Oberbürgermeister Nimptsch und Bürgermeisterin Offergeld erläutern eingeleitete Maßnahmen zum Hochwasserschutz

In den kommenden Jahren sollen acht Millionen Euro investiert werden

In den kommenden Jahren sollen
acht Millionen Euro investiert werden

Am Rande der Informationsverhandlung zum Hochwasserschutz in Niederbachem informierte Wachtbergs Wehrleiter Markus Zettelmeyer (r.) Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Bürgermeisterin Renate Offergeld über den neuen Gerätewagen, der bei Unwetter zum Einsatz kommen soll. Foto: JOST

09.07.2015 - 08:48

Niederbachem. Den 3. Juli 2010 werden die meisten Wachtberger so schnell nicht vergessen, schon gar nicht die Anwohner der Niederbachemer Austraße. Über dem Drachenfelser Ländchen ging damals ein Starkregen bislang unbekannten Ausmaßes nieder, der besonders den Mehlemer Bach zu einem reißenden Wildwasserfluss mutieren ließ. Die Wassermassen verursachten immense Schäden an zahlreichen Häusern entlang des Bachlaufs sowie an der kommunalen Infrastruktur mit weggespülten Straßen und Brücken. Exakt fünf Jahre später informierten der Oberbürgermeister der Stadt Bonn, Jürgen Nimptsch, und Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld (beide SPD) im Pfarrheim „Haus St. Gereon“ in Niederbachem etwa 60 Bürger darüber, wie es damals zu der Überschwemmung kommen konnte und was seitdem unternommen wurde. Nimptsch erinnerte sich: „Es war tief bewegend und bestürzend, was wir damals erleben mussten.“ Doch man habe zumindest auf der Sache lernen können, das werde von den Menschen auch erwartet. Gemeinsam mit der Gemeinde Wachtberg sei die Stadt Bonn mittlerweile auf einem guten Weg einer Gemeindegrenzen überschreitenden Zusammenarbeit, vor allem mit der mittlerweile gegründeten „Hochwasserpartnerschaft Mehlemer Bach“. Die Handlungsmöglichkeiten der Stadt seien nämlich angesichts fehlender Flächen einfach begrenzt, daher sei man auf die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wachtberg angewiesen.


Drohende Gefahren wurden verringert


Gemeinsam habe man Präventivmaßnahmen für die benachbarten Ortsteile Mehlem und Niederbachem geplant und auch umgesetzt und somit die drohenden Gefahren durch künftige Überschwemmungen verringert. Erfreulicherweise habe sich die Bezirksregierung mit der Erstellung der Hochwassergefahrenkarte für den Mehlemer Bach sehr beeilt. Diese wiederum habe man gebraucht, um überhaupt in konkrete Planungen eintreten zu können. Man habe bereits viel getan, wolle aber auch in den nächsten Jahren noch die stolze Summe von mehr als acht Millionen Euro verbauen.

„Aber das dauert seine Zeit“, warnte er vor zu viel Ungeduld. Man wolle nach und nach die Mängel, die bekannt seien, abstellen - doch nach wie vor könnten nur diejenigen Bachanlieger gut schlafen, die sich um die Eigenvorsorge gekümmert hätten. Jeder Bürger habe auch eine Eigenverantwortung, sein Hab und Gut so gut es gehe und mit vertretbarem Aufwand zu sichern. Andererseits könnten auch die Kommunen nicht darauf warten, bis der Bund oder die internationalen Gremien in Aktion treten. „Vor Ort können und müssen wir mehr tun, als nur darauf warten, dass die Klimaziele eingehalten werden.“


Es wurde bereits vor 2010 einiges für den Hochwasserschutz getan


Der frühere Abteilungsleiter für den Bereich Abwasser/Gewässer im Tiefbauamt der Stadt Bonn, Rainer Baur, machte in seinem Vortrag deutlich, dass seine Behörde schon lange vor 2010 in Sachen Hochwasserschutz aktiv gewesen sei. So sei der 1988 für den Mehlemer Bach aufgelegte Bachentwicklungsplan die erste seiner Art in Deutschland gewesen. Außerdem seien in seiner Amtszeit 87 Millionen D-Mark in den Hochwasserschutz investiert worden, davon allein 17 Millionen in den Mehlemer Bach. Nicht durchsetzen können habe er sich leider mit seiner Forderung, einen 15 Meter breiten Uferstreifen von der Bebauung frei zu halten. „Eine Todsünde der Stadtplanung“, kann er es nach wie vor nicht begreifen. Ein weiterer Meilenstein in Sachen Hochwasserschutz sei das Abwasserbeseitigungskonzept aus dem Jahr 1991 gewesen, das als Abwasserbremse zum Schutz des Rheins gedacht gewesen sei. Zudem trügen die insgesamt 21 Niederschlagsmessstationen im Bonner Stadtgebiet wesentlich dazu bei, korrekte Berechnungen für die Kanalisation durchführen zu können und drohende Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen. Die vom ehemaligen Regierungspräsidenten Franz Antwerpes 1995 erhobene Forderung, alles Niederschlagswasser sofort versickern zu lassen, sah Baur dagegen kritisch. „Das ist wegen der örtlichen Verhältnisse schlicht und einfach nicht überall umsetzbar“, wusste er aus Erfahrung. Ebenso wenig konnte er der Verrohrung des Mehlemer Bach abgewinnen. Die dafür Verantwortlichen hätten wohl kein Hochwasser im heutigen Sinne gekannt, ihnen sei es schlicht und ergreifend darum gegangen, stinkende Abwässer unter die Erde zu bekommen.


Flächenversiegelung ist nicht schuld


Baur machte aber auch noch einmal deutlich, dass die Flächenversiegelung überhaupt keine Schuld treffe für die entstandenen Überschwemmungen, denn angesichts eines solchen tausendjährigen Ereignisses wie am 3. Juli 2010 sei auch ein weicher Untergrund absolut überfordert gewesen. Zudem sei auch die Dimensionierung der Kanalisation nach wie vor nicht zu beanstanden, denn man könne nicht für jedes nur denkbare meteorologische Ereignis vorsorgen.

Oliver Buchholz vom Ingenieurbüro Hydrotec nannte in seinem Vortrag die Gründe dafür, dass ein Hochwasserrückhaltebecken auf Wachtberger Gebiet nur wenig, bis gar nichts, bringe. Nach wie vor wisse niemand so genau, weshalb der Mehlemer Bach bei Starkregenereignissen stärker betroffen sei als die benachbarten Gewässer, etwa der Godesberger Bach. In jüngster Zeit seien zudem verstärkt Hangabflüsse in den Fokus geraten, die sozusagen von hinten in die Siedlungen hineinströmten, womit bislang keiner gerechnet habe. In einer umfangreichen Untersuchung habe man eine Reihe von möglichen Standorten für ein Hochwasserrückhaltebecken untersucht und sei dabei zum Schluss gekommen, dass die allermeisten ungeeignet seien und lediglich zwei überhaupt einer näheren Betrachtung unterzogen werden konnten: ein 80.000 Kubikmeter großes Becken in der Grube Laura und ein 32.000 Kubikmeter großes Becken bei Gimmersdorf.


Gefahr eines Dammbruchs ist extrem hoch


Doch in der Grube Laura sei das Gefahrenpotenzial einfach zu hoch, unter anderem weil der Untergrund durch den früheren Bergbau wie ein Schweizer Käse durchlöchert sei.

Die Gefahr eines Dammbruches sei hier extrem hoch, weshalb man von dieser Idee Abstand genommen habe. Abgesehen davon seien die Baukosten mit 1,7 Millionen Euro einfach zu hoch gewesen. Das andere Becken bei Gimmersdorf, das immerhin auch eine Million Euro kosten würde, sei von der hydrologischen Wirkung her ungenügend, weil es so weit oben am Bachlauf gelegen sei. So bliebe letztlich nur als Alternative übrig, vor Ort an gefährdeten Objekten etwas zu tun.

Deshalb habe man beispielsweise das Bachprofil unterhalb der „Brücke Lankow“ in Niederbachem massiv aufgeweitet, damit sich dort das Wasser nicht mehr staunen könne. Daniel Koch, der neue Sachgebietsleiter Abwasser/Gewässer im Tiefbauamt der Stadt Bonn, ergänzte, man habe mittlerweile auch einige Grobrechen im Bachlauf installiert und die Personalstärke des Amtes erhöht. Als Möglichkeit zur Vorwarnung werde derzeit eine Internetseite aufgebaut.


„Welchen Hochwasserschutz wollen wir überhaupt?“


Doch letztlich stelle sich nach wie vor die Frage: „Welchen Hochwasserschutz wollen wir überhaupt?“ Einem tausendjährigen Ereignis wie am 3. Juli 2010 mit 54 Kubikmetern Abflussmenge pro Sekunde bei sehr trockenem Boden könne man nur schwer Herr werden.

Als sinnvolle Option habe sich mittlerweile die „Bypassleitung“ herausgestellt. Mit der könne im Falle eines Hochwassers ein großer Teil der Wassermassen aus den Mehlemer Bach abgeleitet und durch einen Bypass-Kanal mit drei Metern Durchmesser unterhalb der Meckenheimer Straße und der Bachemer Straße zum Rhein geführt werden. Der insgesamt 1066 Meter lange Kanal laufe streckenweise in offener Bauweise durch den Drachensteinpark und koste alles in allem 8,2 Millionen Euro.

Dieser solle in drei Bauabschnitten verwirklicht werden mit einer Bauzeit von zwei Jahren, erklärte Koch. „Sie können aber bauen, was sie wollen. Es wird immer ein Regenereignis geben, das alle bisherigen in den Schatten stellt und für das man nicht vorsorgen kann“, schloss er seinen Vortrag.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Die Hochwasserlage am Deutschen Eck ist am Sonntagabend aber entspannt

Koblenz: Campinggäste werden nach Hause geschickt

Koblenz. Die Hochwasserlage ist am Deutschen Eck entspannt, aber es regnet beständig weiter. Der Campingplatz am Neuendorfer Eck, direkt an Zusammenfluss von Rhein und Mosel gelegen, hat hohe Einbußen. Laut Betreiber stehen fast alle Plätze leer. Über 150 Plätze für Zelte und vor allem Wohnmobile mussten frei geräumt werden und die Camper wurden wieder nach Hause geschickt. mehr...

Ein kurzes, aber heftiges Gewitter zog über die Gemeinde

Starkregen: Viele Einsätze für die Feuerwehr Wachtberg

Wachtberg. Am späten Samstagnachmittag zog ein kurzes aber heftiges Gewitter über die Gemeinde Wachtberg und sorgte für einige Einsätze für die Freiwillige Feuerwehr Wachtberg. Durch den Starkregen konnten die Felder oberhalb der Ortschaft Wachtberg-Pech das Wasser nicht mehr aufnehmen und flossen ungebrenzt in Richtung Ortschaft. mehr...

Regional+
 

So ist die Lage in der Moselstadt

Hochwasser bei Cochem: Wasser steht bei 8 Metern

Cochem. Auch am frühen Abend hat das Hochwasser an der Mosel die Stadt Cochem fest im Griff. Der Wasserstand beträgt derzeit etwa acht Meter. Bis Dienstag sind fallende Wasserstände vorhergesagt. mehr...

Die Feuerwehren aus Bad Hönningen und Andernach waren im Einsatz

Hochwasser: Zelt im Rhein löst Polizei- und Feuerwehreinsatz aus

Leutesdorf. Am gestrigen Samstag, den 18.05.2024 wurde der Polizeiinspektion Neuwied gegen 16 Uhr durch Spaziergänger ein Zelt gemeldet, welches am Rheinufer im Bereich Leutesdorf schwimmen würde. Das Zelt sei in der Vergangenheit bewohnt gewesen und nun durch das Hochwasser geflutet worden. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich in dem Zelt noch eine Person befindet, wurden die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Bad Hönningen sowie Andernach alarmiert. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Feuer im Hotel Kannenbäckerland

Gleich zweimal brannte es am Wochenende in dem ehemaligen Hotel

Feuer im Hotel Kannenbäckerland

Ransbach-Baumbach. Am Wochenende kam es am Samstag und am Sonntag, jeweils zu einem Brand im ehemaligen Hotel Kannenbäckerland in Ransbach-Baumbach. Bei beiden Bränden ist von Brandstiftung auszugehen.... mehr...

Sinzig: Feuerwehr und THW im Einsatz 

In Schloss Ahrenthal drohte ein Wassereinbruch 

Sinzig: Feuerwehr und THW im Einsatz 

  Sinzig. Am Samstag den 18. Mai kam es bedingt durch den anhaltenden Regen zu lokalen Überschwemmungen im Stadtgebiet Sinzig. Schwerpunkt bildete hierbei das Einzugsgebiet des Harbaches von Franken kommend. mehr...

Hochwasser: Bislang keine Einsätze am Rhein

In Bendorf und Vallendar blieb es ruhig.

Hochwasser: Bislang keine Einsätze am Rhein

Bendorf/Vallendar. Durch die starken Regenfälle und das daraus resultierende Hochwasser sind die Pegelstände an Rhein und insbesondere Mosel deutlich angestiegen. In den Ortslagen Vallendar und Bendorf wurden in diesem Zusammenhang bislang keinerlei polizeilichen Einsätze oder Sperrungen notwendig. mehr...

„Was der Dom für Köln, ist die
KG-Rot-Weiß für Münstermaifeld!“

Bürgermeisterkandidat Erich Krämer bei der KG Rot Weiß

„Was der Dom für Köln, ist die KG-Rot-Weiß für Münstermaifeld!“

Münstermaifeld. Wofür steht Münstermaifeld? Was ist unser Markenkern? Den meisten von uns fällt zu diesen Fragen ein, dass wir eine kleine Stadt mit großer Geschichte sind, dass wir uns als Tourismusmagnet in der Region sehen und spätestens jetzt fällt uns unser „Meensterer Karneval“ ein. mehr...

Leserbrief zum Starkregenereignis in Gelsdorf

„Hat man nicht dazu gelernt?“

2021 bei der Flut im Ahrtal haben wir unser gesamtes Eigentum und unsere Heimat verloren. 2023 haben wir in Gelsdorf ein neues zuhause gefunden. mehr...

Gemeinderat tagte

Gemeinderat tagte

Hönningen. Kürzlich fand die vorletzte Gemeinderatssitzung vor der Kommunalwahl am 09. Juni 2024 statt. Eine umfangreiche Tagesordnung lag den Ratsmitglieder vor, die jedoch ruhig und konzentriert abgearbeitet wurde. mehr...

Toller 4. Platz für die Fußballer

Grundschule Polch

Toller 4. Platz für die Fußballer

Polch. Nach der Vorrunde, bei der ausgewählte Kinder der Jahrgangsstufen 3 und 4 alles gewannen und gegentorlos blieben, stand nun die Endrunde der Fußball-Kreismeisterschaft der Grundschulen des Kreises Mayen-Koblenz an. mehr...

Zwei Rheinland-Meisterschaften für Leonie Kupser

DJK Ochtendung 1920 e.V. – Abteilung Leichtathletik

Zwei Rheinland-Meisterschaften für Leonie Kupser

Ochtendung. Bei sommerlichen Bedingungen ging es am Himmelfahrtstag für Leonie Kupser nach Wittlich zu den Rheinlandsmeisterschaften. Gemeldet war sie für die 400m und die 200m der unter 20-Jährigen Frauen (U20). Da Leonie die Rheinland-Bestzeiten hält, war sie Favorit in beiden Rennen. mehr...

Teil des American
Football Teams werden

Mosel Valley Tigers suchen Football-Enthusiasten

Teil des American Football Teams werden

Leienkaul. Alle American Football Fans aufgepasst. Bei den Mosel Valley Tigers ist jeder, egal ob erfahren oder unerfahren genau richtig. Der Verein bietet professionelles Coaching, Leihequipment und spannende Teamveranstaltungen an. mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Beate Wagner:
Die Dummheit stirbt leider nicht aus..... Wir haben auf der Webcam gesehen, dass die Menschen sogar an den Schutzmauern in Zell standen um Fotos zu machen, als die Mosel schon übergelaufen ist. Wie blöd muss man sein? Ich wünsche allen viel Kraft, hoffentlich sinkt das Wasser bald....
Anne-Kathrin Mey:
Solche Menschen sind für mich höchst verantwortungslos, die ohne Rücksicht gaffen müssen. Wir waren auch in Cochem Urlaub machen und sind am Freitag wieder zurück nach Thüringen gefahren. Alle betroffenen Anwohner in Cochem und Moselgebiet wünschen wir viel Kraft und Zuversicht für die kommenden Tage...
Michael Adolf:
Lasst diese völlig Irren doch Sandsäcke schleppen, geht gar nicht so etwas, immer das gleiche Unterste Schublade, endlich mal richtig und hart durchgreifen , solche Idioten finden das Leid der anderen auch noch gut, einfach nur Traurig ...

Wilde Verfolgungsjagd durch Mayen

Kordula Meixner:
Ist es nicht möglich aus den angrenzenden Orten ,die Polizei Kollegen zur Hilfe zu holen ? Wenn der Fahrer flüchte und nicht verfolgt werden kann ,müsste doch andere Stellen ihn abfangen können. Sowas müsste doch Heute Hand in Hand gehen....

Cochem: Das Wasser der Mosel steigt weiter

Kordula Meixner:
Ja ,es ist schon krass, Pfingsten im Regen .Wir sind auch Touristen uns haben uns im Golf Ressort eingebucht, Es liegt etwas höher ,daher sind wir nicht direkt betroffen. Die Zufahrt zur anderen der Mosel zu Rewe ,war am Samstag Mittag nicht mehr möglich. So verregnete Pfingsten habe ich lange nicht...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service