St. Cyriakus Mendig gedenkt ehemaligem Priester am 12. August

75. Todestag des Niedermendiger Pfarrers Joseph Bechtel

75. Todestag des Niedermendiger Pfarrers Joseph Bechtel

Pfarrer Joseph Bechtel.Foto: Privat

07.08.2017 - 12:26

Mendig. Zum 75. Male jährt sich der Todestag des ehemaligen Niedermendiger Pfarrers Joseph Bechtel, der am 12. August 1942 nach einem qualvollem Leidensweg im KZ Dachau starb. Die Pfarrgemeinde St. Cyriakus gedenkt seiner besonders im Gottesdienst am Samstagabend. Über das Schicksal des ehemaligen Pfarrers und seines Kaplans Peter Schlicker, der nach der Entlassung aus dem KZ am 19. April 1945 starb, gibt es im Pfarrarchiv und im Archiv der Abtei Maria Laach viele Veröffentlichungen, die Aufschlüsse über den Leidensweg der sogenannten „Märtyrer-Priester“ geben.

Bechtel wurde am 18. Juli 1879 als Sohn eines Winzers in Kinheim/Mosel geboren und erhielt am 31. März 1906 in Trier die Priesterweihe. Am 20. September 1929 kam er nach Niedermendig, wo er ab 1933 durch die NSDAP überwacht wurde. Immer wieder geriet er mit den Nationalsozialisten aneinander: So wurde er am 6. März 1936 zu 50 Reichsmark Geldstrafe verurteilt, da er am 9. November 1935 entgegen der Beflaggungsanordnung zum Gedenktag an den Hitler- Luddendorff-Putsch (1923) die Kirche nicht mit der offiziellen Hakenkreuzfahne beflaggt hatte. Mit Wirkung vom 31. August 1937 wurde ihm die Erteilung des Religionsunterrichts in der Schule verwehrt. Am 10. November 1937 wurde das Jugendheim geschlossen und 316 Bücher aus der Pfarrbücherei beschlagnahmt. Besonders verübelten ihm die Nazis auch, dass er sich immer wieder dafür einsetzte, dass der mit einer jüdischen Frau verheiratete Dr. Paul Olbertz Chefarzt des katholischen St. Nikolaus-Krankenhauses bleiben sollte.

Am 10. Oktober 1940 zeigte eine Witwe seinen Kaplan Peter Schlicker, der 1936 von Neuwied gekommen war, bei der Gestapo „wegen Beeinflussung eines Sterbenden“ (Auflösung einer nach kirchlichem Recht ungültigen. Ehe) an. Die Vertreter des NS-Regimes beschuldigten daraufhin Schlicker und Bechtel, der zu seinem Kaplan stand, sich der „Volksgemeinschaft unwürdig“ gemacht zu haben. Beide Priester wurden im November 1940 verhört und am 9. Januar 1941 nach Koblenz in Schutzhaft gebracht. Am 7. Februar 1941 wurden Bechtel und Schlicker mit den Häftlingsnummern 23648 und 23647 ins KZ Dachau gebracht. Nach einem Aufenthalt in der Nervenheilanstalt in Andernach, der auf Antrag von Bechtels Schwester und Haushälterin Josefine (1884-1953) zustande kam, fand die endgültige Überführung ins KZ Dachau am 16. Mai 1941 statt.

Die Haftzeit war für den Pfarrer schrecklich und äußerst kräftezehrend, denn die Versorgung mit Essen und Hygiene war völlig unzureichend: „ Furchtbares hat Joseph Bechtel im Hungerjahr 1942 durchgemacht. Monatelang konnte er sich höchstens am Mittag einmal zur Not sättigen. Morgens ohne Brot musste er abends mit einer dünnen Häftlingssuppe auskommen. Ich sah ihn oft, wie er die Reste der Kartoffelschalen durchwühlte, in der Hoffnung, dort vielleicht noch etwas zu finden.“ Der Bericht des Mithäftlings Pater Maurus Müch von der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier ist weiter zu entnehmen: „ Dazu kam die Hetze von Seiten der SS und eines Mithäftlings, eines brutalen Kommunisten, der als Stubenältester dem armen Mann kaum eine Stunde Ruhe gönnte. So schwanden seine Kräfte von Woche zu Woche. Schließlich war er so abgemagert, dass er nicht mehr gehen konnte. Als sein Zustand unerträglich geworden war, trugen wir ihn in unsere Kapelle, wo er die letzte Ölung empfing im Kreise aller im KZ eingesperrten Priester der Diözese Trier.“ Die Märtyrerpriester Wilhelm Caroli aus Kottenheim, Johannes Schulz aus Nickenich, Josel Zilliken aus Wassenach, Josef Neunzig , und Bechtels Kaplan Peter Schlicker begleiteten den Niedermendiger Pfarrer auf seinem letzten Erdenweg. Pater Matthias Schiffer schrieb: „ Ich selbst habe Pfarrer Bechtel auf meinem Rücken zur Arztmeldung gebracht. Er wusste, dass nun sein Weg ins Revier und zum langsamen Sterben führte. Er war sehr ruhig und bereit, für seine Pfarrgemeinde sein Sterben aufzuopfern.“ Pfarrer Bechtel starb nach anderthalb Jahren Haft in Dachau am 12. August 1942 nachts um 2 Uhr. Die offizielle Todesursache lautete „Rippenfellentzündung“. Die Urne mit seiner Asche wurde am 28. September auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde beigesetzt. Das Mendiger Zeitzeugen-Team, zu dem die Autoren und Interviewer Rolf Breil, Richard Clemens, Heinz Lempertz, Gernot Mittler, Marion Retterath und Jorg Meyer-Schaar gehören, wird von dieser wohl in ganz Deutschland einmalige Konzentration von Märtyrer-Priestern des NS-Staates und vielen anderen interessanten Beiträgen über die Heimatgeschichte der Jahre 1933 bis 1945 in einem eigenen Buch im Herbst berichten.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Wer kann Angaben zum Unfallgeschehen machen?

Zeugen nach Verkehrsunfallflucht gesucht

Ehlscheid. Am 26. April, zwischen 06:55 Uhr und 15:50 Uhr, befand sich der PKW der Geschädigten auf dem Parkplatz der Tierarztpraxis in der Gommerscheider Straße. Bei der Rückkehr zum Fahrzeug bemerkte die Geschädigte eine großflächige Beschädigung im Bereich der linken Fahrzeugseite ihres PKW. Zeugen werden gebeten, mögliche Hinweise der Polizeiinspektion Straßenhaus unter Tel. 02634/9520 oder per E-Mail: pistrassenhaus@polizei.rlp.de. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
19-Jährige im Zug durch unbekannten Täter belästigt

Ermittlungen nach sexueller Belästigung in Regionalbahn auf der Fahrt von Frankfurt/Main nach Koblenz

19-Jährige im Zug durch unbekannten Täter belästigt

Koblenz. Am Donnerstagmittag, 25. April zwischen 11.30 und 12.30 Uhr soll es in der Regionalbahn 4256, auf der Fahrt von Frankfurt/Main nach Koblenz, zu einer sexuellen Belästigung einer 19-Jährigen gekommen sein. mehr...

Pkw prallte mit großer Wucht gegen einen Baum

Hubschraubereinsatz bei schwerem Verkehrsunfall auf der B 478 zwischen den Ortschaften Ruppichteroth Ahe und Harth

Pkw prallte mit großer Wucht gegen einen Baum

Ruppichteroth. Am Donnerstagnachmittag, 25. April 2024 um 16.20 Uhr wurde der Leitstelle der Polizei durch die Rettungsleitstelle des Rhein-Sieg-Kreises ein Verkehrsunfall mit verletzten Personen auf der B 478 zwischen den Ortschaften Ruppichteroth Ahe und Harth gemeldet. mehr...

FWG Andernach e.V. lädt ein

Infostände am 4. und 11. Mai

Andernach. Die Freie Wählergruppe Andernach e.V. (FWG) lädt die Bürgerinnen und Bürger von Andernach zu ihren Infoständen ein. Diese finden am 4. und 11. Mai am Historischen Rathaus in Andernach statt. mehr...

Erfolgreiche Saisoneröffnung

TC Rengsdorf

Erfolgreiche Saisoneröffnung

Rengsdorf. Jüngst startete der TC Rengsdorf in die Saison. Viele Interessierte jeden Alters fanden den Weg zu dem Verein, um den Tennissport einmal auszuprobieren oder um wieder einzusteigen. Alle SpielerInnen... mehr...

Jetzt für Läufe der LG Rhein-Wied anmelden

Andernach/Neuwied. Die Saison der Laufveranstaltungen beginnt, und damit auch die Anmeldephase für die Großveranstaltungen der LG Rhein-Wied. Der „Deichlauf präsentiert von Rhodius“ (Freitag, 14. Juni)... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Cornelia Lachmuth:
Für mich klingt das nach Befangenheit. Nie gab es Probleme dort. Alle Kontrollen waren, selbst 4 Monate zuvor, noch in Ordnung. Ich kenne den Hof und habe selber keine tierschutzrelevanten Mängel erkennen können. Viele andere Leute vom Fach, ebenfalls nicht. ...
Erika Hoffmann :
Ja, Kontrolle ist gut...aber Hilfeleistung wäre besser!! Wenn Menschen einen Gnadenhof leiten, dann sind das Tierfreunde! Ihnen Geldgier zu unterstellen, ist gemein!! Ich zahle gerne meine Hundesteuer, hoffe das dieses Geld gerade Gnadenhoefen zugute kommt!!! ...
Ilka Dopheide:
Ich verfolge diese Geschichte bzw.alles was mit dem Gnadenhof zu tun hat. Anstatt sich um wirkliche Missstände zu kümmern wird solchen Denuziaten geglaubt. Es ist wirklich beschämend was sich dort abspielt. Die meisten Hunde würden wenn sie da weg müssten nicht überleben. Die Herdenschutzhunde haben...

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Hunde bitte anleinen

Veronika Brieda :
Es wäre wünschenswert wenn die Stadt Bad-Neuenahr-Ahrweiler ein Hundeplatz zur Verfügung stellen würde. Hunde wollen gerne mal frei ohne Leine laufen. Haben Sie Verständnis? Mit freundlichen Grüßen Veronika Brieda ...
Amir Samed :
HR Kühnert, auch Talkshow-Kevin genannt, ist allgemein bekannt für seine Forderungen nach Verstaatlichung. In seinem Weltbild ist es Diebstahl, wenn ein Mensch sein Leben lang hart arbeitet und sich zur Altersvorsorge ein Haus baut. Stattdessen sollte dieser sein hart verdientes Geld dem Staat überlassen,...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service