Tanznachmittag zog viele Besucher in den Helenensaal

Faszinierender Gangdurch ein lebendiges Museum

Faszinierender Gang
durch ein lebendiges Museum

Über 60 Tänzerinnen zeigten das große Programm „Im Museum“. RÜ

Sinzig. Die Ballettschule „tanzahrt“ hatte eingeladen und der Helenensaal war brechend voll, und das an einem heißen Sonntagnachmittag. Mit über 60 Tänzerinnen zeigte Nicole Faust ihr zweites großes Programm „Im Museum“.

Ein Dreivierteljahr hatten die Schülerinnen geübt. Der Titel ist gleichzeitig Programm: Es wurde kein Handlungsballett geboten, in dem eine Geschichte erzählt wird, sondern der Zuschauer musste die Geschichte in seinem Kopf entstehen lassen, denn was er sah, waren Bilder einer Ausstellung und zugleich getanzte Bilder - der Tanz machte die Bilder im Museum lebendig in den Augen des Betrachters. Stilistisch gesehen kennt Nicole Faust keine Berührungsängste, die Musik reichte von Richard Wagner, der Wiener Klassik über Techno bis zum Rap und auch der Tanzstil vom Spitzentanz bis zum Street- und Jazz-Dance.

Der Rundgang durchs Museum begann mit einem Bild von Pieter Bruegel, wozu die noch sehr jungen Tänzerinnen und der einzige Tänzer gleichsam aus dem Bild heraustraten und die ländliche Szene spielerisch tanzend nachempfanden. Hier konnte man schon ein durchgängiges choreographisches Element beobachten: Die Tänzerinnen vermischten sich mit den Bildern, das wurde einmal dadurch erreicht, dass sie lichttechnisch von vorne angestrahlt wurden, sodass ihre Schatten sie verdoppelten - der Schatten tanzte mit. Zum anderen wurden auch die Bilder durch die Tänzerinnen projiziert, sodass die Körper Teil der Leinwand wurden. Dadurch wurden sehr schöne optische Effekte erzielt, die beim Zuschauer einen starken Eindruck hinterließen.

Sehr gut konnte man das bei den berühmten Bildern von R. Magritte sehen: Die Männer mit Melone hatten ihre Entsprechung bei den Melonen der Tänzerinnen, die damit Teil des Bildes wurden und gleichzeitig das Bild interpretierten - eine Dialektik, die die Choreographin offensichtlich gereizt hat.

Von den 13 Programmpunkten sei noch „Hamlet“ besonders hervorgehoben. Auf dem gleichnamigen Rap von den „Wise Guys“ hatte Nicole Faust zusammen mit ihren Schülerinnen (jeder durfte eine Idee beisteuern) eine packende Choreographie entwickelt. Am Schluss stand „Guernica“ von Pablo Picasso, das den Schrecken des Krieges und die Sehnsucht nach Frieden symbolisiert - ein Anti-Kriegsbild, das mit zwei verschiedenen Musiken verbunden wurde, womit die Ambivalenz des Bildes deutlich wurde.

Frenetischer Applaus belohnte die Balletttänzerinnen für ihre monatelange Arbeit und Nicole Faust konnte stolz sein auf ihre fleißigen Schülerinnen und Schüler mit den engagierten Eltern und Familien. Die „heiligen Hallen“ des Museums, in Sinzig wurden sie an einem Sonntagnachmittag lebendig.