Leserbrief zu „BLICKwinkel – Pro und Contra im Fokus: Senkung des Wahlalters: Sollten 16-Jährige schon wählen dürfen?“ in BLICK aktuell 28/23
Senkung des Wahlalters wäre sinnvoll
Die Zukunft junger Menschen ist von politischen Entscheidungen in wesentlich höherem Ausmaß betroffen als die der älteren Generation. Es ist daher nur sinnvoll, das Wahlrecht für sämtliche Kommunen, Landtage und den Bundestag auf 16 herabzusetzen. Durch die zahIenmäßige Übermacht älterer Wähler:innen ist statt der politischen Umsetzung dringend notwendiger Veränderungen ein Festklammern am „Weiter so“ zu beobachten, dessen Folgen letztlich die junge Generation zu tragen haben wird.
Der häufig geäußerten Ansicht, 16-Jährige verfügten nicht über die erforderliche Reife, „vernünftige“ Wahlentscheidungen zu treffen, kann ich mich nicht anschließen. Selbstverständlich kann weder das Wahlverhalten Jugendlicher noch älterer Menschen verallgemeinert werden. Ich kenne allerdings viele Jugendliche, die politisch sehr interessiert und informiert sind. Ebenso kenne ich viele nach derzeitiger Gesetzeslage wahlberechtigte Menschen, die sich nicht die Mühe machen, ihre Wahlentscheidung nach Lektüre der jeweiligen Parteiprogramme zu treffen, sondern entweder „nach Gefühl“ oder gar überhaupt nicht wählen. Wäre das Wahlrecht ein qualifiziertes Recht, das Staatsbürger:innen nur bei Vorhandensein bestimmter Voraussetzungen gewährt wird, müssten im Vorfeld von Wahlen flächendeckende Reifetests durchgeführt werden – unabhängig vom Alter.
Kurioserweise argumentiert Herr Glampe in seinem in der Ausgabe 29/2023 veröffentlichten Leserbrief gegen das Wahlrecht ab 16 mit dem seiner Meinung nach „durch falsch gesetzte Kreuze“ erzielten Ergebnis der letzten Bundestagswahl; für dieses können aber zweifelsfrei nicht die potentiellen Wähler:innen unter 18 verantwortlich gemacht werden.
Gudrun Winkler,
Hanroth