Rundgang zur Fritzdorfer Geschichte am Wochenende

Eine nostalgische Zeitreise zurück zu den Anfängen des Fritzdorfer Holzhandwerks

Eine nostalgische Zeitreise zurück zu den Anfängen des Fritzdorfer Holzhandwerks

Die Titelseite der Dokumentation zur Geschichte des Fritzdorfer Holzhandwerks.

Eine nostalgische Zeitreise zurück zu den Anfängen des Fritzdorfer Holzhandwerks

Die Fritzdorfer Schreinerei Johann Josef Kläser im Jahre 1932, v.l.: Toni Assenmacher, Johann Kläser, Johann Wolf, Meister Johann Josef Kläser und Alois Kläser bei der Arbeit.-JOST-

Fritzdorf. Was die Baumschulen für Meckenheim und die Töpfer für Adendorf sind, das waren für Fritzdorf lange Zeit die „Treppenbauer“. Die Anfänge dieses Berufszweigs gehen auf das Jahr 1851 zurück, als drei Brüder mit Namen Drodten, die in Fritzdorf schon lange als Schreiner arbeiteten, sich auf den Treppenbau spezialisierten und sich in der Schmiedegasse 11 ansiedelten. Anlässlich der Wachtberger Kulturwochen stellen sich die Fritzdorfer Treppenbauer an diesem Wochenende erstmals gemeinsam der Öffentlichkeit vor. An beiden Tagen wird es geführte Rundgänge zu den noch aktiven Schreinereien und Holz verarbeitenden Betrieben, aber auch zu historischen Orten und Gebäuden geben. Darüber hinaus hat Wolfgang Kündgen eine 36-seitige Dokumentation der Treppenbauer und des Holzhandwerks verfasst, in der fast 30 Betriebe der letzten 150 Jahre in Fritzdorf und Arzdorf aufgeführt sind.

550 Einwohner in 80 Häusern

Fritzdorf hatte um 1850 rund 550 Einwohner, die in etwa 80 Häusern wohnten. Die Bevölkerung bestand überwiegend aus mittleren und kleineren Bauern sowie Tagelöhnern. An Handwerks- und Gewerbebetrieben waren nur die in den Dörfern üblichen Schmiede, Zimmerer, Schneider, Schuster, Wirte und Ähnliches vorhanden, die aber auch alle noch im Nebenerwerb Landwirtschaft betrieben. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts tauchten andere Berufe, besonders der Schreiner auf.

Die stetigen Bautätigkeiten in den Städten und auf dem Land bis hin zur Weltwirtschaftskrise und zur Währungsreform ließen viele Neugründungen von Schreinereien in Fritzdorf zu. Im Jahre 1929 gab es im Ort schon mindestens neun Schreinereien, ein Sägewerk, einen Stellmacher und Wagenbauer sowie die Stellmacherei, Sägewerk und Holzhandlung Schmitz. Zu Beginn der 1960er Jahre waren es zehn Schreinereien in Fritzdorf, zwei in Arzdorf und das Sägewerk. Wurden in den Anfangsjahren auch Möbel angefertigt, so spezialisierten sich die meisten Betriebe mittlerweile auf den Treppenbau und die Fertigung von Fenstern und Türen. Über 40 Handwerker waren zeitweise in den Schreinereien tätig, und mancher Landwirt verdiente sich bei den Betrieben in den Wintermonaten ein Zubrot.

Die wenigsten

auswärts Arbeitenden

im Amtsbezirk Meckenheim

1952 veröffentlicht das Amt Meckenheim folgende Zahlen: Fritzdorf hatte 658 Einwohner in 166 Familien. Die wenigsten auswärtig Arbeitenden im Amtsbezirk hatten Fritzdorf mit 7,4 und Adendorf mit 9,8 Prozent, hier machte sich das heimische Gewerbe mit Treppenbau und Töpfereien bemerkbar. In Merl hingegen arbeiteten zum Beispiel 27 Prozent der Bevölkerung auswärts. Die Nähe der Bundeshauptstadt Bonn hatte sich, was die Arbeitskräfte von Fritzdorf betrifft, noch nicht bemerkbar gemacht. Der Wiederaufbau kurbelte die Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg an, und in der Bautischlerei fanden die meisten Betriebe ihren Arbeitsschwerpunkt. Das Ende dieses Baubooms Anfang der 1970er Jahre brachte jedoch viele Betriebsinhaber dazu, sich mit dem Innenausbau ein zweites wirtschaftliches Standbein aufzubauen.

Da der Markt im Treppenbau immer umkämpfter wurde, verpassten es einige Betriebe, sich auf die neue Situation einzustellen. 1983 gab es noch sieben Fritzdorfer Schreinereien und Treppenbauer und zwei in Arzdorf. In den 1990er Jahren kam erste Konkurrenz aus Osteuropa, die billige Treppen nach Maß anfertigten, diese aber von einheimischen Montagefirmen einbauen ließen. Das war das Ende von hochwertigen, handwerklich hergestellten Treppen. Ein Betrieb nach dem anderen machte dicht. War es die Frage über die Nachfolge oder wollte man nicht mehr in neue Maschinen investieren? Jetzt spezialisierten sich die übrig gebliebenen Firmen unter anderem auf den Denkmalschutz, planten und bauten Treppen in Villen, Burgen und Schlösser, restaurierten alte Treppen und „entknarrten“ sie.

Drei Schreinereien und

das Sägewerk sind noch aktiv

Derzeit gibt es laut Tischler-Innung Bonn/Rhein-Sieg in Fritzdorf und Arzdorf noch drei aktive Schreinereien: Netterscheidt & Seidel, Peter Schmitz und Sohn, Treppenbau Kläser – und das Sägewerk Schmitz. Zu ihnen und zu einem Dutzend weiteren Sehenswürdigkeiten führt der „Fritzdorfer Rundgang“ an diesem Wochenende. Er startet am Samstag, 15. August um 15:30 und um 17 Uhr sowie am Sonntag, 16. August, um 12, 14 und 16 Uhr. Treffpunkt ist jeweils auf der Gelände des Sägewerks Schmitz in der Schmiedegasse 12.