Ludwig Conrad (1056), Georg Schober (9979, Andrea Winkelbach (995), Volker Naaß (854), Christiane Laschefski (847) und Manfred Mönch (811) doch acht Sitze zu. Dabei haben die Sozialdemokraten auch in Unkel mit 34,6 Prozent immerhin 4,2 Prozent der Stimmen weniger bekommen als 2014. Allerdings sind die Verluste der CDU, die nur noch auf 33,3 Prozent kommt, mit 8,1 Prozent wesentlich höher. Wie in Deutschland generell zulegen konnte das Bündnis 90/Die Grünen mit 16,7 Prozent, ein Zuwachs von 5,6 Prozent, der allerdings mit satten 6,7 Prozent von der FWG noch übertroffen wird, die in Unkel auf 15,4 Prozent kommt.
Bruchhausen
Als sichere CDU-Hochburg erwies sich dagegen der Wallfahrtsort Bruchhausen. Zwar mussten die Christdemokraten auch dort mit 72,6 Prozent marginale Einbußen in Höhe von 3,5 Prozent der Stimmen hinnehmen, die der SPD zugute kamen, die somit 27,4 Prozent einfährt und mit Joachim Tombrink (512), Gabriele Olbrück (446) und Stephan Krumscheid (395) drei Sitze im Gemeinderat bekommt. Bürgermeister Markus Fischer, der ohne Gegenkandidat mit 78,4 Prozent wiedergewählt wurde, zieht mit 641 Stimmen in den Gemeinderat ein zusammen mit Stefan Heinrichs (570), Elmar Krupp (559), Jürgen Reuter (425), Andreas Schneider (408), Manuela Wagner (326), Torsten Frings (311), Helga Bockshecker (295) und Carina Acker (284).
Erpel
Erdrutschartig dagegen das Abschneiden der Christdemokarten in Erpel, die mit Verlusten in Höhe von 22 Prozent ihre absolute Mehrheit verloren und bei nur noch 41,7 Prozent landeten. Damit ist die CDU mit Günter Hirzmann (1127 Stimmen), Werner Henneker (860), Henrik Gerlach (741), Gisela Stahl (673), Tobias Schmitz (653), Heino Schmitz (629), Christian Dung (608) und Daniela Simon (606) sogar nicht mehr die stärkste Fraktion, stehen der „Demokratie vor Ort“ (DvO), die aus dem Stand auf 37.9 Prozent der Stimmen kam, mit Karl-Dieter Wambach (1281), Claus Schulte (1212), Monika Schlüter (1165), Philipp Krüger (1008), Johannes Hogebach (959), Rosemarie Klein-Herrenkind (821), Harald Mundus (555) und Jutta Vollrath-Vom Hoff (511) auch acht Sitze im Gemeinderat zu. Zünglein an der Waage könnte somit die SPD mit ihren 20,4 Prozent der Stimmen werden, die den Stimmen von Martin und Holger Diedenhofen (1015 und 632), Jochen Wilsberg (608) und Ulrike Diedenhofen (538) auf vier Sitze kommt. Wie sehr die kompromisslose Haltung beim Thema „Wiederkehrende Beiträge“ (WKB) der CDU-Fraktion geschadet hat, zeigt deutlich, dass die drei ersten DvO-Kandidaten, darunter auch die Bürgermeister-Kandidatin, jeweils mehr Stimmen einfahren konnten, als Günter Hirzmann, dem gerade einmal 52,9 Prozent das Vertrauen als Nachfolger der CDU-Bürgermeisterin Cilly Adenauer schenkten, während die WKB-Kritikerin, das frühere FWG-Ratsmitglied Monika Schlüter auf stolze 47,1 Prozent kam.
Rheinbreitbach
Mit Spannung erwartet wurde der Ausgang der Bürgermeisterwahl in Rheinbreitbach, hatte Amtsinhaber Roland Thelen (SPD) doch erst fast genau vor einem Jahr mit 51,75 Prozent der Stimmen die Wahl um die Nachfolge von Wolfgang Gisevius gegen Heinz Schmitz gewonnen. Schon relativ früh war am Sonntagabend aber klar, dass es dieses Mal nicht so knapp zu seinem Gunsten ausgehen würde, war sein Herausforderer Arne Küenzlen von der CDU doch als Politneuling ins Rennen geschickt worden. Schon nachdem drei von fünf Wahlbezirken ausgezählt waren, stand der Sieg von Roland Thelen fest. Nur „Null-Läufe“ in den beiden ausstehenden hätten ihn noch in Frage stellen können. Als dann aber bekannt wurde, dass der CDU-Kandidat auch in dem Bezirk rund um seinen Wohnsitz in der Simrockstraße mit 253 Stimmen noch um 53 Stimmen unterlegen war, umringten die Sozialdemokraten ihren erfolgreichen Kommunalpolitiker, dem kurz darauf auch Arne Küenzlen als fairer Verlierer zum Wahlsieg gratulierte, der mit 58,3 Prozent der Stimmen klar ausgefallen war. „Ich bin hoch zufrieden, dass die Rheinbreitbacher das, was ich in Angriff genommen habe, ganz offensichtlich positiv aufgenommen haben. Jetzt gilt es, weiter nach vorne zuschauen und sich den wichtigsten Aufgaben, vor allem der Kindergartenplatz-Frage und der Böschungssicherung an der Westerwaldstraße zu widmen“, so ein sichtlich erleichterter Roland Thelen, bevor er sich zur Wahlkampfparty ins „Sporteck“ aufmachte.
„Ich bin ja erst im März aus den Startlöchern gekommen. Von daher wäre ein Wahlsieg gegen den Amtsinhaber, der ja auch als Ratsmitglied jede Menge Erfahrung gesammelt hat, mehr als überraschend gewesen“, räumte Arne Küenzlen ein. Er sei mit 41,7 Prozent mehr als zufrieden, ein Ergebnis, dass ihn hoch motiviere, die kommenden Legislaturperiode im Gemeinderat konzentriert zu arbeiten, bevor 2024 die Karten dann neu gemischt würden. „Das ist ein durchaus gutes Ergebnis für Arne“, zeigte sich auch die CDU-Vorsitzenden Ulrike Jossen mit dem Abschneiden ihres Kandidaten rundweg zufrieden. Hatten die Christdemokraten bei ihrer Wahl zur Bürgermeisterin 2004 die absolute Mehrheit mit 49,3 Prozent nur knapp verfehlt, so waren sie 2009 bei 41,6 und im Vorjahr bei 40,7 gelandet, um auf 39,3 Prozent der Stimmen zu kommen, sodass mit den Stimmen von Arne Küenzlen (1829), Anita Unkels (1374), Heinz Schmitz (1284), Ulrike Jossen (1212), Dominik Klein (1049), Petra Ockenfels (992), Kurt Bley (914) und Kai Kamphausen (909) acht Sitze erobert werden konnten. Gewonnen hat mit 25,3 Prozent dagegen die SPD, wenn auch gegen 2014 gerade einmal 0,8 Prozent. Ihre acht Sitze im Gemeinderat zu verdanken hat die Partei vor allem ihrem Spitzenkandidaten Roland Thelen, der sage und schreibe 2586 Stimmen eingefahren hat vor Rudolf Martin (1196), Klaus-Henning Rosen (1138), Jutta Heller (1029) und Lucas Thomann-Müller (1027). Die drittstärkste Fraktion mit vier Sitzen stellt die UWG, die sich um 2,7 Prozent auf 21,3 Prozent zulegen konnte dank der Stimmen von Andreas Frey (951), Marijana Lautenschläger (839), Bernd Seiler-Rehling (783) und Susanne Ahrends. Wahlsieger in Rheinbreitbach sind die Grünen die mit einem plus von 5 Prozent auf 14,1 Prozent der Stimmen und damit auf drei Sitze kommen, wobei Ansgar Federhen alleine 1329 Stimmen auf sich vereinen konnte, zuzüglich zu den Stimmen von Sabine Sauer (971) und Robert Wollscheid (967). DL