Weder das Insolvenzverfahren noch die staatsanwaltlichen Ermittlungen in Sachen Dusar/Anhausen sind abgeschlossen
230 Mitarbeiter des Unternehmens verloren ihre Arbeit

Anhausen/Koblenz. „Herr Dusar weiß natürlich von dem Ermittlungsverfahren, welches gegen ihn läuft. Er hat aber bisher nicht das Gespräch mit mir gesucht.“ sagt Oberstaatsanwalt Hans-Werner Gantner aus Koblenz, der sich seit einem Jahr durch die Akten des Anhausener Badartikelherstellers Dusar kämpft. Der Verdacht bestehe, dass die Insolvenz der Dusar Kunststoff- und Metallwaren GmbH im Mai 2015 vorsätzlich herbeigeführt wurde und demnach zu vermeiden gewesen wäre. Geschäftsführer des Unternehmens zum damaligen Zeitpunkt war der Firmengründer und Inhaber Heinz Dusar. 230 Mitarbeiter des Unternehmens verloren ihre Arbeit, ihnen wurde noch nicht einmal ihr letztes Monatsgehalt ausgezahlt. Über den Stand der Ermittlungen, ob bereits Hinweise darauf gefunden wurden, dass Heinz Dusar sein Unternehmen vorsätzlich in den Konkurs gelenkt hat, darüber sagt der ermittelnde Staatsanwalt Gantner nichts.
Wie kam es zu dem Ermittlungsverfahren?
Wie es zu dem Ermittlungsverfahren gegen Herrn Dusar kam, ist nicht klar. Der für das einstige Unternehmen zuständige Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Holger Zimmermann, sagt im Gespräch mit „BLICK aktuell“: „Mir ist nicht bekannt, dass jemand Anzeige erstattet hat.“ Aus anderen Quellen ist zu hören, dass dem Insolvenzverwalter Jens Lieser bei der Abwicklung des insolventen Unternehmens Dinge aufgefallen sein könnten, die strafrechtlich relevant sein könnten und sich die Staatsanwaltschaft deshalb aus eigenem Entschluss eingeschaltet habe. Der Gewerkschafter Holger Zimmermann erhebt schwere Vorwürfe gegen den einstigen Dusar-Chef Heinz Dusar: „Wir hatten schon einige Monate vor der Insolvenz Probleme nachzuvollziehen, was da läuft!“ Mit dem Unternehmen habe es lange Zeit eine Vereinbarung über Haustarife für die Beschäftigten gegeben. Diese Haustarife seien 2005 alle von Heinz Dusar gekündigt worden. Seitdem habe es keine Tarife mehr gegeben. Zimmermann: „Wir haben noch ein paar Mal mit Herrn Dusar verhandelt, einige Male hat er Rechtsbruch begangen, wir mussten für Mitarbeiter das ihnen zustehende Weihnachtsgeld einklagen. Die Gehälter und Löhne hat er von da an frei nach Gutsherrenart eigenmächtig vorgegeben.“
Im letzten Monat des laufenden Betriebs, dem August 2015, hätten die Beschäftigten für ihre Arbeit kein Geld mehr bekommen. Auch konnten keine Abfindungen aus dem Betriebskapital gezahlt werden, weil es kein nennenswertes Sachvermögen mehr gab. Den Grund dafür nennt Pietro Nuvoloni, ein Sprecher des Insolvenzverwalters Jens Lieser: „Im insolventen Unternehmen wurden hauptsächlich die Beschäftigten geführt. Die Sachwerte wie Maschinen und Liegenschaften befanden sich im Besitz anderer Gesellschaften.“ Wie Nuvoloni betont, ist die Trennung von Betrieben in Beschäftigungs- und Vermögensgesellschaften ein gern genutztes Instrument größerer Unternehmen. Jens Lieser ist mit dem Versuch, die Dusar GmbH zu sanieren, zu restrukturieren, einen Nachfolger zu finden und die Arbeitsplätze zu erhalten, gescheitert. Jetzt gehe es darum, sagt Sprecher Nuvoloni, die offenstehenden Rechnungen der Zulieferer und Geschäftspartner von Dusar zu bezahlen. Die Rede ist von Forderungen in Millionenhöhe. Bisher ist noch kein Geld geflossen, sagt Pietro Nuvoloni. Noch würden die Forderungen der Gläubiger geprüft, danach eine „Quote“ festgelegt, welchem Gläubiger anteilsmäßig wieviel Geld zusteht. Ob es dann - wegen fehlender „Masse“ - überhaupt zu Zahlungen kommen kann, ist noch völlig unklar. Insolvenzverfahren ziehen sich laut den Erfahrungen des Koblenzer Büros manchmal über viele Jahre hin.
Im Fall des Frankfurter Baukonzerns Philipp Holzmann, nennt Nuvoloni ein Beispiel, habe es dreizehn Jahre bis zum Abschluss des Insolvenzverfahrens gedauert.
„Wir waren Anhausen“
Ehemalige Mitarbeiter von Dusar haben auf Facebook eine geschlossene Gruppe „Wir waren Anhausen“ gegründet und tauschen dort ihre Erfahrungen aus, geben sich Tipps für mögliche Jobs in anderen Unternehmen, um aus der Arbeitslosigkeit wieder herauszukommen. Der Gruppe gehören 70 Mitglieder an. Eine ehemalige Beschäftigte sagte zu „BLICK aktuell“: „Ich war dort in der Verwaltung beschäftigt. Mir war einige Monate vor der Schließung schon aufgefallen, dass die Gehälter nicht pünktlich gezahlt wurden. Deshalb hatte ich mich zum Glück frühzeitig nach einer neuen Beschäftigung umgesehen.“ So viel Glück hatten nicht alle. Gewerkschafter Zimmermann sagt: „Die von heute auf morgen arbeitslos gewordenen Dusar-Mitarbeiter haben nur teilweise neue Jobs gefunden. Einige gingen in Frührente, viele mussten sich beim Arbeitsamt melden.“ Die Tatsache, dass sich ehemalige Dusar-Beschäftigte als Mitglieder der Gewerkschaft abmelden mussten, sagt auch viel über deren berufliche Situation nach der Dusar-Pleite aus. Versuche, mit dem in der Kritik stehenden Unternehmer Heinz Dusar über dessen Nachfolgefirmen in Anhausen Kontakt aufzunehmen, blieben erfolglos. Unter der angegebenen Telefonnummer meldete sich niemand, auf der Internetseite erscheint der Hinweis „Diese Seite befindet sich zurzeit im Umbau“.

Der Geschäftsleitung von Dusar wirft die Gewerkschaft IG BCE vor, die Sanierung des insolventen Unternehmens bewusst verhindert zu haben.

Da hilft auch kein Drücken mehr: Für die einst 230 Beschäftigten von Dusar in Anhausen bleiben die Türen verschlossen.
