213.962 Wähler entscheiden im Wahlkreis 98 über die Zukunft Deutschlands
Zehn Kandidaten bewerben sich um die Erststimmen
Rhein-Sieg-Kreis. Am Sonntag, 22. September, geht es um die Zukunft Deutschlands und damit auch um das Wohl jedes einzelnen Bundesbürgers. Von 8 bis 18 Uhr sind an jenem Sonntag die Wahllokale auch im Rhein-Sieg-Kreis geöffnet für die Wahl zum Deutschen Bundestag. Dann entscheidet sich, wer die Region in den kommenden vier Jahren im Berliner Parlament vertreten wird. 213.962 Wähler in den Kommunen Alfter, Bornheim, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal, Wachtberg, St. Augustin, Königswinter und Bad Honnef sind dabei stimmberechtigt.
Mit der Zweitstimme kann sich der Wähler für eine der 22 zugelassenen Parteien entscheiden. Auf dem Wahlzettel von oben nach unten sind dies CDU, SPD, FDP, Grüne, Die Linke, Piraten, NPD, Republikaner, Bündnis 21/RRP, Volksabstimmung, ÖDP, MLPD, BüSo, PSG, Alternative für Deutschland (AfD), Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit (BIG) die Bürgerbewegung pro Deutschland (pro Deutschland), die Rechte, die Freien Wähler, die Partei der Nichtwähler, die „Partei der Vernunft“ und „Die Partei“.
Bei der Bundestagswahl 2009 lag die Wahlbeteiligung im Wahlkreis 98 mit 76,3 Prozent knapp über dem Landesdurchschnitt. Bei den Zweitstimmen hatte die CDU mit 37,2 Prozent die Nase vorn vor der FDP mit 21,8 Prozent. Die SPD belegte mit 20,8 Prozent nur den dritten Platz, die Grünen kamen auf 10,6 und die Linke auf 5,5 Prozent.
Das Direktmandat bei der Bundestagswahl 2009 holte sich Dr. Norbert Röttgen (CDU) mit 50,3 Prozent der Erststimme vor Ulrike Merten (SPD) mit 24,7 Prozent. Diesmal bewerben sich zehn Direktkandidaten im Wahlkreis 98 um die Gunst der Wähler. „Blick aktuell“ stellt die Bewerber der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien vor.
Der Direktkandidat der CDU: Dr. Norbert Röttgen
Die CDU schickt erneut den früheren Bundesumweltminister und ehemaligen Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Dr. Norbert Röttgen (Königswinter), ins Rennen um das Direktmandat. Der gebürtige Meckenheimer ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Als promovierter Jurist versteht er sich durchaus auch als „Anwalt der Region“ und setzte sich in der Vergangenheit stets für einige Großprojekte ein. Seine Lieblingsthemen sind die Europapolitik sowie das Ziel einer nachhaltigen, ressourcenschonenden Wirtschafts- und Energiepolitik. Er will sich für ein politisch und wirtschaftlich starkes Europa einsetzen und die Energiewende weiter voranbringen. Röttgen plädiert für eine verantwortliche Wirtschafts- und Finanzpolitik ohne Steuererhöhungen, denn die hätten seiner Ansicht nach fatale Auswirkungen für die Mitte der Gesellschaft und den wirtschaftlichen Mittelstand. Kämpfen will er auch für die Einhaltung des Bonn/Berlin-Gesetzes und den Ausbau der Region als „Internationales Zentrum“ und als Wissenschaftsregion.
Die Direktkandidatin der SPD: Bettina Bähr-Losse
Für die SPD kämpft Bettina Bähr-Losse (St. Augustin) zum ersten Mal um das Direktmandat im Wahlkreis 98. Die 46-jährige gebürtige Braunschweigerin möchte nicht als Berufspolitikerin gelten, dennoch sei es ihr Anliegen, das Leben der Menschen vor Ort zu gestalten. Die Rechtsanwältin verspricht Bodenständigkeit und Transparenz und möchte die Bürger künftig stärker in die Entscheidungsprozesse einbinden. Sie will sich für einen gesetzlichen Mindestlohn einsetzen, denn das helfe vielen Beschäftigten und stärke Unternehmen, die den Wettbewerb durch Qualität gewinnen wollten. Leiharbeit dürfe nicht zum „Schnäppchen-Markt regulärer Beschäftigung“ werden. Auch Gleichberechtigung und gleiche Bezahlung für Frauen sind ihr wichtig, während sie sich für Spitzenverdiener durchaus einen höheren Steuersatz vorstellen kann. Die Vermögensteuer müsse wieder eingeführt und die Erbschaftssteuer reformiert werden, außerdem könne eine Spekulationssteuer für mehr Gerechtigkeit sorgen. Eine weitere ihrer Forderungen ist es, ausreichend Krippenplätze zu Verfügung zu stellen.
Der Direktkandidat der FDP: Thorsten Knott
Wie schon 2009 bewirbt sich Thorsten Knott (Bornheim) für die FDP um das Direktmandat. Der 38-Jährige ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler leitet ein Weiterbildungsinstitut für mittelständische Unternehmen und eine Versicherungsagentur. Sein politischer Traum ist ein schuldenfreies Deutschland, vor allem aus Gründen der Generationengerechtigkeit. Ein weiteres Steckenpferd ist die Familienpolitik, hier will er, dass bei der frühkindlichen Erziehung gleiche Voraussetzungen für alle gelten und keine „soziale Selektion“ stattfindet. Chancengleichheit dürfe es aber nicht nur für Kinder in Deutschland geben. Überall auf der Welt, wo Menschen etwas aus ihrem eigenen Leben machen wollten, sollten sie dazu auch die Gelegenheit bekommen. Deshalb findet er, dass ein Land wie Deutschland, dessen größte Herausforderung die Bewältigung der demografischen Entwicklung sein werde, mutiger auf die Zuwanderung setzen sollte. Eine gute Integration ist sei eine Grundvoraussetzung für eine Zukunft Deutschlands in Wohlstand und Frieden.
Der Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen: Dr. Arnd Kuhn
Für die Grünen wirft Dr. Arnd Kuhn (Bornheim) seinen Hut wie schon 2009 in den Ring. Der 55-jährige promovierte Physiker ist im Forschungszentrum Jülich im Bereich Land- und Forstwirtschaft tätig. Deshalb will er auch zur Verhinderung einer Klimakatastrophe keine faulen Kompromisse eingehen und fordert eine Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen sowie einen umfassenden Schutz von Wäldern, Flöten und Meeren. Allerdings bedeute dies ein Umdenken hin zu einer klimabewussten Wirtschaft- und Lebensweise mit einer Streichung umweltschädlicher Subventionen. Sein Modell dafür ist die aufkommensneutrale Senkung der Mehrwertsteuer, dafür die Besteuerung der durch Güter und Dienstleistungen verursachten Treibhausgas-Freisetzung. Als Förderer regenerative Energien möchte er längere Laufzeiten für Kernkraftwerke ebenso verhindern wie den Bau neuer Kohlekraftwerke. Außerdem tritt er für Toleranz und Transparenz ebenso ein wie für Freiheit und Verantwortung, Chancengleichheit und Gerechtigkeit, Basisdemokratie und Rechtsstaat sowie Wettbewerbe und Nachhaltigkeit.
Der Direktkandidat von „Die Linke“: Andreas Danne
Für Die Linke tritt Andreas Danne (Königswinter) im Kampf um die Erststimme an. Der 53-jährige gelernte Werbekaufmann ist verheiratet und Vater zweier Kinder und arbeitet als Angestellter in Bonn. Als Gründungsmitglied der WASG gehört er zu den Gründervätern der Partei „Die Linke“ und sieht vor allem in der Sozial- und Bildungspolitik seine politische Heimat. Sein größter Wunsch wäre es, dass Hartz IV wieder abgeschafft würde, aber nicht, um die Betroffenen schlechter zu stellen, sondern um das soziale Netz zu verbessern. Aus diesem Grund möchte er sich künftig für alle von Armut betroffenen und bedrohten Menschen in Deutschland einsetzen. Insbesondere die rund sechs Millionen Hartz-IV-Empfänger mit ihren Angehörigen und die in Armut lebenden Senioren, die oft nach einem langen Arbeitsleben von Grundsicherung leben müssten, hat er im Blick. Doch sein Hauptaugenmerk gilt den von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen, denen bei fehlender kostenloser und intensiver Betreuung und Bildung auch ein dauerhaftes Leben unter Hartz IV droht.
Die übrigen Direktkandidaten
Für aktuell nicht dem Parlament angehörende Parteien bewerben sich im Wahlkreis 98 Jakob Jürgen Weiler aus Bornheim für die „Piratenpartei“, Ariane Christine Meisel (Niederkasel) für die NPD, Claus Plantiko (Bonn) für die „Volksabstimmung“, Vladimir Skoda aus St. Augustin für die „Alternative für Deutschland“ (AfD) sowie Iris Häger (Medebach) für die Freien Wähler.