Aktionstag zum Thema „Vom Leben mit Sterben, Tod und Trauer“ in Bonn

Ein Nachmittag voller Emotionen

18.03.2015 - 10:12

Region. Über dem Rheintal hingen graue Wolken, als im Bonner Seniorenzentrum Haus Rosental, nahe der Beethovenhalle, ein Aktionstag zum Thema „Sterben, Tod und Trauer“ begann. Trotz des schweren Themas endete der Nachmittag ebenso lustig und beschwingt, wie er begann: mit viel Klamauk, Pantomime und Spaß. Vom Kleinkind bis zum Greis - alle Generationen erlebten einen Nachmittag der Gefühle. Es gab Tränen der Trauer und Tränen des Glücks, es gab köstliche Torten und Kuchen, eine Mitmachausstellung mit Klagemauer, Lesestube, Büchertisch, Kurzfilmen, Kreativangeboten für Kinder und Jugendliche und „Gesprächsinseln“ mit Experten. Fünf Veranstalter hatten sich viel Mühe gemacht, einen unvergleichlichen Aktionstag ins Leben zu rufen, der die meisten Teilnehmer bereichert und teilweise erleichtert nach Hause gehen ließ. Es war ein Tag für lebensverkürzt erkrankte Kinder und Jugendliche, ihre Geschwister, Eltern, Großeltern und Freunde, für Kinder und Jugendliche, die den Tod eines nahestehenden Menschen erlebt haben, für MitarbeiterInnen aus pädagogischen, psychologischen und hospizlichen Arbeitsbereichen und für alle, die mehr über das Leben mit Sterben, Tod und Trauer wissen wollten.


Das Leben ist nicht nur Bullerbü


Jung und Alt versammelten sich zu einem Vortrag von Dr. Franziska Röseberg, Diplom-Psychologin im Zentrum für Palliativmedizin des Malteser Krankenhauses Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg. Unter dem Titel „Wenn Kinder mit Krankheit, Sterben und Tod in Berührung kommen“ referierte sie mit viel Gespür und Einfühlungsvermögen: „In uns allen gibt es diese Sehnsucht, dass das Leben sorgenfrei ist wie ein Sommertag auf Bullerbü. Doch irgendwie ahnen wir, dass das Leben auch andere Seiten hat. Alte Menschen erkranken an Demenz, ein Haustier stirbt, Eltern erkranken und auch Kinder.“ So entwickelte sich ihr Vortrag über Krankheit, Lebenswillen, Sterben und den Tod. Das Publikum ließ sich anrühren; manch Jugendlichem liefen die Tränen, manch älterer Mensch nickte verständnisvoll. „Die Angst gehört ebenso zum Leben wie die Freude. Gerade in der Trauer es gibt Zeiten ohne Aktivitäten, Zeiten des Rückzugs, der Hilflosigkeit und Wut, das Gefühl von Einsamkeit und es gibt das Schweigen“, so Dr. Röseberg. „Kommunikation ist manchmal besonders mit Menschen schwer, die einem sehr nahe sind“, sagte sie. „Kinder sind in besonderer Weise auf Unterstützung angewiesen! Denn sie spüren, dass etwas anders ist; sie spüren die Sorgen der anderen. Wenn niemand mit ihnen redet, kommt ihre kindliche Phantasie ins Spiel und sie fragen sich: ‚Bin ich schuld?‘“


Für geregelten Alltag sorgen


Viele Fragen tun sich auf, wenn es darum geht, mit Krankheit, Sterben und Trauer umzugehen, beispielsweise: Wer kann in schwierigen Situationen helfen? „Am besten sind Hauptbezugspersonen für das Kind oder den Jugendlichen“, sagt Dr. Röseberg. „Denn kommen Fremde in die Familie, die den Kindern etwas erzählen, fühlt es sich nach etwas sehr Schlimmen an. Freunde, Eltern, Großeltern sind hier eine gute Hilfe! Gespräche kann jeder üben und es ist wichtig, Gefühlen und Fragen einen Raum zu geben. Aufklärung ist ein Prozess und nicht ein einziges Gespräch“, betont Dr. Röseberg. „Auch ist es gut, wenn in der Kita oder in der Schule eine Bezugsperson informiert werden kann. Das hilft betroffenen Kindern und Jugendlichen, ihren Alltag besser zu meistern. Überhaupt ist es wichtig, für einen geregelten Alltag zu sorgen. Im Umgang mit Trauer herrscht viel Unsicherheit. Umso wichtiger ist Trauerarbeit. Am Anfang bekommen Betroffene meist viel Hilfe, aber später, wenn sich nach Wochen, nach Monaten die Situation nicht wesentlich geändert hat, wenden sich Freunde und Bekannte oft ab. Hier ist es wichtig, auch nach dem fünften und neunten Mal nachzufragen“, so Dr. Röseberg.


„Rhapsody in bunt“


Eine junge Mutter von fünf Kindern nutzte den Aktionstag, um ihren Kindern das Thema Trauern und Tod näher zu bringen. In einem kurzen Interview mit „BLICK aktuell“ erzählte sie: „Die Oma ist ganz plötzlich verstorben. Einer unserer Söhne ist mit ihr so eng verbunden, dass er ihren Tod nicht akzeptieren kann. Er weigert sich, zu glauben, dass die Oma nie wiederkommt. Er ließ uns keine Wahl, wir mussten uns intensiv mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzen, darum sind wir heute hier.“

Obwohl Sterben, Tod und Trauer schwere Themen sind, ist das Leben mit ihnen trotzdem auch farbenfroh und lustig. Das zeigte auf beeindruckende Art und Weise das Herzstück dieses Aktionstages, die „Rhapsody in blue“, das wohl bekannteste Musikstück von George Gerschwin. Doch dass sie nicht nur „blau“ ist, sondern viele Farben hat, und wie viele Stimmungen in ihr Raum finden, das konnten Groß und Klein erkunden. Theaterpädagoge Rudi Weckebrod und die beiden Pianisten Magdalena und Gerold Huber veranstalteten gemeinsam mit Teilnehmern ihres Workshops pantomimische Szenen zu Ausschnitten der „Rhapsody in blue“. Das Ergebnis - das Pantomimenstück „Mienenspiel“ - wurde als Höhepunkt der Veranstaltung aufgeführt.


Veranstalter des Aktionstages


Veranstaltet wurde der Aktionstag von: PRO ARTIS - Erlebbare Kunst e.V. „Kunst verbindet Generationen“ www.pro-artis-bonn.de; Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Bonn www.bonn.deutscher-kinderhospizverein.de; Trau Dich Trauern - Trauerbegleitung von Kindern, Jugendlichen und Familien, Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg www.traudichtrauern.de; Hospiztelefon Bonn - Ein Angebot der Peter Windeck Stiftung www.hospiztelefon-bonn.de und ALPHA Rheinland - Ansprechstelle im Land NRW zur Palliativversorgung, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung www.alpha-nrw.de.

Unter den genannten Adressen gibt es weitere Informationen zum Thema.

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