Der 8. Internationale Glaskunstpreis bleibt in Rheinbach
Tanja Niemann vom Berufskolleg gewinnt den 1. Preis
Rheinbach. „Ich war total überrascht“, erzählt Tanja Niemann, 19-jährige Preisträgerin 2015, „als mein Lehrer Joachim Straßdas in den Werkraum kam und mir sagte, du hast den 1. Preis gewonnen. Fünf Stunden brauchte ich wohl, bis ich wieder klar denken konnte, aber dann ging die Arbeit weiter.“ Im 3. Jahr ist die Hannoveranerin, die jetzt aber in Rheinbach wohnt, an dem Staatlichen Berufskolleg Glas, Keramik, Gestaltung des Landes NRW, für die meisten Rheinbacher immer noch die „Glasfachschule“. „Verbindung“ heißt das Werk, das mit den Arbeitstechniken Fusing, Biegen, Sandstrahl und UV-Verklebung im Zusammenwirken mit der künstlerischen Gestaltung die internationale Jury überzeugt hat. Und ein Heimvorteil war ausgeschlossen, da alle Arbeiten anonymisiert zur Bewertung gekommen waren. Der 2. Preis ging an Christina Kargl von der Glasfachschule Zwiesel und ihrem Werk „Bowls of Nature“, der 3. Preis an Barbara Panachovà von der Glaskunstfachschule Kamenicky Senow (Steinschönau) und ihrem „Sake-Service“.
Die Gewinnerin des Publikumspreises, der aus rd. 800 Einsendungen ermittelt wurde, ging an Maja Schrattenthaler von der Glasfachschule Kramsach in Österreich mit ihrem ausgefallenen Werk „Feuerdrachentöter“.
Zwei weitere Schülerinnen des Rheinbacher Berufskollegs erhielten von der Jury für ihre Werke Belobigungen, Sandra Antonia Stangier für die Skulptur „Durchblick“ und Xenia Kuruschina für das Werk „WeltUm“. Eine weitere Belobigung gab es für Markus Marschmann für sein „Out of Order“ von der Glasfachschule Zwiesel.
Preisverleihung im Glaspavillon Hans-Schmitz-Haus
Nach einem musikalischen Auftakt mit gefühlvollem Blues auf der Posaune von Arved Fink, begleitet von Claus Kratzenberg auf einem Keyboard, konnten Vizebürgermeister Claus Wehage und Ruth Fabritius, Leiterin des Glasmuseums, neben der Preisträgerin zahlreiche Freunde und Förderer der Glaskunst im Hans-Schmitz-Haus, dem Glaspavillon, begrüßen. „Dass sich in einem 28.000 Einwohner-Ort ein solches Ereignis nicht ohne breite Unterstützung durchführen lässt, versteht sich von selbst. Im Namen der Stadt möchte ich daher zuallererst den Unterstützern und Förderern danken“, so Wehage. Eine großzügige Förderung erhält der Internationale Glaskunstpreis durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die auch den 1.Preis mit 1.000 Euro finanziert. Zwar konnte die Schirmherrin, Staatsministerin Prof. Monika Grütters, nicht selbst nach Rheinbach kommen, sie wurde aber von Ministerialrat Dr. Thomas Lindner vertreten. Den zweiten Preis mit 800 Euro finanzierten das Unternehmen Fassbender Tenten, vertreten durch Margret Fassbender, sowie das Unternehmen adfacts. Bernhard Schmitz sponserte den 3. Preis in Höhe von 500 Euro und Wilhelm Bruns lobte wieder den Publikumspreis aus. „Es war nicht selbstverständlich, dass die Idee, einen Nachwuchspreis auszuloben, so eine breite Zustimmung erfährt. Umso erfreulicher ist es, dass sich wieder Studierende aus Glasfachschulen in Deutschland, Frankreich, der Tschechischen Republik, Polen, Österreich, Finnland und Großbritannien beteiligt haben“, stellt der Vizebürgermeister die gute Entwicklung und das international hohe Ansehen des Preises und der Glasstadt Rheinbach heraus.
Rheinbacher Glastradition wurzelt im Sudetenland
Nach der Übermittlung der Grüße und Glückwünsche der diesjährigen Schirmherrin, Staatsministein Monika Grütters, ging Thomas Lindner in seinem Grußwort auch auf die aktuelle Situation der Tausenden von Flüchtlingen ein, die derzeit nach Deutschland strömen und verwies auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Vertriebene mit ähnlich schlimmen Erfahrungen auch nach Rheinbach kamen. „Auch sie, die ihre Heimat in den ehemaligen Sudetengebieten aufgeben mussten, brachten nicht viel mehr mit als ihr Können, ihren Fleiß und ihren unbedingten Willen zum Wiederaufbau eines neuen und menschenwürdigen Lebens. Sie hatten maßgeblichen Anteil daran, dass Rheinbach heute mit der Glasfachschule und dem Glasmuseum zu einer Stadt des Glases geworden ist. Für ihre Lebensleistung gebührt den sudetendeutschen Glaskünstlern der ersten Stunde unser Respekt und unsere Anerkennung und zugleich kann die Stadt Rheinbach stolz sein auf die gelungene Integration der Vertriebenen.“
Die 39 jungen Künstlerinnen und Künstler, die an dem Wettbewerb um den 8. Internationalen Glaskunstpreis teilgenommen haben, lobte Lindner für die kreative Beschäftigung mit den unterschiedlichsten Materialien, Formen und Stilrichtungen. „Das internationale Teilnehmerfeld steht sinnbildlich für zukunftsorientierte Brückenschläge in einem zusammenwachsenden Europa.“
Mit der Übergabe der Preise endete der offizielle Teil der Preisverleihung. Tobias Grohs spielte auf seiner Trompete noch ein Evergreen der Beatles und einen Blues, auch hier begleitete Claus Katzenberg den jungen Musiker. Anschließend gab es noch reichlich Gesprächsstoff zwischen den Vertretern der Stadt, der Glasfachschule, der Mitglieder des Fördervereins Freunde edlen Glases sowie den vielen Gästen und Besuchern der Preisverleihung.