Ingo Oschmann im Drehwerk Adendorf
„Wort, Satz und Spiel“
Großes Unterhaltungsprogramm mit dem Reiz der kleinen Themen
Adendorf. Mit dem Reiz der kleinen Themen lässt sich ein großartiges Unterhaltungsprogramm zusammenstellen, das stellte Comedian Ingo Oschmann bei seinem Auftritt im Adendorfer Drehwerk eindrucksvoll unter Beweis. Seine Motive an diesem Abend waren die Frage: „Ist die freie Entscheidung wirklich frei?“, und die Suche nach dem wahren Wert der Sinne. Seine Essenz des Abends: „Was ich habe, weiß ich zu schätzen und setze es auch sinnvoll ein.“
„Ich lebe mein Programm und ich liebe was ich tue“, schickte er voraus und warnte sein Publikum vorab: „Ich werde viel mit Euch reden, denn ich bin der Orchesterchef und ihr sei das Orchester.“ Comedy zum Mitmachen war also angesagt, und keiner der gut 70 Zuschauer war vor einem Bühnenauftritt sicher. Schon der Titel war Programm: „Wort, Satz und Spiel“. Und wie im Tennis spielten sich Oschmann und das Publikum unentwegt die Bälle zu und wieder zurück. Und das nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch mit einem echten Wasserball. Dieser diente als Zufallsgenerator und verschaffte dem Fänger einen Auftritt an der Seite des Stars. Insgesamt bevölkerten so an diesem Abend 14 Personen die Bühne, denn ohne sie funktioniert eine Oschmann-Show einfach nicht.
Der freie Wille ist gar nicht so frei
Wie etwa die beiden jungen und durchaus gebildeten Männer, denen Oschmann mittels Suggestion („so haben wir es früher auf dem Dorf auch mit den Hühner gemacht“) von einer Sekunde auf die nächste die Fähigkeit nahm, ein Wort korrekt zu lesen. So wurden Worte wie „Cocktailparty“ und „Ausdauer“ plötzlich zu unaussprechlichen Zungenbrechern, und die Zuschauer staunten Bauklötze. Oder der zehnjährige Aaron, der das „Russische Roulette“ mit vier Cola-Dosen, von denen eine geschüttelt ist, beinahe verloren hätte. Das pfiffige Kerlchen hatte zwar schon die Kapuze seines Hoodie über den Kopf gezogen, doch Oschmann ließ den Brause-Schwall großzügig an ihm vorbeigehen. Doch das ungläubigste Kopfschütteln gab es, als er in verschlossenen Umschlägen schon vorab erraten hatte, wo sich drei Personen mit welchem Getränk niederlassen und wie sie mit Vornamen heißen. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Es kann, denn Oschmann zeigte auf, dass der freie Wille gar nicht so frei ist, wie man sich das immer vorstellt, sondern dass man durchaus unbewusst zu seinem Glück gezwungen werden kann. Und schließlich wird dadurch auch deutlich, wie wichtig es ist, dass man seine fünf Sinne beisammen hat und sie auch richtig einzusetzen weiß. Zwar bewertet jeder für sich Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen anders, doch wenn einer der Sinne plötzlich abhandenkommt, steht man auf verlorenem Posten. Das zeigt sich auch beim Thema Ernährung, bei dem aus einer Reiswaffel mit Tomatenmark und Gurkenwasser über Nacht im Kühlschrank ein veganes Mett wird, dass auch eingefleischte Zwiebelmettfans überzeugt. Doch auch unter Einsatz aller Sinne lässt sich eines der großen Rätsel der Menschheit nicht lösen, warum nämlich auf der Strecke von Bielefeld nach Düsseldorf 20 einzelne Herrenschuhe verstreut am Rande der Autobahn gestrandet sind. Oder gehören sie einfach nur zu den einzelnen Socken, die auf mysteriöse Weise in der Waschmaschine auf Nimmerwiedersehen verloren gehen?
