Politik | 22.10.2025

Angebot für Menschen mit erworbener Hirnschädigung und Angehörige - Abgeordneter besucht „NeuroRaum Koblenz“

Wefelscheid: „Wir dürfen die Menschen nicht durch das Raster fallen lassen“

Links Anne Ziegert, 2.v.l. Stephan Wefelscheid, 5.v.l. Isabel Hoffmann (Zuständig für Case Management für Menschen mit erworbener Hirnschädigung bei der Stiftung Scheuern), zusammen mit Teilnehmern des „NeuroRaum“. Foto: Claas Osterloh

Koblenz. Der „NeuroRaum“ ist ein niedrigschwelliges Angebot für Menschen mit erworbener Hirnschädigung, etwa durch Schlaganfall, Unfall oder Hirntumor, das im März 2025 ins Leben gerufen wurde. Betroffene und Angehörige können sich hier austauschen, gegenseitig unterstützen und soziale Kontakte knüpfen, die gerade in der Folge einer Hirnschädigung oftmals leiden.

„Mich hat bewegt, was die Betroffenen mir heute im Gespräch mit auf den Weg gegeben haben“, meint Stephan Wefelscheid, Abgeordneter und Vorsitzender der FREIE WÄHLER Stadtratsfraktion in Koblenz, im Nachgang seines Besuchs. „Es kann letztlich jeden treffen, egal welchen Alters, und gerade Schlaganfälle treten zunehmen auch bei Menschen auf, die noch weit von Rente und Ruhestand entfernt sind. Dadurch stellt sich das gesamte Leben auf den Kopf, und zwar auch ganz erheblich für Partner und Familie.“

Anne Ziegert, die dieses Angebot für die Stiftung Scheuern koordiniert und organisiert, ergänzt: „Es fehlt nach unserer Sicht derzeit an Möglichkeiten für Betroffene und Angehörige, sich zu informieren und beraten zu lassen. Denn eine Hirnschädigung bedeutet in vielen Fällen eine Umstellung weiter Teile des Lebens: Raus aus dem Beruf, Suche nach Therapieangeboten, oft Suche nach einer barrierefreien Wohnung, und natürlich auch etliches an Papierkram. Das bringt viele, Betroffene wie Angehörige, in dieser ohnehin schon belastenden Situation an ihre Grenzen. Und hier soll unser Angebot unkomplizierten Zugang zu Informationen, Erfahrungswerten und auch Verständnis und Mitgefühl ermöglichen.“

„Heute wurde mir etwa berichtet, dass viele eigentlich sinnvolle und der Wiedereingliederung zuträgliche Maßnahmen nicht finanziert werden und dann aus eigener Tasche zu leisten sind“, so Wefelscheid. „Dann kommen Einkommenseinbußen, auch da der Partner als pflegender Angehöriger oft nicht mehr voll arbeiten kann, hinzu. Und eine barrierefreie Wohnung zu finden ist in der aktuellen Lage am Wohnungsmarkt kaum möglich.“

Besonders belastend sei es laut mehrerer Betroffener, wenn man nach einem Unfall oder Schlaganfall das Krankenhaus verlassen muss, aber nicht mehr in die eigene Wohnung zurückkann, weil diese nicht barrierefrei ist. „Dann steht man plötzlich neben all den anderen Sorgen vor der Frage: Wo soll ich jetzt hin? Hier fehlt es an einer Art Übergangsunterbringung, damit die Betroffenen und Angehörigen sich auf die neue Lebenssituation einstellen und die Dinge regeln können“, fordert Wefelscheid.

„Auch für die stationäre Unterbringung von Menschen, die eigentlich zu jung für Altenpflegeheime sind, aber aufgrund ihrer Hirnschädigung entsprechend betreut werden müssen, fehlt es an Einrichtungen. Wir dürfen die Menschen aber nicht durch das Raster fallen lassen“, macht Wefelscheid deutlich. „Hier braucht es mehr und zugänglichere Angebote mit Schwerpunkt auf Therapie und Wiedereingliederung, um den verunfallten 30jährigen Handwerksmeister oder die vom Schlaganfall betroffene 45jährigen Einzelhandelskauffrau wieder in ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten, anstatt diese Menschen schlimmstenfalls als Pflegefälle abzuschreiben.“

Zudem sei es auch für die kommunalen Haushalte von Vorteil, wenn möglichst wenige Menschen in Pflegeheimen untergebracht werden müssen. Denn wenn die Eigenanteilskosten nicht mehr selbst bezahlt werden können, müssen die Kommunen einspringen. „In Koblenz bedeutet das jetzt schon mehr als 20 Millionen Euro jedes Jahr, Tendenz rasant steigend. Das nimmt uns als Kommune Handlungsspielräume“, erläutert Wefelscheid.

„Aus dem heutigen Gespräch habe ich viel mitgenommen und werde die sich ergebenden Fragen auch an die Landesregierung richten. Aber auch darüber hinaus möchte ich mich gerne weiter für die Belange dieser Menschen einsetzen, denn in der politischen Debatte finden sie meiner Ansicht nach zu wenig Raum“, verspricht Wefelscheid.

Der „NeuroRaum“ findet jeden Dritten Samstag im Monat von 10 bis 12.30 Uhr in den Räumen des AWO Seniorenzentrums Laubach statt. Eine Teilnahme ist ohne Anmeldung möglich, Fragen beantwortet Anne Ziegert. Sie ist erreichbar per E-Mail an a.ziegert(at)stiftung-scheuern.de sowie telefonisch unter 0177/774 07 73.

Pressemitteilung Büro Stephan Wefelscheid

Links Anne Ziegert, 2.v.l. Stephan Wefelscheid, 5.v.l. Isabel Hoffmann (Zuständig für Case Management für Menschen mit erworbener Hirnschädigung bei der Stiftung Scheuern), zusammen mit Teilnehmern des „NeuroRaum“. Foto: Claas Osterloh

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