Konzert im Ließemer Köllenhof
Sonntagsmatinee mit Musik von Komponistinnen
Wachtberg-Ließem. Kann ein Sonntag schöner beginnen, als mit einem klassischen Matinee-Konzert? Rund 50 Gäste waren da wohl einer Meinung und fanden sich am zweiten Sonntagvormittag der 9. Wachtberger Kulturwochen zu einem kleinen feinen Konzert im Ließemer Köllenhof ein.
Lange nicht anerkannt
Das „trio réminiscence“ um die Pecher Pianistin Ingrid Wessels und die Violinistin Johanna Cender sowie die Violoncello spielende Natalia Kazakova hatten zu „cherchez la femme“, zu einem Konzert mit Musik nur von Komponistinnen eingeladen. Auf dem Programm standen Clara Schumanns „Trio op. 17“ und das „Trio op. 15“ von Louise Adolpha Le Beau, einer Zeitgenossin und zeitweise sogar einer Schülerin von Clara Schumann. Dass es Frauen seinerzeit als Komponistinnen schwer hatten, erläuterte Wessels. Lange hätte großes Misstrauen gegenüber musikalisch begabten und erst recht gegenüber komponierenden Frauen bestanden. Erst im 18. Jahrhundert wurde das Musizierverbot für Mädchen aufgehoben. In den Genuss einer musikalischen Ausbildung kamen deshalb aber noch lange nicht alle. Alleine diejenigen, die in einem musikalischen Hause aufwuchsen und vom eigenen Vater unterrichtet wurden, hatten das Glück. So auch Clara und Louise. Auf Anerkennung als Komponistinnen mussten beide allerdings noch lange warten. Sogar Clara, die später mit Robert Schumann einen Musiker und Komponisten an ihrer Seite hatte, musste für ihren Ehemann, für dessen Arbeit als Komponisten und für die Familie, sie bekam acht Kinder, zurückstecken. Gleichwohl sie als erfolgreiche Pianistin zeitweise die Familie ernährte, dauerte es noch eine Weile, bis selbst Robert Schumann seine Frau als Komponistin anerkannte. Louise blieb unverheiratet; ihr gelang es später, als eine der wenigen Komponistinnen, eine Sinfonie zu schreiben.
Erst spät gewürdigt
So betrachtet erscheinen die vom „trio réminiscence“ ausgewählten beiden Werke umso beachtenswerter. Fulminant das Trio von Clara Schumann, kraftvoll, energisch und komplex. Die drei Musikerinnen trugen das Werk perfekt aufeinander eingespielt vor. Cender brillierte ein ums andere Mal mit ihrem Spiel auf der Violine, Kazakova begeisterte auf dem Violoncello und Wessels auf dem Klavier. Auch das Trio von Louise Adolpha Le Beau bewies, welch künstlerisches Potenzial damals in den Komponistinnen steckte. Gleich der erste Takt kam wie ein Paukenschlag daher, energiegeladen und virtuos präsentierten sich die vier Sätze, durchsetzt mit wunderschönen Violin- und Cellopassagen. Kann ein Sonntag schöner beginnen? Nach lang anhaltendem Applaus, einer Zugabe mit Astor Piazzollas Stück „Sommer“ entließ dann Ingrid Wessels auch das Publikum in einen „schönen Sonntag“.
Pressemitteilung der
Gemeinde Wachtberg
