Wettbewerbsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Wachtberg
Mit dem Bundesadler repräsentieren die Villiper die deutsche Feuerwehr
Für die Deutschen Meisterschaften 2016 erfolgreich qualifiziert - 17 Aktive unter der Leitung vom Frank Liczner nahmen auch an den Tiroler Landesmeisterschaften teil
Wachtberg. „Wir haben uns aufgerafft, etwas Besonderes zu leisten - und das haben wir geschafft“, freut sich Frank Liczner über den Erfolg der „Wettbewerbsgruppe“ der Wachtberger Feuerwehr, die derzeit allerdings ausschließlich aus Mitgliedern der Löschgruppe Villip besteht. Mit dem achten Platz bei den Landesmeisterschaften Nordrhein-Westfalen hat sich die 17-köpfige Gruppe immerhin für die Deutschen Meisterschaften 2016 in Rostock qualifiziert und hat mittlerweile auch schon den ersten „Auslandseinsatz“ erfolgreich absolviert. Die Belohnung dafür macht die Feuerwehrkameraden besonders stolz, denn als Einzige im Rhein-Sieg Kreis und der Stadt Bonn dürfen sie künftig mit offizieller Genehmigung den Bundesadler auf ihren Uniformen tragen. Wobei der Gruppenleiter, der zugleich Löschgruppenführer in Villip ist, Wert legt auf die Feststellung: „Es geht uns nicht darum, uns gegenüber den anderen Einheiten in Wachtberg abzugrenzen. Vielmehr wollen wir einen positiven Impuls setzen und hoffen auf Nachahmer aus den anderen Löschgruppen.“
Keine Abgrenzung, sondern hoffen auf Nachahmer
Die Gruppe sei aus der Idee heraus geboren, den Wettbewerbsgedanken bei den Aktiven zu stärken, so Liczner. Schließlich wolle man sich nicht immer nur mit den Löschgruppen aus der Region vergleichen, sondern auch einmal darüber hinaus die eigene Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Gelegenheit dazu gibt es auf internationaler Ebene bei den Wettbewerben nach den Regeln des Internationalen Feuerwehrverbandes CTIF, zu dessen Gründungsmitgliedern der Deutsche Feuerwehrverband bereits im Jahre 1900 gehörte. Der Verband hat weltweit gültige Regeln erarbeitet, die bis ins kleinste Detail genormt sind und somit eine wettbewerbsübergreifende Vergleichbarkeit gewährleisten sollen. Übrigens wurden die ersten internationalen Feuerwehrwettkämpfe überhaupt 1961 in Bad Godesberg ausgetragen, damals beteiligten sich 51 Wettkampfgruppen aus 11 Nationen.
Der Wettbewerb ist „höllisch schwer“, so Liczner, und besteht aus vier Teildisziplinen, die von einer zehnköpfigen Gruppe gemeinsam und als Team absolviert werden müssen. Zunächst gilt es, einen Löschangriff im klassischen Sinne auszuführen. Es folgt 100 Meter Hindernislauf, allerdings unter erschwerten Bedingungen, denn er ist in voller Feuerwehr-Montur hinzulegen. Wobei es gilt, eine zwei Meter hohe Hindernismauer zu überwinden, auf einem acht Meter langen Schwebebalken zu balancieren, zwei C-Schläuche abzurollen und ein Strahlrohr anzukoppeln. Danach heißt es, mit einer Hakenleiter drei Stockwerke einer Außenfassade hochzuklettern, bevor zum Abschluss die Feuerwehr-Hindernisstaffel über 4 mal 100 Meter gestartet wird, bei der ein Hausdach erklommen, zwei Schläuche aneinander und dann an einen Verteiler angekuppelt und am Ende sogar ein richtiges Feuer gelöscht werden muss. Beim Ergebnis zählt zum einen die Geschwindigkeit, mit der man die Übungen absolviert hat, aber auch die Perfektion. Denn wenn eine Gruppe Fehler macht, werden diese als Strafpunkte abgezogen. „Wer am schnellsten ist und keine Fehler macht, gewinnt am Ende“, fasst Liczner zusammen.
Bundesleistungsabzeichen in Bronze und Silber erreicht
Gewonnen haben die Wachtberger bislang zwar noch nichts, doch schon beim ersten Auftritt bei den Grenzlandmeisterschaften errang die Truppe das Bundesleistungsabzeichen in Bronze des Deutschen Feuerwehrverbandes und damit die Startberechtigungen für einen Wettbewerb im Ausland. Und das gleich zweimal hintereinander, denn die Gruppe war mit zwölf Mann angereist, und nachdem die ersten zehn die Prüfung bestanden hatten, durften die beiden „Reservisten“ mit den Fittesten aus der ersten Runde ebenfalls noch einmal starten.
Den Auslandseinsatz haben die Wachtberger bereits hinter sich, denn bei den Tirolern Landesmeisterschaften 2015 in Ainet bei Lienz in Österreich nahm de Gruppe mit 17 Aktiven - darunter drei Frauen - teil und legte dort sogar das Österreichische Bundesleistungsabzeichen in Bronze und in Silber ab. Als Vertreter des Deutschen Feuerwehrverbandes gingen die Wachtberger dabei mit dem Bundesadler als Ärmelabzeichen an den Start, „ein tolles Gefühl“, so Liczner. Für diesen Trip war das Team zwei mal 800 Kilometer in einem Reisebus unterwegs, was auf jeden Fall das Mannschaftsgefühl deutlich gestärkt habe, freute sich Liczner.
„Vor Ostern hatten wir zuvor zwei Wochen lang nur Kuppeln geübt, damit das vollkommen reibungslos und wie am Schnürchen klappt. Die Wettbewerbsteilnahme erforderte eben einen enormen Aufwand - aber er war es wert.“ Bei den Landesmeisterschaften Nordrhein-Westfalen in Kleinheeke bei Borken schaffte es das Team vor wenigen Wochen, auch das Deutsche Bundesleistungsabzeichen in Silber abzulegen, wofür man noch schneller sein musste und sich noch weniger Strafpunkte erlauben durfte. Das Abzeichen in Gold allerdings wird für die Wachtberger wohl für immer ein Wunschtraum bleiben, „denn die Anforderung sind einfach zu hoch für unsere Einheit, das kommt nur für Gruppen infrage, die jahrelang und intensiv in der gleichen Besetzung üben.“ Doch dafür fehle die Bereitschaft, denn schließlich müsse dafür noch mehr Freizeit als ohnehin schon für die Feuerwehr geopfert werden.
Ohne Training und Einsatz nicht zu schaffen
Der Start bei den Deutschen Meisterschaften im kommenden Jahr ist jedoch so gut wie sicher, wobei dort allerdings lediglich der „Olympische Gedanke“ im Vordergrund steht: „Dabei sein ist alles.“ Die Villiper rechnen sich derzeit höchstens Chancen für einen Platz im hinteren Drittel des Feldes aus, denn die Konkurrenz sei einfach zu stark. Dennoch will die Gruppe von Karneval bis Ostern intensiv zweimal pro Woche trainieren und anschließend bis zum Wettbewerb einmal pro Woche. Denn ohne Einsatz und regelmäßiges Training sind die hohen Anforderungen einfach nicht verschaffen, ist sich Liczner sicher. Und wenn am Ende nichts Zählbares dabei herauskommt, so sei die Zusammenarbeit in der Wettkampfgruppe doch ein echter Beitrag zur Verbesserung der Kameradschaft innerhalb der Löschgruppe Villip und zugleich ein Ansporn für den Feuerwehr-Nachwuchs. Und auch im Ernstfall kann es schließlich nicht schaden, wenn jeder Handgriff perfekt sitzt und das Team optimal eingespielt ist.
Schlauchausrollen gehört zu den Fähigkeiten, die beim Internationalen Feuerwehrwettbewerb gefragt sind.
Die Wettkampftruppe der Freiwilligen Feuerwehr Wachtberg im Einsatz bei den Tiroler Landesmeisterschaften in Österreich.
