Rhein-Sieg-Kreis und RSAG unterstützen mit Know-how die Abfallwirtschaft in Santarèm
Die Geier und der Müll in Brasilien
Rhein-Sieg-Kreis. „Es war schon ein bisschen so wie in Hitchcocks ‚Die Vögel‘, als wir den zentralen Bereich der Deponie im brasilianischen Amazonasgebiet bei Santarèm erreichten. Der Müll war überdeckt von einer schwarzen flatternden Decke aus „URUBUS“, den brasilianischen Geiern, die hier offensichtlich ein auskömmliches Nahrungsangebot finden.
Kein Wunder, besteht doch der Abfall, der unsortiert auf der nicht abgedichteten Deponie landet zu etwa 70 Prozent aus organischem Biomüll.“ So äußerten sich Sascha van Keeken, von der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft zuständig für Sammlung und Transport des Hausmülls, und Rainer Kötterheinrich, Leiter des Amtes für Technischen Umweltschutz beim Rhein-Sieg-Kreis, die die Stadt Santarèm am Amazonas besucht haben. Der Besuch diente dazu, der Stadtverwaltung beim Aufbau einer funktionierenden Abfallwirtschaft zu helfen.
Dieser Besuch erfolgte im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprojekts der Stadt Santarèm und des Rhein-Sieg-Kreises, das von Engagement Global, einer Entwicklungshilfegesellschaft des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, finanziert wird. Engagement Global verfolgt mit diesen Projekten der „kommunalen Klimapartnerschaften“, an dem sich bislang schon insgesamt 43 Kommunen in Deutschland, Afrika und Südamerika beteiligen, das Ziel, die globale Verantwortung für den Klimaschutz fühlbar zu machen und auf einer gemeinsamen kommunalen Ebene Beiträge zum Klimaschutz anzustoßen.
Das Lateinamerika-Zentrum in Bonn, ein Verein, der der Entwicklungshilfe mit Lateinamerika verpflichtet ist, hat die Partnerschaft zwischen dem Kreis und der Stadt Santarèm im Jahr 2012 initiiert. „Der Kreis steuert sein Know-how bei, die Bundesregierung übernimmt die finanziellen Lasten. Wenn wir es als Rhein-Sieg-Kreis mit unserem Beschluss ernst meinen, Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen, dürfen wir eine solche Möglichkeit nicht ungenutzt lassen“, so Christoph Schwarz, Umweltdezernent des Rhein-Sieg-Kreises.
Müll getrennt einsammeln
Zunächst soll versucht werden, Bioabfall, Kunststoffe, Papier und Metalle getrennt einzusammeln und diese Anteile dann zu verwerten, anstatt sie einfach auf die Deponie zu kippen. Damit soll verhindert werden, dass sich giftige Sickerwässer und Gase bilden, die derzeit unkontrolliert in die Umwelt entweichen. „In Deutschland sind wir diesen Weg bereits seit den 70er Jahren gegangen und wir wissen, wieviel Anstrengung es kostet, dabei erfolgreich zu sein. Gerade diese Erfahrungen und der direkte Kontakt von Verwaltung zu Verwaltung ermöglichen es uns, an dieser Stelle helfen zu können“, sagt Rainer Kötterheinrich.
Ein Arbeitsplatz für Müllsammler
Während des Besuchs der zwei kommunalen Experten aus dem Rhein-Sieg-Kreis startete die Getrenntsammlung in Teilen des Stadtgebietes mit einer Informations- und Pressekampagne. Müllsammler, sogenannte ‘Catadores‘, die bislang auf der Deponie direkt an der Kippstelle PET-Flaschen und Metalle ohne entsprechende Schutzkleidung bei jedem Wetter unter zum Teil gefährlichen Arbeitsbedingungen gesammelt haben, setzen dieses Pilotvorhaben der Getrenntsammlung um. „So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir schützen unsere Ressourcen und unsere Umwelt durch die getrennte Sammlung und verschaffen den Müllsammlern einen menschenwürdigen Arbeitsplatz und sichern damit ihren Lebensunterhalt“, kommentiert Podalyro Neto, der zuständige Umweltsecretario der Stadt Santarèm dieses Projekt.
Das Pilotprojekt, das neben der Getrenntsammlung auch den Test von Kompostierung und Vergärungsverfahren beinhaltet, soll spätestens Ende des Jahres abgeschlossen sein und bei Erfolg im Rahmen eines weiteren umfangreicheren Projektes fortgeführt werden. Nur die URUBUS dürften über das Projekt nicht so glücklich sein, denn für sie gibt es eine Futterstelle weniger. Aber Brasilien ist groß und Geier fliegen weit.
Pressemitteilung des
Rhein-Sieg-Kreises
