Zum tragischen Tod eines Dreijährigen in einer Bad Breisiger Kita vom Mai 2017

Staatsanwaltschaft: Einspruch gegen die Nichteröffnung des Hauptverfahrens

28.01.2019 - 14:17

Bad Breisig. Im Mai 2017 war ein Dreijähriger durch eine Verkettung tragischer Umstände ums Leben gekommen. Was war damals passiert? Das Kind hatte sich aus einer 15 köpfigen Gruppe entfernt und die Kita „Regenbogen“ verlassen, ohne dass dies irgendjemandem aufgefallen war. Das nächste Glied in dieser unglücklichen Verkettung war der Umstand, dass der Junge ausgerechnet auf ein naheliegendes Grundstück gelangt war, auf dem sich ein Gartenteich befand, in dem der Junge dann leblos aufgefunden wurde. Der Dreijährige konnte zwar wiederbelebt werden, verstarb aber tragischerweise noch am Abend im Krankenhaus. Die Obduktion ergab nach Angaben der Staatsanwaltschaft Koblenz mit hoher Wahrscheinlichkeit „Ertrinken“ als Todesursache, weshalb ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Ein solches Todesermittlungsverfahren leitet die Staatsanwaltschaft laut Oberstaatsanwalt Harald Kruse in allen Fällen ein, in denen Anhaltspunkte dafür vorhanden sind, dass jemand eines nicht natürlichen Todes gestorben ist.


Amtsgericht Sinzig lehnte Aufnahme des Verfahrens ab


Die neueste Entwicklung in diesem Fall: Mit Beschluss vom 14. Januar 2019 lehnte der zuständige Strafrichter des Amtsgerichts Sinzig die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen die Leiterin der Kita Regenbogen ab. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Koblenz hatte von „fahrlässig durch Unterlassen gebotener Maßnahmen“, namentlich der hinreichenden Sicherung vorhandener Türen gesprochen, die den Tod des dreijährigen Jungen verursacht haben können. Der zuständige Strafrichter in Sinzig kam aber nach umfassenden weiteren Ermittlungen und Zeugenvernehmungen nicht zu der Überzeugung, dass gegen die Leiterin der Kita ein hinreichender Tatverdacht besteht. Dies wäre aber Voraussetzung für die Eröffnung des Hauptverfahrens und einer Hauptverhandlung vor Gericht gewesen. Nach seiner Beurteilung könnte der Junge die Kindertagesstätte auf zwei denkbaren Wegen verlassen haben, von denen einer durch eine aus Brandschutzgründen zwingend unverschlossenen Tür führt. Der fehlende Verschluss und ein dadurch ermöglichtes Entweichen des Jungen könne der Kita-Leiterin aber nicht zur Last gelegt werden. Zwar hätte eine andere Türsicherung das Entweichen des Kindes verhindern können, aber die bauliche Ausgestaltung der Türe falle nicht in den Aufgabenbereich der Leiterin. Das Verzwickte: Die Türen sollen einerseits verhindern, dass Kinder die Kita eigenmächtig verlassen können. Gleichzeitig dürfen einzelne Türen, die zu den Fluchtwegen zählen, nicht verschlossen sein, um im Brandfall ein schnelles Verlassen des Gebäudes zu ermöglichen.


Staatsanwaltschaft Koblenz legt Widerspruch ein


Gegen die Entscheidung des Sinziger Strafrichters legte die Staatsanwaltschaft Koblenz nun Beschwerde ein. „Die Einlegung der sofortigen Beschwerde“, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Harald Kruse, „dient der Fristwahrung. Es wird umfassend zu prüfen sein, ob die von dem Amtsgericht Sinzig beschlossene Nichteröffnung des Hauptverfahrens durch das Ergebnis aller durchgeführten Ermittlungen gerechtfertigt ist. Danach wird entschieden werden, ob die sofortige Beschwerde durchgeführt oder zurückgenommen werden soll“.


Heidgen: Schicksalhafter Unglücksfall


Von Seiten der Stadt Bad Breisig sagt Norbert Heidgen zur möglichen Einstellung des Verfahrens: „Der Todesfall des Kindes bleibt ein schrecklicher Unglücksfall, unser Mitgefühl gilt den Eltern und Geschwistern. Aber auch für die Kinder des Kindergartens Regenbogen und deren Eltern und ganz besonders für die Erzieherinnen und Erzieher war dies ein traumatisches Erleben, das bis heute nicht vollständig aufgearbeitet ist. Aber es gibt immer wieder Unglücksfälle, die juristisch nicht geahndet werden können, weil sie sich schicksalhaft ereignet haben. Wenn es bei der Verfahrenseinstellung bleibt, wäre dies zugleich auch Erleichterung und Abschluss“. KMI

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

„Von der Wiege bis zur Bahre“

S. Bull:
Die Nordart ist eine absolut empfehlenswerte und grandiose internationale Ausstellung von hohem Niveau! Wer in der Region Urlaub macht oder aus sonstigen Gründen in den Norden reist, sollte sich für einen Besuch der Nordart unbedingt Zeit nehmen! Oder auch nur deswegen dorthin fahren - es lohnt sic...

Er träumte von einer Künstlerkolonie in Mendig

ämge:
Peter Mittler war ein großer Träumer mit großen Träumen. Er war ein Getriebener, ein Schaffer ein Erschaffer. Ich sehe ihn immer noch vor mir, in seiner Werkstatt, egal ob an heißen Sommertagen oder im tiefsten Winter bei minus Graden, fortwährend an irgendwelchen Objekten modelierend oder mit dem Schweißgerät...
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service