Das Martinsfest Remagen mit dem Lied „Hellije zante Määtes“ und das „Krabbeln“ werden als uralte Bräuche noch erlebt
Viele Einrichtungen zeugen von der engen Verbundenheit mit Sankt Martin

Remagen.Gerade das Brauchtum um den Sankt Martinstag wird in Remagen groß geschrieben. Ob der traditionelle Martinszug mit dem Sankt Martin hoch zu Ross, das morgendliche Krabbeln der Grundschüler, das schon seit zig Jahren gepflegt wird, die Fackelprämierung und seit etlichen Jahren die Knollefackeln der früheren Hauptschüler und heutigen Realschüler, die in der Seniorenresidenz von den Bewohnern bewertet werden, Sankt Martin ist in Remagen immer noch lebendig. Und dazu gehört natürlich auch der Döppekochen, der am Martinstag auch heute noch in vielen Backöfen brutzelt.Der Heilige Martin von Tours, der das Reich der Franken und die von ihnen besiedelten Gebiete geprägt hat, war in der lateinischen Kirche der Erste, der den Grad der Heiligkeit nicht durch seinen heldenhaften Tod als Märtyrer, sondern durch sein heroisches Leben erreichte. Vor mehr als 1.600 Jahren, am 8.11. 397, ist der dritte Bischof von Tours gestorben. Martin, personales Bindeglied zwischen Rom und dem Frankenreich, verkörperte modellhaft für Jahrhunderte das neue spätantike Priester- und Bischofsideal: Ein asketischer Mönch, gebildet und tatkräftig zugleich, für den Kult und Kultur der gleichen Quelle entsprangen, der lebte, was er predigte, der sich vor Christus beugte, um ihn herrschen zu lassen. Am 11. November 1997 wurde zum eintausendsechshundertsten Mal seines Todes gedacht. Papst Johannes Paul II. hat bei seinem Pastoralbesuch in Frankreich am Grab des heiligen Martin von Tours gebetet.
Und wie eng Remagen mit Sankt Martin verbunden ist, bezeugen nicht nur der katholische Kindergarten mit der angrenzenden Filialkirche der Pfarrgemeinde Sankt Peter und Paul, die nach Sankt Martin benannt sind, ebenso wie die Grundschule den Namen Sankt Martin Grundschule trägt. Dass die Remagener schon seit Jahrhunderten mit Sankt Martin verbunden sind, wird durch die Martinskirche belegt, die sich an der Stelle der heutigen Apollinariskirche befand. Der heutige Apollinarisberg hieß damals auch Martinsberg. Diese Kirche stammte wahrscheinlich aus dem 6. bis 9. Jahrhundert und war wohl eine der ältesten in der Gegend um Remagen. Im Jahre 1838 wurde die baufällig gewordene Kapelle abgerissen und an gleicher Stelle die Apollinariskirche von Dombaumeister Zwirner errichtet.
Ein weiteres Zeichen der engen Verbundenheit mit Sankt Martin und den Martinsbräuchen ist der Martinsbrunnen zwischen Bahnhofsvorplatz und Fußgängerzone. Durch Initiative des Martinsausschusses und vom Ortsbeirat unterstützt war es dem Verschönerungsverein Remagen gelungen, den Martinsbrunnen 1995 errichten zu lassen. Der aus Basaltlava kreierte Brunnen wurde von den Künstlern Netz und Hardy von der „Netzermühle“ im Brohltal angefertigt. Der Martinsbrunnen erinnert an die besonderen Martinsbräuche in Remagen. Die große Plastik symbolisiert das Martinsfeuer mit den aufgeschichteten Gegenständen. Davor befindet sich ein Junge, mit einem dicken Knüppel bewaffnet, der das Sammelwerk offenbar bewachen soll, jedoch eingeschlafen ist. Wassereimer stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Löschen bereit. Ein mutiger Junge des rivalisierenden Stadtteils kriecht auf dem Bauch heran und zündet heimlich den Stoß an. Ob es sich um ein Baach- oder Ovverstäzjen handelt, benannt nach dem früheren Bach- und Obertor geht nicht daraus hervor. Um den Stapel herum verstecken sich einige Kinder, die den Schabernack spitzbübisch beobachten. Eine Erläuterungstafel am Brunnen beschreibt in knapper Form das tief verwurzelte besondere Brauchtum der Stadt Remagen zum Sankt Martinsfest. Und so wie der Martinszug in Remagen schon seit mehr als 100 Jahren ein wahres Glanzlicht für die Kinder ist, so wird auch das Krabbeln der Grundschule immer noch durchgeführt. Das Krabbeln in Remagen ist schon eine einmalige Sache im Kreis Ahrweiler, auch wenn es im nördlichen Rheinland ähnliche Bräuche gibt, so in Bonn das „Schnörzen“. In zwei Gruppen, früher waren es die Bach- und Ovverstätzje, heute sind es die jüngeren und älteren Grundschulkinder, ziehen die Kinder durch die Innenstadt und erbetteln durch Singen von Martinsliedern Süssigkeiten, Apfelsinen und kleine Spielzeuge. Hier wiederum eine Besonderheit ist das Remagener Martinslied „Hellije zante Määtes“, das schon seit Generationen gesungen wird. Dieses Lied ist dann auch das Vereinslied des Remagener Heimatvereins „Baachpörtzer“. Keine Versammlung, keine Veranstaltung und kein Ausflug der Baachpörtzer, bei denen der „Hellije zante Määtes“ nicht gesungen wird. So wurde es natürlich auch am vergangenen Samstag gesungen, als die Baachpörtzer um ihren Präsidenten Rainer Vendel bei ihrem Oktoberfest in der „Rheinhöhnerhall II“ im Vereinslokal „Zur Krone“ ihr Oktoberfest feierten. So freuen sich schon jetzt hunderte Kinder in Remagen auf das Martinsfest, wenn es heißt, Martinsumzug mit Weckverteilung, Krabbeln und Döppekochen genießen.
Der Martinszug in Remagen ist am 10. November, ab 18 Uhr, ebenso wie das Krabbeln der Grundschüler morgens um 10 Uhr. Der Martinszug in Oberwinter ist bereits am 7. November, ab 17.30 Uhr, ab der Grundschule. Der Martinszug in Bandorf ist am 8. November, ab dem Sportplatz und in Kripp findet der Martinsumzug am 12. November, ab 18 Uhr, ab der Grundschule statt. In Unkelbach zieht der Martinszug am 15. November, ab 18 Uhr, durch die Straßen und Gassen.
Das Krabbeln ist in Remagen ein alter Brauch und läuft nach ganz bestimmten Regeln ab.
St. Martin in Remagen. Fotos: -AB-