- Anzeige - 219.229 Übernachtungen in acht Jahren – Über 30.000 im letzten Jahr
Jugendherberge Kloster Leutesdorf übertrifft Erwartungen

Leutesdorf. Wer erinnert sich nicht an die stählernen Kannen mit Hagebuttentee auf seiner Klassenfahrt vor Jahrzehnten ins Schullandheim und die dickwandigen weißen Porzellantassen, aus denen er getrunken wurde? Oder an die knarrenden Metall-Lattenroste im Mehrbettzimmer? Wenn man das Entrée der Jugendherberge Kloster Leutesdorf über den breiten Treppenaufgang mit beiderseits holzvertäfelten Sitzstufen betritt, unter den farbigen, modernen Deckenlampen an der Rezeption steht und die Lounge-Sessel-Ecke sieht, merkt man allerdings sofort: Hagebuttentee gibt es vermutlich noch auf Wunsch, aber eher trifft man einen Gast mit einem hippen Kaffeegetränk in bunter Tasse. Der Eingangsbereich der Jugendherberge Kloster Leutesdorf kann sich mit vielen Hotellobbys messen und übertrifft dabei etliche, was den Wohlfühlfaktor angeht.
Vereinssitzung, Klassenfahrt und Familienurlaub
Und das zeigt sich auch an den Gästezahlen. Bei der Eröffnung am 1. Juni 2015 ging man von etwa 28.000 bis 29.000 Übernachtungen durchschnittlich pro Jahr aus. 30.363 Übernachtungen verzeichnete Thomas Beckert bereits im achten Jahr des Bestehens, 2023. Er ist gelernter Koch und seit zweieinhalb Jahren Betriebsleiter des Hauses. Auch der Begriff des Herbergsvaters oder der Herbergseltern gehört längst der Vergangenheit an. „Ich habe das eigentlich gar nicht gleich bemerkt, dass wir den Übernachtungsrekord gebrochen haben“, sagte Beckert im Rahmen eines aus diesem Anlass anberaumten Pressegespräches. Er managt mit 26 Mitarbeitern, die überwiegend aus Leutesdorf kommen, den Betrieb. Insgesamt 151 Betten verteilen sich auf 37 moderne, teils barrierefreie Zimmer, die zum Verweilen einladen. Und nicht nur Schulklassen kommen: Sie stellen zwar noch etwa ein Drittel der Gäste und bilden auch die Grundlast, aber inzwischen zählen Paare, Einzelfamilien oder Einzelpersonen, die Urlaub machen, ebenso zu den Gästen, wie Gruppenreisen, Vereine zum Beispiel, aber auch Familien, die ihre Feste feiern und mit der Verwandtschaft übernachten. In den verkehrsschwachen Zeiten und unterhalb der Woche ist Beckert gern in Anspruch genommener Gastgeber für Auszubildende von nahegelegenen Firmen, die hier auch Seminare abhalten.
Nur sechs Jahre von der Idee bis zu Einweihung
Im Winter 2009 entwickelte sich die Idee, aus dem einstigen Ordenshaus eine Jugendherberge zu machen. Protagonisten dieses Vorhabens waren der seinerzeitige Verbandsbürgermeister Michael Mahlert, der damalige Ortsbürgermeister Erich Schneider und der zu der Zeit amtierende Innenminister Karl Peter Bruch. Zehn Millionen Euro nahmen Land, Jugendherbergswerk und Kommune in die Hand und konnten schon 2014 den Rohbau mit einem Richtfest einweihen. Das Leutesdorfer Haus ist eines der modernsten Häuser und auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt, berichtete der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Jugendherbergswerk-Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland, Jacob Geditz. Kloster Leutesdorf ist eine von 36 Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz, fünf gibt es im Saarland und eine Partnerherberge in Berlin zählt auch dazu, so dass 42 Häuser unter dem organisatorischen Dach des Landesverbandes zu finden sind. Deutschlandweit seien die Rheinland-Pfälzischen Jugendherbergen die modernsten und umsatzstärksten, sagte Greditz. Verbandsbürgermeister Jan Ermtraud ist „froh, so einen ‚Leuchtturm‘ zu haben, von dem wir und hoffentlich noch Generationen profitieren“. Und von den Räumen profitieren tatsächliche viele: Tagungsveranstalter, Vereine für ihre Treffen oder auch Familien, die Taufen, Geburtstage und Abschiede in den Räumen feiern. Denn Säle, in denen das möglich ist, gibt es immer weniger. „Für mich sind gerade deshalb Jugendherbergen, die ja üblicherweise im ländlichen Raum stehen, auch ein Element der Daseinsvorsorge“, betonte Karl Peter Bruch, der auch Verwaltungsratsvorsitzender des Jugendherbergswerk-Landesverbandes ist.
Events, Tagungen, Seminare gehören also inzwischen ebenso zum Jugendherbergsgeschäft, wie Klassenfahrten. Und nicht nur für die werden besondere Programme gestaltet und angeboten. Zum Beispiel Pizza backen im Team: Aus der Kräuterschnecke im Garten wird geerntet, während ein anderes Team den Teig bereitet, ein weiteres die die Zutaten auflegt und am Schluss gemeinsam am Lagerfeuer gegessen wird.
Gute Auslastung: Es gibt schon Buchungen für 2025 und 2026
Größere Investitionen sind derzeit nicht geplant oder nötig, obwohl Beckert 20 Zimmer mehr auch gut bebuchen könnte, wie er versicherte. Vielleicht liegt die Beliebtheit auch am sauberen und freundlichen Erscheinungsbild des Hauses. Ein Mitarbeiter sei nur als Maler unterwegs und überstreiche zum Beispiel Flecken. „Einmal im Jahr“, sagt Beckert weiter zu BLICK aktuell, „werden alle beweglichen Gegenstände in den Zimmern getauscht, von der WC-bürste bis zur WC-Brille, und auch die Abflüsse werden von Fundgegenständen befreit“. Und natürlich würde sowieso nach jedem Besuch gründlich gereinigt. „Wenn eine Schulklasse da war, sieht man das in der Regel danach auch“, berichtet er. Das Haus hat eine durchschnittliche Auslastung von etwa 75 Prozent, 2.200 Übernachtungen stehen für Februar schon im Reservierungsbuch und in selbigem gibt es an den Wochenenden im laufenden Jahr kaum noch Lücken. So hat der Reservierungskalender für 2025 und 2026 auch bereits Einträge. Die Jugendherberge Kloster Leutesdorf scheint ein Erfolgsmodell zu bleiben.
Freuten sich über den Erfolg der Leutesdorfer Jugendherberge (v.l.): Architekt Matthias Dimmer, Verbandsbürgermeister Bad Hönningen, Jan Ermtraud, Verwaltungsratvorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland des Jugendherbergswerks, Staatsminister A.D. Karl Peter Bruch, Vorstandsvorsitzender des Jugendherbergs-Landesverbandes, Jacob Geditz, erster Kreisbeigeordneter Michael Mahlert, Leutesdorfer Ex-Ortsbürgermeister Erich Schneider, Betriebsleiter Thomas Beckert und Leutesdorfer Ortsbürgermeister Heinz-Willi Heisterkamp. Fotos: AWi