Pflegeplanung im Rhein-Sieg-Kreis
Die Kosten für die Pflegebedürftigen werden steigen!
Rhein-Sieg-Kreis. „Der demografische Wandel mit weniger jungen und deutlich mehr alten Menschen birgt nicht nur Probleme in sich, sondern wir sollten ihn als Chance für eine sinnvolle und lebenswerte Neugestaltung unserer Gesellschaft begreifen.“ So formulierte Hermann Allroggen, Dezernent des Rhein-Sieg-Kreises für Soziales und Gesundheit, sein persönliches Résumé aus den Entwicklungen im Rhein-Sieg-Kreis bis zum Jahr 2030.
In einem ausgesprochen informativen Vortrag über die ersten Erkenntnisse aus der Pflegeplanung 2013 unterstrich er gemeinsam mit Stephan Liermann, dem Leiter des Kreissozialamtes, dass der Bedarf für ambulante und stationäre Pflege in seinem Verantwortungsbereich derzeit gut gedeckt werden kann. Angesichts der Tatsache, dass künftig jedoch von einem massiven Anstieg der Pflegebedürftigen und der Kosten im einzelnen Pflegefall ausgegangen werden muss, rechnet Herr Allroggen mit einer annähernden Verdoppelung der Aufwendungen des Kreises von etwa 27 Mio Euro im Jahr 2011 auf über 50 Mio Euro im Jahr 2030. Diesen Finanzbedarf abzudecken, ist nach seiner Auffassung auch bei Sicherung der Qualität der Pflege möglich, wenn die notwendigen Finanzmittel aus anderen Bereichen der öffentlichen Haushalte umgesteuert werden. Lösungen hierfür müssen die politisch Verantwortlichen allerdings noch entwickeln. Dabei sind viele Probleme zu lösen, z.B. das Gewinnen einer ausreichenden Zahl an Pflege-fachkräften, Stärkung des ambulanten Pflegebereichs, Ausbau von Kurzzeit- und Tagespflege, Ausbau neuer Wohnformen sowie bessere Ausrichtung auf den besonderen Bedarf der Migranten durch Schaffung kultursensibler Angebote in Beratung und Pflege. Noch zu überwindende Defizite sieht er auch im Bereich bezahlbarer hauswirtschaftlicher Hilfen und Begleithilfen. Von besonderer Bedeutung wird es sein, die Potentiale der Zivilgesellschaft zu aktivieren, also die gegenseitige Unterstützung in Nachbarschaft und Bekanntenkreisen zu stärken. Im Bereich der gerontopsychiatrischen Versorgung konnte er bereits auf Verbesserungen durch den Ausbau der Angebote aufgrund besserer Refinanzierung im Rahmen SGB XI hinweisen.
Nach einer intensiven Diskussion über die genannten Details dankten die Teilnehmer Herrn Allroggen und Herr Liermann für die umfassende Unterrichtung durch einen langen, lautstarken Applaus.