Turmgespräch drehte sich um die Frage: „Ab wann war Sinzig Stadt?“

Sinzig könnte schon vor 1267 Stadt geworden sein

Karl-Friedrich Amendt kreist als aussagekräftigstes Datum das Jahr 1243 ein

13.04.2015 - 14:23

Sinzig. „Haben Sie schon einmal nachgedacht, was eine Stadt ausmacht?“, fragte Karl-Friedrich Amendt beim Turmgespräch des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums im Sinziger Schloss. Und der Vereinsvorsitzende gab selbst die Antwort. Einerseits sind Funktion und Größe für den Stadt-Begriff bedeutsam, andererseits die juristische Stellung, wobei die städtische Selbstverwaltung und eine eigene Gerichtsbarkeit zu den hochrangigsten Rechten gehörten.

Anlass dieser Überlegungen ist das für 2017 geplante Stadtfest. Die Vorbereitungen sind angelaufen und der Denkmalverein trägt dazu bei. So präsentierte der Vorsitzende Karl-Friedrich Amendt seine neue Broschüre „750 Jahre Sinzig – wann genau?“, die auch ein Kapitel von Stadtarchivar Wolfgang Dietz über Sinziger Siegel und Wappen erhält. Im Turmgespräch unter demselben Titel ging er ebenfalls der Datierung auf den Grund.

Dies gestaltete sich als anspruchsvolles Vorhaben, da selbst Historiker offen lassen, „welche konkreten Voraussetzungen und Privilegien für Kleinstädte wie Remagen und Sinzig notwendig waren, um sich Stadt nennen zu dürfen“. Eine Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte existiert für Sinzig ohnehin nicht. Im Mittelalter gab es außerdem keine reichseinheitlichen Gesetze, welche die Bedingungen der Stadtbenennung festlegten. Zwar führten die vier bekannten Ms (Markt-, Mauer-, Maut- und Münzrecht) zum Titel Stadt, nicht aber zur vollständigen Selbstbestimmung. König und Landesherren „behielten das Heft des Handelns in der Hand“.

Im Rückblick zeigten die Verpfändungen, „dass die sogenannten Stadtrechte der Kleinstädte, wie Sinzig oder Remagen, letztlich eine Mogelpackung waren“.

Dessen ungeachtet kreiste der Referent die Stadt-Datierung unter maßgeblicher Betrachtung von vier Urkunden ein. Sie stammen alle aus der Zeit nach dem Umzug der königlichen Verwaltung von der Sinziger Königspfalz auf die Burg Landskron 1207, der erst die Chance einer Selbstverwaltung eröffnete. Die älteste Urkunde, vom November 1227, erwähnt für Sinzig einen Bürgermeister sowie ein Schöffenkollegium (Stadtrat): Damit liefere sie einen Hinweis, jedoch keinen Beweis zur Selbstverwaltung. Schwerer wiegt für ihn das Dokument vom Mai 1243, da es die Sinziger „civibus imperii in Sinzige“ (Bürger des Reichs in Sinzig) nennt, was bedeutet, dass sie direkt dem Reich unterstanden und keinem regionalen Landesherrn. Als „Civitas“ galten im Mittelalter kleinere Städte mit erheblichen Privilegien. Solche beschreibt die Urkunde nicht. Dennoch: „Wenn es überhaupt eine Urkunde gibt, die die Stadtrechte Sinzigs belegt, dann ist es diese“, erklärte Amendt.

Zwölf Jahre danach wird für den 1. April 1255 Sinzigs Beitritt zum „Rheinischen Städtebund“ beurkundet, ein „Schutz- und Trutzbündnis“ in der politisch instabilen Zeit des Doppelkönigtums im Reich. Noch besitzt Sinzig kein eigenes Stadtsiegel, weshalb die Herren der Reichsburgen Landskrone und Hammerstein mit ihrem Siegel unterzeichnen. Die Burgherren förderten demnach das Recht Sinzigs, „eigene Außen- und Bündnispolitik zu betreiben“. Zur Zeit der „sogenannten Stadtwerdungsurkunde“ vom 9. Oktober 1267, auf welche sich die 750-Jahr-Feier im Jahr 2017 stützt, war dagegen Sinzigs Position schwächer als zuvor. Denn der Ort, der sich nach der Auflösung des Städtebundes unter den Schutz des Grafen von Jülich stellte, wurde um 1266/67 von Kurköln erobert. In genannter Urkunde versprach der Erzbischof den „opidanos von Sinzig bei allen Rechten zu belassen, die sie bisher vom Reiche gehabt“. Stärkster Beleg für den Stadtstatus ist der Begriff „opidanos“ für die Bürger. „Oppidum“ heißt lateinisch zwar Stadt, doch nannten die Römer so ausgerechnet größere Ansiedlungen in besetzten Gebieten ohne Stadtrechte. Die Anrede kann also Sinzigs Anerkennung als Stadt belegen oder sogar das Gegenteil aussagen.

Karl-Friedrich Amendt hat kein spektakuläres Einzelereignis aufspüren können, in dessen Folge Sinzig Stadt wurde. Aber er hat mit grundsätzlichen und regionalspezifischen Überlegungen die Stadtwerdung abgeklopft und das Feld bereitet für zukünftige Forschungen auf diesem schwierigen Themengebiet.

Den Sinzigern hält er nun nach intensiven Recherchen vor Augen, dass schon vor 1267 Indizien für Sinzig als Stadt sprechen. In den Urkunden von 1227 und speziell von 1243 und 1255 erkennt er „drei Gründe, um mindestens 750 Jahre Stadtrechte zu feiern“.

Die im Selbstverlag des Denkmalvereins erschienene Broschüre von Karl-Friedrich Amendt und Wolfgang Dietz hat 66 Seiten. Es gibt sie im örtlichen Buchhandel, bei der Tourist Info und im Heimatmuseum Sinzig.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

B 259 in der Ortslage Büchel während der Verkehrsunfallaufnahme teils gesperrt

Verkehrsunfall mit Verletzten

Büchel. Am 30. April ereignete sich gegen 15:15 Uhr im Bereich der B 259 in der Ortslage Büchel ein Verkehrsunfall. Hierbei kam es zum Zusammenstoß zwischen zwei Fahrzeugen. Durch den Verkehrsunfall wurden eine 52-jährige Frau aus dem Kreis Cochem-Zell sowie ein 33-jähriger Mann aus dem Kreis Mayen-Koblenz leicht verletzt und mittels Rettungswagen in die umliegenden Krankenhäuser verbracht. Ferner... mehr...

Regional+
 

Verkehrsunfall mit Personenschaden - Unfallverursacher flüchtet

Unfall auf der B9

Koblenz, B9. Am 30. April, gegen 14:30 Uhr ereignete sich auf der Bundesstraße 9, Höhe Bauhaus ein Verkehrsunfall mit Personenschaden. Nach bisherigem Ermittlungsstand dürfte dabei ein bislang unbekannter PKW-Führer seine Fahrspur von der linken Fahrspur, über die mittlere, auf die rechte Fahrspur verlegt haben und dabei eine Unfallbeteiligte, welche sich auf der rechten Fahrspur, der Abbiegespur in Richtung Bubenheim befunden hat, geschnitten haben. mehr...

Einbruch in Matratzengeschäft

Mayen. Im Zeitraum von Montag, dem 29. April, 19 Uhr, bis Dienstag, dem 30. April, 9 Uhr, sind unbekannte Täter in ein Matratzengeschäft in der Koblenzer Straße in Mayen eingebrochen. Die Einbrecher hebelten ein auf der Rückseite des Geschäfts befindliches Fenster auf und verschafften sich so Zugang zum Gebäude. Durch die unbekannten Täter konnte Stehlgut geringen Wertes entwendet werden. Sachdienliche Hinweise nimmt die Polizei Mayen unter der Telefonnummer 02651-801-0 entgegen. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Verbalattacke nach Verkehrsgefährdung

Gefährliches Überholmanöver: Radfahrer in Unkel von Bus bedrängt

Verbalattacke nach Verkehrsgefährdung

Unkel. Am Montagnachmittag, 29. April kam es zu einem Verkehrsunfall zwischen einem Busfahrer und einem Radfahrer, wie die Polizeiinspektion Linz/Rhein mitteilte. Nach Angaben des Radfahrers befuhr dieser mit seinem Fahrrad die Siebengebirgsstraße und wurde von einem nachfolgenden Bus überholt. mehr...

Schwerverletzter per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen

Mehrere Verletzte bei Verkehrsunfall auf der Bendorfer Brücke in Fahrtrichtung Westerwald

Schwerverletzter per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen

Bendorf. Am 29. April 2024 gegen 15:40 Uhr meldeten mehrere Verkehrsteilnehmer einen schweren Verkehrsunfall auf der Bendorfer Brücke (A48) in Fahrtrichtung Westerwald. Im stockenden Verkehr sei es zu einem Auffahrunfall mit mehreren Verletzten gekommen. mehr...

Entwarnung: Kampfmittelfund in Bonn-Duisdorf

Der 500kg schwere Blindgänger, aus dem 2. Weltkrieg, konnte erfolgreich durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst Rheinland entschärft werden

Entwarnung: Kampfmittelfund in Bonn-Duisdorf

Bonn. Der 500kg schwere Blindgänger, aus dem 2. Weltkrieg, konnte erfolgreich durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst Rheinland entschärft werden. Die Absperrmaßnahmen sind aufgehoben worden. mehr...

Kreis-SPD lädt zu Infoveranstaltung mit MdEP Karsten Lucke

Long Covid und seine Folgen

Moselkern. Die Corona-Pandemie mit ihren weitreichenden Einschränkungen scheint längst überwunden. Doch viele Menschen leiden noch immer an den Nachwehen einer Covid-Erkrankung, was als Long Covid bezeichnet wird. mehr...

BfS ohne Vorstand

Morenhoven. Bei der Mitgliederversammlung der Unabhängigen Wählervereinigung Bürger für Swisttal (BfS) am 25. April 2024 in Morenhoven konnte kein neuer Vorstand gewählt werden. Nach zehn Jahren standen die bisherigen Vorstandsmitglieder aus privaten Gründen nicht mehr zur Wahl. mehr...

Inklusives Trainingsangebot des SV Pfaffendorf lädt zum Mitmachen ein

,,Fußball ist für jeden da!“

Pfaffendorf. Das Motto ‚Fußball ist für jeden da‘ prägt den Fußballverein SV Pfaffendorf aus Koblenz seit über einem Jahrhundert und spiegelt die Offenheit und Vielfalt wider, die dieser Verein lebt.... mehr...

Beeindruckende Darbietungen von internationalen Künstlern

Der Ball des Sports 2024 im Landkreis Mayen-Koblenz: Eine glanzvolle Rückkehr

Beeindruckende Darbietungen von internationalen Künstlern

Kreis MYK. Seit etlichen Jahren steht der beliebte Ball des Sports des Landkreises Mayen-Koblenz für Tanz, Akrobatik und weitere Darbietungen auf allerhöchstem Niveau. Und genau daran knüpfte der jüngste Ball – nach dreijähriger Corona-Zwangspause – nahtlos an. mehr...

Erfolgreiche Jugendspieler begeistern

TTC GW Fritzdorf

Erfolgreiche Jugendspieler begeistern

Fritzdorf. Im letzten Spiel der Bezirksklasse Rhein-Erft-Sieg erreichte die U15 den ersten Sieg der Rückrunde mit einem 8:2, nur die Anfangsdoppel gingen verloren. Damit konnte der letzte Tabellenplatz an die Mannschaft vom TTF Bad Honnef abgegeben werden. mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Jörg Kötzle:
Hallo und guten Tag, ich wüsste nicht welche provokantenaktionen abgewehrt wurden von Seiten der Bürger aus und jetzt kommt das siegburg da war kaum ein einziger Bad Preise dabei die sind alle eingeflogen im Prinzip. Weiterhin finde ich es erbärmlichst Kinder mit auf solche Veranstaltungen zu nehmen....

Erster großer Dorfflohmarkt

Jürgen:
Da bin ich dabei !!...

Güls hat gleich dreimal Grund zum Feiern

Michael Kock:
Es ist schon toll, was jedes Jahr ehrenamtlich von den Bürgerinnen und Bürgern auf die Beine gestellt wird. Fünf Tage feiern bei Wein und Band. Vielen Dank für Euer Engagement. Für die Jinder und Jugendlichen sei erwähnt, dass man die Kirmes mit Auto-Scooter, Karussel, und weitere Buden auf dem Festplatz...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service