
Am 21.03.2025
Allgemeine BerichteKreis Ahrweiler stellt überörtlichen Maßnahmenplan zur Hochwasservorsorge vor
Ahrtal: 18 Rückhaltebecken sollen zukünftige Katastrophen abmildern
Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Es ist, zumindest in Teilen, eine Generationenaufgabe“ – so beschrieb die Leiterin des Fachbereichs Aufbau/Nachhaltigkeit der Kreisverwaltung Ahrweiler, Anja Toenneßen, den kürzlich vorgestellten überörtlichen Maßnahmenplan Hochwasservorsorge. Bedeutet: eine zeitliche und finanzielle Mammut-Aufgabe, doch dazu an anderer Stelle mehr. Im Rahmen des „Hochwasserrisikomanagements“ erarbeitete der Kreis Ahrweiler mithilfe fachlicher Untersuchungen Maßnahmen und Konzepte in Sachen effektiver Vorsorge und Schutz der Menschen. Dazu gehören unter anderem technische und natürliche Maßnahmen. Aber auch die Eigenvorsorge der Bewohnerinnen und Bewohner vor Starkregen- und Hochwasser nimmt eine wichtige Rolle ein. Die Lösung sieht man in einer Kombination der fünf Bausteine „Gewässerwiederherstellung“, „Hochwasserpartnerschaft Ahr“, „örtliche Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte“, „Eigenvorsorge“ und vor allem dem „überörtlichen Maßnahmenplan“ (üMP), der die Weiterentwicklung und Umsetzung von Wasserrückhaltemaßnahmen und technischem Hochwasserschutz beinhaltet.
Ziel: Wassermengen zurückhalten
Ziel des üMP ist es, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, die extreme Wassermengen zurückhalten und damit Städte und Gemeinden übergreifend schützen können –unter anderem durch Wasserrückhalt in der Ahr und ihren Nebengewässern sowie überörtlich wirkende Abflussreduktion als maximaler Beitrag zur Verhinderung einer Katastrophe wie im Juli 2021. Ein elementarer Bestandteil des üMP sind großräumig wirkende Hochwasserrückhaltebecken, für deren potentielle Standorte die Ahr und ihre Nebengewässer sowie weitere Fließgewässer im Kreis Ahrweiler untersucht wurden. Außerdem nahm man Wasserwirtschaftliche Aspekte, den bautechnischen Aufwand samt Kosten sowie raumordnerische Herausforderungen in den Fokus. Herausgekommen sind bislang 18 mögliche Orte zur Errichtung eines Hochwasserrückhaltebeckens, unter anderem an der Ahr oberhalb von Müsch, am Sahrbach oberhalb von Kreuzberg, am Dennbach oberhalb von Ahrbrück und am Heckenbach oberhalb von Staffel. „Mit solchen Becken hätte ein Ereignis wie 2021 zumindest so abgemildert werden können, dass man unter dem derzeitigen HQ 100 geblieben wäre. Es würde mit diesen Becken also viel erreicht. Es müssen aber natürlich auch weitere Maßnahmen ergriffen werden“, betonte Anja Toenneßen.
Stauvolumen von bis zu 13 Millionen Kubikmeter Wasser
Jene Rückhaltebecken können bis zu 13 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten - bei Dammlängen von 150 bis 280 Metern und bei Dammhöhen von 15 bis 40 Metern. Je nach Wichtigkeit wurden die Becken in drei verschiedene Priorisierungsgrade unterteilt. So hat beispielsweise der Bereich Sahrbach/Kreuzberg eine höhere Priorität, als der Herschbach bei Kesseling. Ohnehin wird man um einen sukzessiven Bau nicht umhinkommen, denn mit Planungs- und Genehmigungsverfahren, Umsetzungsentscheidungen, der Beteiligung von Eigentümern und Öffentlichkeit sowie der Realisierung werden sicherlich einige Jahre vergehen. Auch die Finanzierung ist noch nicht geklärt. Bei Kosten von 50 bis 156 Millionen Euro je Rückhaltebecken ist nach heutigem Stand mit einem Gesamtkostenrahmen von rund 1,7 Milliarden Euro zu rechnen. Das alles wird erschwert durch die Tatsache, dass die Kosten einiger Becken von den Kommunen, andere wiederum vom Kreis getragen werden müssten. Eine Finanzierung durch den Wiederaufbaufonds ist nicht möglich, eventuell können aber EU-Fördermittel beantragt werden.
Gründung eines Gewässerzweckverbandes vorrangig
„Es wird nur über Kooperationen gehen. Vorrangig ist die Gründung eines gemeinsamen Wasserzweckverbands, weil unterschiedliche Zuständigkeiten für die einzelnen Becken bestehen sowie die Klärung der Finanzierung, denn eine Finanzierung allein aus kommunalen Haushalten ist nicht möglich. Es gibt leider keine Stellen, wo Anträge zur Förderung solch technischer Hochwasserschutzmaßnahmen gestellt werden können. Ein signifikanter, überörtlicher Hochwasserschutz bis hin zu extremen Ereignissen ist möglich. Jedoch lässt er sich nur mit einer sukzessiven Umsetzung aller identifizierten, großräumig wirkenden Becken erreichen“, so Anja Toenneßen. Wann konkret mit dem Baubeginn oder gar der Fertigstellung der Rückhaltebecken zu rechnen ist, kann indes niemand sagen. Zum Vergleich: allein die Bauzeit des bekannten Rückhaltebeckens in Niederpöbel (Sachsen) betrug neun Jahre. Zusätzlichen Beitrag leisten unterstützende Maßnahmen, die im Rahmen der Gewässerwiederherstellung und örtlicher Planungen zum Teil schon umgesetzt werden oder in Planung sind. Auch Maßnahmen in der Fläche sind im üMP enthalten, wirken aber nur bedingt auf den überörtlichen Hochwasserschutz. Die Ergebnisse rund um den üMP werden am 31. März im Rahmen einer Online-Veranstaltung auf dem Youtube-Kanal der Kreisverwaltung Ahrweiler der Öffentlichkeit vorgestellt.

Achtzehn potentielle Standorte für Hochwasserrückhaltebecken finden sich im überörtlichen Maßnahmenplan zur Hochwasservorsorge des Kreises Ahrweiler (auf der Karte fehlt noch der kürzlich hinzugekommene Standort am Vinxtbach im Brohltal).
Als die ersten Gedanken dazu publik wurden, war mir schon klar, dass ich wahrscheinlich keine Fertigstellung eines solchen Beckens mehr erleben werde. Mit den Fortschritten des Wiederaufbaus im Hinterkopf, Erfahrungen mit der Bauabteilung dieser Kreisverwaltung, dem unseligen Planungs- und Arbeitskreiswirrwarr dieses Staates... weiß ich nicht, ob meine Enkel jemals eine Fertigstellung eines dieser Becken erleben werden. Bis zu 40m Stauhöhe, 1,7 Mrd. Kosten, Zweckverbände, die wohl teilweise auch unter der Überschrift "Verzweifelte Suche nach Geld" zu sehen sind... Leute, bleibt doch mal realistisch. Eher fließt doch die Ahr bergauf, als dass dieser "Maßnahmenplan" auch nur halb in der jetzt gefeierten Form umgesetzt wird.