Naturpark Rheinland eröffnete Feuerroute in Wachtberg
Eine auflodernde Flamme weist den Weg
Wachtberg. Eine glutrot auflodernde Flamme weist als Symbol den Weg auf der „Feuerroute“ im Naturpark Rheinland, auf der neben dem heißen Element auch die anderen drei mythischen Urstoffe Erde, Wasser und Luft entdeckt werden können. Im Rahmen eines „Feuerfestes“ eröffnete der nordrhein-westfälische Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Johannes Remmel, nicht nur diese Feuerroute, sondern das ganze Naturparkjahr 2015 für Nordrhein-Westfalen. Dessen Motto passt hervorragend zu der neuen, 33 Kilometer langen „Feuerroute“, die vom Rodderberg bei Niederbachem über sechs Stationen bis zum Naturparkzentrum Himmeroder Hof in Rheinbach führt: „Entdecke die Elemente“.
Mit diesem Motto hatte der Naturpark Rheinland bereits zum zweiten Mal den Landesförderwettbewerb Naturpark NRW gewonnen und dafür den Titel „Naturpark des Jahres“ eingeheimst. 2015 sollen daher die Themen „Umweltbildung“ und „Naturerleben“ im Mittelpunkt stehen, erläuterte der Minister bei der offiziellen Eröffnungsfeier auf dem Sankt-Florian-Grillplatz auf dem Stumpeberg in Berkum.
„Nordrhein-Westfalen hat eine faszinierende Natur, wenn auch das Image des Landes oft von Kohle, Stahl und Großstädten geprägt ist“, wusste Remmel. Es gebe viele Schätze zu entdecken, die aber teils im Verborgenen lägen oder gar vergessen seien, und nicht alle Schätze seien so blank geputzt, wie er sich das wünsche. Doch das werde er künftig zu ändern versuchen. „Wir haben schließlich diese Schätze weiterzugeben an die nächsten Generationen und müssen das Erbe der Natur erhalten“, so der Minister. Die Menschheit sei aber gerade dabei, „die Festplatte ihrer Erde unwiederbringlich zu löschen.“
Deshalb seien die Naturparks so wichtig, denn sie trügen dazu bei, das Naturerbe für künftige Generationen zu schützen und zu erhalten, auch als eigene Lebensgrundlage. Außerdem würden darin umfangreiches Wissen und bedeutende Werte vermittelt, wenn entlang der „Feuerroute“ ein roter Faden über die vier Elemente gesponnen werde.
Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld war sichtlich stolz: „Heute ist ein ganz besonderer Tag für das Drachenfelser Ländchen, denn die Feuerroute ist ein herausragendes touristisches Highlight in der Gemeinde.“ Angesichts des Mottos des Naturpark-Jahres habe nichts näher gelegen, als die hiesige Vulkanlandschaft näher zu erkunden. Alle sechs Stationen entlang der „Feuerroute“ hätten ohnehin einen engen Bezug zum Element Feuer.
Die Route beginnt auf dem Rodderberg, dem jüngsten Vulkan im Drachenfelser Ländchen. Weiter geht es zum Dächelsberg bei Oberbachem, wo ein neuer, sechs Meter hoher Aussichtsturm den Blick in das Naturschutzgebiet und den ehemaligen Steinbruch ermöglicht. Rund um den Wachtberg führt ein weiterer Rundweg, der nicht nur einen fantastischen Blick über das Drachenfelser Ländchen bis hin zum Siebengebirge gewährt, sondern auch zum kugelförmigen Radom des Fraunhofer-Instituts und weiter zum ehemaligen Domsteinbruch führt. Auf dem Töpferpfad in Adendorf kann jeder die Geschichte der Töpferei kennenlernen und in Augenschein nehmen, wie in den vergangenen Jahrhunderten Ton abgebaut und vielfältig eingesetzt worden ist. Auf dem Gebiet der Stadt Rheinbach liegt die Tomburg bei Wormersdorf, in diesem artenreichen Naturschutzgebiet wurde einst Basalt und Eisenerz abgebaut. Der Himmeroder Hof in Rheinbach schließlich ist für die Glasherstellung bekannt, gibt es dort doch das Glasmuseum mit einer bunten Palette von gläsernen Objekten, die nur durch den gezielten Einsatz von Feuer entstehen konnten. Dort sei auch eines der vier Naturparkzentren des Naturparks Rheinland untergebracht mit einer interaktiven Dauerausstellung und weiteren umweltpädagogischen Angeboten.
Landrat Sebastian Schuster sah den Rhein-Sieg-Kreis sehr gut aufgestellt in Sachen Natur- und Landschaftsschutz, die neue Feuerroute steigere die touristische Attraktivität weiter. Im linksrheinischen Teil des Kreises könne jetzt ein heißes Stück Vulkanlandschaft erlebt werden, denn im Drachenfelser Ländchen lebten Mensch und Natur schon lange mit dem Feuer. Vulkankuppen, Krater und alte Steinbrüche erzählten von der Entstehung und langsamen Abtragung der glühenden Berge, mittendrin die Spuren der Steinhauer und Steinmetze, der Herrenhäuser und Höfe aus vulkanischem Gestein sowie die Werkstätten der Töpfer und Glasbläser mit ihrem feurigen Handwerk. Nicht zu vergessen die köstlichen Obstbrände aus den heimischen Brennereien.
Wolfgang Maiwaldt, Vorsitzender der Verbandsversammlung des Zweckverbands Naturpark Rheinland, lobt besonders die Arbeit des Naturparks Rheinland mit seinem Geschäftsführer Harald Sauer und dessen Stellvertreter Frank Scheer. Es handele sich um eine überschaubare, flexible, interkommunale Plattform, die sich hervorragend als Ausgangspunkt für die Umsetzung regionaler Projekte anbiete. Dafür sei auch die neue „Feuerroute“ ein gutes Beispiel. Dort könne künftig jeder mit Feuereifer auf Entdeckungstour gehen.
Das Eröffnungsfest bot den Besuchern gleich an drei Spielorten in der Gemeinde Wachtberg eine Vielzahl an Attraktionen rund um das Thema „Feuer“. Im ehemaligen Steinbruch am Stumpeberg jonglierte Feuerartist Rene Albert mit brennenden Stöcken, am Lagerfeuer sang der Kölner Phillip Oebel rheinische Lieder und „kölsche Krätzcher“. Auf kleine „Drachenzähmer“ wartete im Wald hinter dem Steinbruch ein „Fantasy-Abenteuer“ zum Mitmachen. Wer den „Rauchgeistern“ und anderen „feurigen“ Gestalten bei der Suche nach dem verlorenen Drachenzahn geholfen hatte, entdeckte nur wenige Meter weiter die nächste Attraktion: Hier glühten und fauchten zweimal am Abend mehrere Heißluftballone im Takt der Musik.
Rund um den Dorfplatz in Oberbachem lauschten Kinder und Erwachsene den Märchen und Sagen, die sogar der Teufel selbst am Feuer erzählte. Mit Lichteffekten und hochkarätiger Feuerkunst bot Feuertänzerin „eSteffania“ dem Publikum eine spektakuläre Feuershow. Das 4-Elements-Bike startete mit bis zu zwölf Personen an Bord mehrmals zum neuen Aussichtsturm am Dächelsberg.
Im Töpferort Adendorf fauchte der Kasseler Langofen schon seit Mittwoch und ließ meterhohe Flammen aus allen Löchern schlagen. Drei Tage vorher befeuerte das „Brennteam“ den historischen Ofen mit Holz, um die notwendige Temperatur von 1200 Grad zu erreichen, damit jede Menge Töpferwaren gebrannt werden konnten. Ein besonderer Anblick bot sich am Abend, als nach alter Tradition Salz, das für das Brennen des Steinzeugs notwendig ist, in den Ofen gegeben wurde. Kinder durften derweil unter fachkundiger Anleitung töpfern, während die Töpfer ihr Handwerk demonstrierten und über den Töpferpfad zur illuminierten Tongrube am Ortsrand führten.
Am Sonntag ging es weiter mit Führungen, Wanderungen, Exkursionen und Mitmach-Aktionen für Kinder. Denen bot das Naturparkzentrum Himmeroder Hof in Rheinbach eine besondere Aktion. Natur- und Wildnispädagogin Anja Becker zeigte dem Nachwuchs, wie Feuer auch ohne Streichholz und Feuerzeug gemacht werden kann. Ehrensache, dass über dem Feuer gleich Stockbrot gebacken wurde. An der nahegelegenen Ruine der Tomburg zeigen die „Tomburg-Ritter“ mit Bogenschießen und Schwertkampf-Vorführungen, wie es hier im Mittelalter zugegangen ist. Weitere Informationen zur Feuerroute gibt es auf der Internetseite des Naturparks unter www.naturpark-rheinland.de/feuerroute.
In Adendorf hatten die Töpfer den Kasseler Langofen auf dem Dorfplatz angeheizt und erläuterten den Gästen die Kunst des Tonbrennens.
