Wachtberger Ausschuss für Infrastruktur
Bürgerbus und Mobilfunkmast lassen noch auf sich warten
Konkurrenz zum Taxibus soll allerdings nicht entstehen - E-Plus plant Funkmast zwischen Fritzdorf und Adendorf
Wachtberg. Die Wachtberger UWG wünscht sich ein Bürgerbusprojekt, um die Lücken im Nahverkehrsnetz zu schließen. Deshalb beantragte die Fraktion jetzt im Wachtberger Infrastrukturausschuss, die Gemeinde möge sich der Sache annehmen und Fördermöglichkeiten eruieren. Insbesondere die Anbindung der beiden Täler sei durch den öffentlichen Personennahverkehr bislang nur unzureichend geregelt, so der Fraktionsvorsitzende Joachim Mittweg in der Antragsbegründung. Auch weil der Taxibus gerade für die älteren Mitbürger zu kompliziert sei. Ziel sei es, die regelmäßige Verbindung von Pech, Villip, Villiprott, Holzem, Züllighoven, Fritzdorf, Arzdorf und Werthhoven zum Einkaufszentrum zu gewährleisten. Von einem Bürgerbus könnten insbesondere Mütter mit Kindern, Senioren und auch Jugendliche in ganz Wachtberg profitieren. „Auf einer familienfreundlichen Linie werden Wachtberger von Wachtbergern zu Schulen, Vereinen, Sportstätten, Kindergärten oder Einkaufsmöglichkeiten gefahren, oder aber auch aufs Amt.“ Das schaffe Vertrauen und menschliche Brücken für gutes Miteinander, somit Weg. Abgesehen davon ermögliche der Bürgerbus Wachtbergern mit geringerem Einkommen mehr Mobilität.
Idee noch zu unausgereift
Die anderen Fraktionen wollten sich dieser Idee nicht grundsätzlich verschließen, fanden sie im derzeitigen Stadium aber noch zu unausgereift. Deshalb sollen zu einer der nächsten Sitzungen einige Fachleute eingeladen werden, die über den Stand der Dinge im öffentlichen Personennahverkehr der Gemeinde berichten und die Perspektiven für einen Bürgerbus aufzeigen sollen. Vor allem sollen kompetente Vertreter der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) eingeladen werden, die für den Busverkehr in Wachtberg zuständig sind, aber auch Vertreter des Trägervereins, der im Mai dieses Jahres gegründet worden war.
„Der Antrag ist noch zu sehr im Entwurfsstadium, da muss mehr Fleisch ran“, fand unter anderem Stephan Zieger (CDU). So werde nicht klar, welche Linien überhaupt betroffen wären und ob der Verein in der Lage sei, die benötigte Anzahl an Busfahrer dauerhaft bereitzustellen. Man rechne damit, dass zwei Dutzend ehrenamtliche Busfahrer erforderlich seien, um einen geregelten Bürgerbusbetrieb aufrechtzuerhalten, doch dem Vernehmen nach habe der Verein lediglich sechs Busfahrer in petto. Abgesehen davon könne dies eine Konkurrenz zum Taxibus darstellen, der nach seinem Kenntnisstand eigentlich gut funktioniere, „wenn man weiß, wie es geht.“ Hier müsse man wahrscheinlich nur noch mehr Informationen in der Bevölkerung tragen.
Taxibus noch bekannter machen
Ganz ähnlich sah es Helga Frohberg (FDP) mit ihrem Hinweis, die Politik habe sich in den vergangenen Jahren bereits intensiv mit dem Thema Nahverkehr beschäftigt und als Ergebnis den Taxibus eingeführt. „Die Infrastruktur ist da, sie muss nur noch bekannter gemacht werden“, fand Frohberg. Hintergrund: Der Taxibus verkehrt zwischen Pech, Villip, Berkum und Züllighoven auf einem festen Linienweg mit Haltestellen und Fahrplan. Er fährt allerdings nur, wenn er 30 Minuten vor Abfahrt telefonisch bestellt wird. In die gleiche Kerbe hieb Manuel Lengrüsser (Grüne), der forderte, der Bürgerbus dürfe nicht zu einer Konkurrenz für den Taxibus werden, ebenso wie Dr. Wolfgang Neusüß (SPD).
„Taxibus und Bürgerbus nebeneinander - dafür gibt es keine Chance“, so der Erste Beigeordnete Jörg Ostermann. Er berichtete von einem Treffen mit RVK-Geschäftsführer Eugen Puderbach, der bestätigt habe, dass der Taxibus funktioniere. Immerhin seien bislang mehr als 2000 Fahrten mit insgesamt mehr als 22.000 Kilometern absolviert worden. „Das sind beeindruckende Zahlen, die eine sehr vernünftige Auslastung zeigen, die allerdings nicht für einen Linienverkehr ausreichen.“ Der RVK sei durchaus bereit, das Projekt Bürgerbus zu unterstützen, indem zum Beispiel der Bus gekauft und zur Verfügung gestellt werde. Doch die Organisation und die Trägerschaft müsse auf jeden Fall ein Verein übernehmen, der eine Konzession erwerben und mit ehrenamtlichen Fahrern den Betrieb dauerhaft gewährleisten müsse. Schätzungen zufolge seien dafür mindestens zwei Dutzend ehrenamtliche Fahrer erforderlich. Da die Fraktionen das vorhandene ehrenamtliche Engagement nicht abwürgen wollten, soll die Diskussion in nächster Zeit fortgesetzt werden - mit offenem Ausgang.
Mangelhafte Mobilfunkversorgung
Ein weiteres Thema im Infrastrukturausschuss war die mangelhafte Mobilfunkversorgung in Fritzdorf. Auch hier wollte die UWG den Stand der Dinge wissen, und warum es nicht vorangehe. Nach dem Willen der Unabhängigen Wählergemeinschaft soll die Gemeindeverwaltung einen Zeit- und Maßnahmenplan für die Anbindung vorlegen und darüber berichten. „Ein funktionierendes und flächendeckendes Mobilfunknetz sollte zur Daseinsvorsorge einer Gemeinde gehören“, so der Fraktionsvorsitzende Joachim Mittweg in der Antragsbegründung.
Hier hatte Ostermann wenig gute Nachrichten im Gepäck, denn vor Mitte nächsten Jahres sei ein Mobilfunkmast für Fritzdorf nicht in Sicht. Das Problem sei schon länger bekannt, und schon mindestens seit 2008 habe die Gemeinde alle Hebel in Bewegung gesetzt, um für Abhilfe zu sorgen. So habe die Firma O2 bereits 2008 einen 30 Meter hohen Mobilfunkmast errichten wollen, die Ortsvertretung und der Planungsausschuss hätten zugestimmt, doch bis heute sei der Mast nicht gebaut worden. Vielleicht auch deshalb, so Ostermann, weil sich damals auch kritische Stimmen im Rahmen einer Bürgerinitiative gegen das Projekt gerichtet hätten.
35 Meter hoher Mast geplant
Ende vergangenen Jahres habe die Verwaltung Kontakt zu verschiedenen Mobilfunkanbietern aufgenommen und erreicht, dass die E-Plus-Gruppe sich bereit erklärte, einen neuen Mobilfunkmast für Adendorf, Arzdorf und Fritzdorf zu bauen. Eigentlich hätte auch der schon längst stehen sollen, doch das Ganze verzögere sich. Im September 2014 habe es eine bautechnische Begehung mit den Funkmastplanern gegeben, die bislang davon ausgegangen seien, dass O2 einen Mast errichte und sich E-Plus mit einer Sendeanlage daran beteiligen werde. Doch O2 habe seine Pläne mittlerweile vollständig aufgegeben, so dass nun E-Plus einen rund 35 Meter hohen Mast neben der Verbindungsstraße zwischen Adendorf und Fritzdorf errichten wolle. Für die Planungen würden mit Sicherheit noch mehrere Wochen benötigt, so Ostermann, daher sei er nach derzeitigem Stand nicht vor Jahresmitte 2015 mit der Errichtung und Inbetriebnahme des Funkmastes zu rechnen. Leider seien der Gemeinde in dieser Sache ein wenig die Hände gebunden, denn man könne keinen Mobilfunkanbieter dazu zwingen, einen Sendemast zu bauen. „Wir können nur der Dinge harren und penetrant alle zwei bis drei Monate nachfragen.“
