BUND Wachtberg
Erhalt der „grünen Lebensader“
Birnenallee in Fritzdorf ist jetzt als kulturlandschaftliches Erbe geschützt
Wachtberg. Es summt und brummt von Hummeln, Bienen und vielen anderen Bestäuberinsekten an der Fritzdorfer Windmühlenstraße, denn hier stehen auf einer Länge von 800 Metern circa 60 Birnbäume in einer landschaftsprägenden Allee in voller Blüte. Die ältesten von ihnen sind bis zu 170 Jahre alt und stammen somit aus der Zeit, als die Fritzdorfer Windmühle gebaut wurde. Die Birnenallee ist eine Rarität, zumal hier 16 teilweise sehr selten gewordene Birnensorten zu finden sind; einige davon nur noch in Einzelexemplaren wie die Pastorenbirne, Kuhfuß, Tongern, Neue Poiteau oder Gelbmöstler. Das große Sortenspektrum sorgte früher für vielfältige Verwendungsarten wie Tafelobst, Kochobst, Brand, Most und „Kraut“. Heute produziert der Streuobstverein Wachtberg leckeren Birnenmost und den sehr beliebten Fritzdorfer Birnenbrand. (www.streuobst-wachtberg.de). Eine so alte Birnenallee ist schon eine Seltenheit - nicht nur in der Wachtberger Kulturlandschaft. Diese Allee stiftet einen vielfältigen Nutzen in der von intensiver Agrarproduktion und Plantagenobstbau geprägten weitgehend ausgeräumten Landschaft. Sie bildet die letzte „grüne Lebensader“ für viele Vögel, Insekten, Fledermäuse und Kleinsäuger; einige von ihnen gehören zu den besonders geschützten oder bedrohten Arten. Nicht zuletzt ist die Allee an diesem Standort für das Landschaftsbild und als Pollenspender für die umliegenden intensiv bewirtschafteten Birnenplantagen von großem Wert. Als ausgewiesener Wander-, Pilger- und Fahrradweg hat dieser schon von den Römern benutzte Handelsweg eine große kulturhistorische Bedeutung. Darum gilt es diese Allee zu schützen und zu erhalten. Einen gewissen Schutzstatus erhielt sie durch den Eintrag in das Alleenkataster von Nordrheinwestfalen, der vom BUND Wachtberg angeregt wurde. Nach § 47 Landschaftsgesetz ist der Eigentümer zur Erhaltung aufgefordert. Auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat den Wert dieser Allee gewürdigt und sie als „Bedeutsamer Landschaftsbereich Drachenfelser Ländchen“ in sein „Informationssystem Historische Kulturlandschaften und das landschaftliche Kulturelle Erbe“ aufgenommen. Sorge bereiten allerdings praktischen Maßnahmen zur Erhaltung der Allee. In einem Positionspapier hatte der BUND Wachtberg bereits Ende 2010 ein praktisches Handlungskonzept zur Diskussion gestellt, welches in den Grundzügen bei der Gemeinde Wachtberg und der unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises Zustimmung fand. Erste Nachpflanzungen wurden vom Streuobstverein Wachtberg durchgeführt. Es besteht jedoch nach wie vor dringender Handlungsbedarf, um die nach wie vor bestehende Gefährdung durch landwirtschaftlichen Schwerlastverkehr, Straßenunterhaltung und angrenzende Nutzungen einmal grundsätzlich anzugehen. Ein verbindlicher Maßnahmen- und Ausbauplan mit tragfähiger Perspektive für die nächsten Jahrzehnte ist unverzichtbar. Ein erfolgreiches Beispiel für die Erhaltung einer alten Allee vermeldet die Biostation Rhein-Sieg. In Hennef-Söven (Rhein-Sieg-Kreis) wurde erst kürzlich mit der finanziellen Unterstützung des Landschaftsverbandes Rheinland in Höhe von 17.000 Euro eine Obstallee revitalisiert. Warum sollte das nicht auch in Wachtberg möglich sein. Es soll im Frühling auch weiterhin kräftig summen und brummen für eine reiche Ernte, damit auch künftig Birnen, Saft und Brand von der Fritzdorfer Windmühlenstraße verkostet werden können und darüber hinaus ein kleines Stück historisch bedeutsamer Kulturlandschaft im Drachenfelser Ländchen erhalten bleiben.Pressemitteilung
des BUND Wachtberg
Sortenspektrum der Birnenfrüchte.
