
Am 16.10.2015
Allgemeine BerichteTöpferwochenende in Adendorf
Kunstwerke und liebevoll dekorierte Gebrauchsware
Die beiden Töpfereibetriebe Peter Hansen und Paul Günther präsentierten zwei Tage lang zahlreichen Besucher ihre Handwerkskunst
Adendorf. Klein, aber fein war das Adendorfer „Töpferwochenende“, das als Nachfolgeveranstaltung der einstigen Töpfertage die Fahne des Töpferhandwerks hochhält. Immerhin zwei heimische Töpfereien, direkt vis-à-vis, öffneten ihre Türen, und erstaunlich viele Freunde des Handwerks schauten in dem Wachtberger Dorf vorbei. Die Töpferei von Paul Günther und sein Töpfer-Nachbar Peter Hansen präsentierten den Besuchern ihre Handwerkskunst, während die Karnevalsgesellschaft Adendorfer Hetzbröde für das leibliche Wohl sorgte.
Zwischen Tradition und Moderne konnten sich die Besucher mit der Geschichte der Adendorfer Töpfer vertraut machen. Neben altbewährter, liebevoll in Handarbeit dekorierter Gebrauchsware, wie sie früher im täglichen Gebrauch im Einsatz war, waren auch heute gefragte Kunstwerke wie Lichtobjekte, Sonderanfertigungen nach Wunsch wie Tassen oder Teller mit Wappen oder Emblem zu bestaunen und konnten sogar käuflich erworben werden.
Arbeit macht wieder richtig Spaß
Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld besuchte ebenfalls die teilnehmenden Betriebe und erfuhr, dass es mittlerweile so etwas wie eine Renaissance des Töpferhandwerks gebe, weil viele Leute wieder bereit seien, mehr Geld für handwerklich hergestellte und qualitativ hochwertige Töpferwaren auszugeben. Geburtstagsteller, Zierkeramik, Tierfiguren oder Lichtkugeln seien sehr gefragt. „Mittlerweile macht die Arbeit richtig Spaß“, bestätigte Paul Günther. Seiner Ansicht nach hätten einige Adendorfer Betriebe vielleicht etwas zu früh die Flinte ins Korn geworfen, heute stelle sich die Situation erheblich günstiger dar, als noch vor einigen Jahren. Dabei sei das Töpferhandwerk schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Adendorf angesiedelt. Gefördert wurde die Einführung durch den damaligen Besitzer der Burg Adendorf, Friedrich Ferdinand von der Leyen. Dieser habe die Standortvorzüge zu nutzen gewusst, so Günther, denn guter Ton war reichlich vorhanden, ebenso eine sehr günstige Verkehrslage. Von der Leyen habe die ersten Töpfer aus dem Westerwald davon überzeugt, nach Adendorf umzusiedeln. Außerdem verfügte der damalige Burgherr über eine günstige Quelle zum Erwerb des damals noch sehr teuren Salzes, welches für die klassische Salzbrandglasur benötigt wird. Der Kottenforst diente der Abdeckung des enormen Holzbedarfes, der für den Brand in den klassischen Kasseler Langöfen - ein Nachbau ist auf dem Dorfplatz mit Hilfe der Töpfer gebaut worden - vonnöten war. Mittlerweile ist sogar schon ein Musical über die Entstehungsgeschichte der Töpfer-Tradition in Adendorf erschienen, geschrieben von Alfons Gehlen (Musik) und Rainer Engberding (Text) unter dem Titel „Die Kannebäcker“.
Ton ist ein sehr guter Klangträger
Doch von den ehemals mehr als 40 Töpfereien sind im Wandel der Zeit bis heute nur noch drei übrig geblieben. Früher waren die Betriebe eher spezialisiert, doch heute sei die Produktpalette der einzelnen Betriebe vielseitiger und lebendiger geworden. Sogar Anfragen zur Herstellung von Tontrommeln in Flaschenform und von Digeridoos seien schon verwirklicht worden. „Offensichtlich ist Ton ein sehr guter Klangträger“, wie auch schon die ehemalige Töpferei Heinevetter mit selbst hergestellten Lautsprechern aus Keramik bewiesen habe. Der Vorteil der Adendorfer Tonprodukte sei vor allem, dass die Töpfer auf persönliche Wünsche eingehen könnten und der Zwischenhandel fehle.
In der Töpferei Günther gab es Einiges zu bestaunen und selbst zu tun. So gab es zum Vergleich mit dem historischen Kasseler Langofen von 1920 eine Bilddokumentation über den 2005 von den Töpfer erbauten „kleinen Bruder“ dieses Ofens auf dem Dorfplatz, ebenso wie interessante Dokumentationen zur Historie der ursprünglichen Töpfertage. An der Töpferscheibe konnten die Gäste, ob groß oder klein, sich selbst einmal als Töpfer versuchen, fachkundig und geduldig angeleitet von Silke Goldammer. Es entstanden Teelichter, Aschenbecher und Kaffeebecher, die ein paar Wochen später fertig gebrannt von den „Künstlern“ abgeholt werden können. Das galt auch für die Besucher, die sich gegenüber bei Peter Hansen mit gelochten Tonkugeln die Zeit vertrieben. Auch sie können ihre fertigen Produkte am Martinsmarkt perfekt gebrannt in Empfang nehmen. Wer wollte, durfte zu Pinsel und Werkzeug greifen und seine Arbeiten auch selbst dekorieren. - Jost-
