Feierlich enthüllte Basalttafel erinnert an den Gründervater der Niedermendiger Brauereitradition, Joseph Gieser
100 Jahre Hof Michels und 175 Jahre Brau-Tradition
Mendig. Anlässlich eines Festaktes begrüßte die Hausherrin des „Hof Michels“ in der Mendiger Brauerstraße, Dagmar von Wissmann, kürzlich bei herrlichem Sonnenschein im Namen ihrer Familie Michels und von Wissmann zahlreiche Gäste, darunter unter anderem den Ehrenvorsitzenden der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft -DVG-, Heinz Lempertz, und seine zahlreichen Mitstreiter sowie Vertreter der Mendiger Kommunalpolitik und der Herrnhuter Brüdergemeine aus Neuwied. Letztere betrieb bis 1918 auf dem heutigen Hof Michels eine Brauerei und kühlte das frisch gebraute Bier bei ca. 6 – 9 Grad Celsius in den unterirdischen Mendiger Felsenkellern. Nachdem die Familie Michels das Anwesen vor 100 Jahren übernommen hatte, stellte sie einige Gebäude unter anderem für eine Außenstelle der Universität Bonn und für das Museum für Vulkanologie (Vorgänger des Deutschen Vulkanmuseums der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft -DVG- und des 2005 eröffneten „Lava Dome“ zur Verfügung.
Feierliche Ansprache
In ihrer bemerkenswerten, ohne Manuskript gehaltenen Ansprache bedankte Dagmar von Wissmann sich insbesondere für die hervorragende Zusammenarbeit ihrer Familie mit der Stadt und der Brüdergemeine Neuwied, da hierdurch die Wissenschaft und die Mendiger Brautradition miteinander verbunden werden konnten. „Nachdem vor 175 Jahren das erste Bier hier in Mendig ausgeschenkt worden war, siedelten sich im Laufe der Zeit weitere 27 Brauereien in Mendig an, die sich jedoch wieder an ihre Ursprungsorte zurückzogen, als Linde die Kühlmaschine erfunden hatte. Heute haben wir jedoch in Mendig die große Freude, eine Familienbrauerei mit dem Namen Vulkanbrauerei zu haben. In Gedenken an die Braukunst hier in unserem Ort werden wir später noch ein Relief enthüllen, welches uns an den Braumeister der Herrnhuter Brüdergemeinde, Joseph Gieser erinnern soll, der wesentlich dazu beitrug, dass Mendig heute auch als traditionelle Bierbrauerstadt bekannt ist.“
„Tolles Refugium“
Stadtbürgermeister Hans Peter Ammel fügte in seiner Ansprache hinzu: „Wir von der Stadt Mendig freuen uns, dass wir hier ein so tolles Refugium gefunden haben, welches ursprünglich von der DVG entdeckt und vorbereitet wurde, sodass wir heute über 60.000 Besucher von hier aus in die Unterwelt führen können, um diesen vor Augen zu führen, wie unsere Altvorderen den Basalt ausgebeutet haben“, so der Stadtbürgermeister.
Mit den Worten: „Wenngleich unser aktueller Ehrenbrauer Elmar Schmitz von der Volksbank RheinAhrEifel eG hier vor Ort ist“, haben wir auch einen Ehrenbrauer aus unserer Partnerstadt Winningen, da wir Mendiger auch einen guten Wein zu schätzen wissen“, überreichte Hans Peter Ammel an Frau von Wissmann ein Weinpräsent aus Winningen.
Anschließend gab der Stadtbürgermeister, dessen Großvater und Vater den Beruf des Brauers erlernt und ausgeübt hatten, einen umfassenden Einblick in die Geschichte des Bierbrauens und in die Mendiger Biertradition. So wies er u.a. darauf hin, dass der Basaltabbau, der etwa zur Zeit Karls des Großen um 800 nach Christus in Mendig begonnen habe, einen Grundstein für die Ansiedlung der Brauereien im 19. Jahrhundert gelegt habe. Wörtlich sagte er: „Dank der Eisenbahn konnte Mendig im Kaiserreich sein Bier ins ganze Land exportieren und erlangte bis zur Erfindung der Kältemaschine einen Ruf als Biermetropole. Besonders erfreulich ist jedoch die Wiederentdeckung und der Wiederaufbau der Mendiger Braukunst im 20. Jahrhundert.“
Heinz Lempertz, Leiter des Franz-Xaver-Michels-Institutes der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft (DVG) hieß ganz besonders den stellvertretenden DVG-Vorsitzenden Prof. Dr. Lothar Viereck willkommen, der eigens aus Jena „zu dieser historischen Neunutzung dieses Gebäudes als Brauereidenkmal“ angereist war und von seinen Erlebnissen in der „Arbeitsgruppe Schmincke“ in den 80er Jahren interessante Anekdoten zu berichten wusste. Bei dieser Gelegenheit überreichte der stellvertretende DVG-Vorsitzende an Dagmar von Wissmann ein von DVG-Mitglied Kurt Wicha gemaltes Bild vom Michelshof.
Feierliche Enthüllung
Nach einer kurzen Predigt und einem Gebet der Pastorin der Herrnhuter Brüdergemeine, Karen Wilson enthüllte der Stadtbürgermeister gemeinsam mit Dagmar von Wissmann, Heinz Lempertz und Karen Wilson das von dem Mendiger Bildhauer Hans Loosen aus Basaltstein geschaffene Relief zu Ehren des Braumeister Joseph Gieser. Der Gründervater der Niedermendiger Brauereitradition würde heute als größter Wirtschaftsförderer in die Mendiger Stadtgeschichte eingehen, denn er setzte 1842 eine Initiative in Gang, die Niedermendig zur größten Bierbrauerstadt im damaligen Kaiserreich werden ließ. Geboren am 14. September 1802 in Oftersheim bei Mannheim erlernte er den Beruf des Brauers und zog als Mitglied der Herrnhuter Brüdergemeine nach Neuwied, wo ihm 1834 die Leitung der 1793 gegründeten Bierbrauerei übertragen wurde.
„Sein Wirken war erfolgreich“, heißt es in der Neuwieder Stadtchronik von 1838: Unter Gieser stehe die Brauerei „in günstigem Rufe“ und zähle zu den größten Brauereien in der Stadt und die Umsätze seien gut. Aus Aufzeichnungen vom 16. Juni 1840 erfährt man von Gieser´s Versuchen in den Felsenkellern von Niedermendig, die zu dieser Zeit ausgebeutet und wertlos waren. Hier kam er als Erster auf die Idee, wegen der im Sommer und Winter gleichmäßigen Temperaturen von 6 bis 9 Grad, Bier zu lagern. Dies war notwendig geworden, als die untergärige Braumethode, aus Bayern kommend, ins Rheinland drang und damit die Lagerbierbrauerei begann.
Nach erfolgreichen Lagerversuchen über viele Monate hinweg versuchte Joseph Gieser unter Tage am 24. August 1842 auch die Durchführung des Gärprozesses und hatte Erfolg. Daraufhin ließ er die gesamte Neuwieder Brauerei nach Niedermendig in ein großes Brauhaus verlegen, welches heute in der Brauerstraße noch zu sehen ist. Joseph Gieser starb am 5. April 1868 im Alter von 65 Jahren. Da es für seine revolutionäre Nutzung der Niedermendig Felsenkeller bis dato keine offizielle Anerkennung gegeben hatte, wurde dies nunmehr durch die Gedenktafel am ehemaligen Vulkan-Museum nachgeholt.
FRE
(v.l.) Heinz Lempertz, Dagmar von Wissmann, Karen Wilson und Hans Peter Ammel.
Der Mendiger Bildhauer Hans Loosen schuf die Basalttafel, die an Joseph Gieser erinnert.
Der stellvertretende DVG-Vorsitzende Prof. Dr. Lothar Viereck überreichte Dagmar von Wissmann ein von Kurt Wicha gemaltes Bild vom Michelshof.
Stadtbürgermeister Hans Peter Ammel überreichte Dagmar von Wissmann ein Weinpräsent aus Winningen.
