Dr. Axel Ritter (links) erklärt den Transformer p02.

Am 16.10.2014

Allgemeine Berichte

Die neue Plattform für Künstler im Kreis zieht auf 500 Quadratmetern die Blicke auf sich

„ART AHR“ zeigt eine große Vielfalt

Sinzig. Wie langgezogene Kokons unbekannter Motten hängen ausgefaserte Elemente vom Kunst-„Vorhang“ der Anna Katharina Klein. Genauso blendend weiß schießen Henriette Schmitts Kopfobjekte auf langem Hals hoch. Dagegen behauptet sich Walter Kamills geschwungene Steinskulptur kompakt am Boden. Von Kolja Schäfer, Leiter der Ahrweiler Malschule Roos, sind peppig ausgeführte weibliche Portraits zu sehen, während die Malschüler digital Animiertes (Fabian Donner), ein teils helles, teils verwüstetes Gesicht (Laura Kunkel) und ein Stierkampfmotiv (Sabine Zabbei) beisteuern. Räume, in denen der Krupp Verlag residierte, bevor das Unternehmen von der Mühlenbachstraße in den Kranzweiherweg zog.

Malerische Einblicke

Räume, die jahrelang ungenutzt und verwaist standen, sind zum Ausstellungsort geworden, auch für farbige Glaskreationen der Kunstglaserin und Glasmalerin Elisabeth Knops, Kompositionen aus Textil der Stoffbildnerin Angelika Hecht-Schneewolf, für Evelyn Kleins malerische Einblicke in den Kosmos, Alois Scheuers farbige Eruptionen und Nikolaus Wilhelmys rätselhafte Lichtbilder von schwebenden runden Objekten.

Sie hat zweifellos einen guten Start hingelegt, die „ART AHR“: Mehr als 400 Besucher kamen zur Eröffnung der großen Kunstausstellung. Viele weitere Interessierte nutzen die langen Öffnungszeiten unter der Woche und an den Wochenenden, um auf 500 Quadratmetern Malerei und Fotografie, Skulptur und Installation, Grafik und Video zu sehen. Zu ihnen zählte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. Sie adelt das Ereignis, indem sie die Schirmherrschaft übernahm. „Eine lebendige Kunstszene und deren Präsentation unterstützen Bemühungen des regionalen Standortmarketings. Sie geben in einem wichtigen Bereich der Lebensqualität der Region ein Gesicht“, so Lemke. Die Kreativität einer Region werde „sichtbar und erlebbar“.

In ihrem Grußwort des Ausstellungskatalogs betont sie zudem: „Als Wirtschaftsministerin des Landes Rheinland-Pfalz habe ich ein besonderes Interesse, Kreativschaffende als Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft gerade auch in der Startphase zu unterstützen. Denn neben der freien Entfaltung der Kreativität soll auch die Möglichkeit eröffnet werden, mit dieser Kreativität Geld zu verdienen.“

Ebenso lobte Landrat Jürgen Pföhler die erstmals in dieser Breite aufgestellte Plattform für Künstler, die im Ahrkreis geboren wurden oder dort leben, als kreatives Highlight. „Das macht den Kreis attraktiver, das ist ein Mosaikstein“, hatte er den Initiatoren und Unterstützern Christoph und Thomas Zimmermann von der Buchhandlung Walterscheid sowie den Fotokünstlern Anna und Roman Küffner gedankt. Ihnen war das neugegründete Bürgerforum Sinzig unter dem Vorsitz von Manfred Ruch als Mitstreiter beigesprungen. Dank dieser Allianz greift das Förderkonzept „Kultur-Hoch-Drei“ des Kreises, der das Projekt mit 1000 Euro unterstützt. Anerkennenswert finden natürlich auch Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger und Ortsvorsteher Gunter Windheuser die Präsentation. Denn die Bildende Kunst macht sich im Kulturleben der Stadt, vom Heimatmuseum einmal abgesehen, sehr rar seit dem Wegzug von Angelika Kallenbachs Galerie im Zehnthof. Da ist es für die Stadtväter ein Glücksfall, wenn Bürger ehrenamtlich solche Ideen ausbrüten und mit eigenen sowie Sponsorenmitteln realisieren. Möglich war dies nur, weil Hermann und Peter Krupp vom Krupp Medienzentrum die Räume kostenlos und ohne Auflagen zur Verfügung stellten.

Charme der Örtlichkeit

Dass zwischen den Spuren eines gewerblichen Umfeldes der Putz an manchen Stellen abblättert, dass Farbflecken an einer Wand von den typischen Arbeitsprozessen der Traditionsdruckerei erzählen, stört nicht, sondern macht samt neu installierten hellen Leuchtröhren den Charme der Örtlichkeit aus. Davon waren die Brüder Zimmermann und das Künstler- und Ehepaar Küffner von Anfang an überzeugt. Anna und Roman Küffner sind ohnehin mit ihren Kameras stets auf der Suche nach verborgenen, maroden und verwunschenen Orten. Und so zeigen sie auf der „ART AHR“ zum Beispiel, was vom ehemaligen Ausflugspunkt Waldburg in Remagen übrig blieb und wie der Apollinariskeller im Ort aussieht. An der gleichen besprenkelten Wand hängen Christian Fuhrmanns Fotos, lauter urbane Impressionen. Ein dunstiges Amsterdam-Nachtbild liefert Christoph Maria Hollstein, und Motorradfahrer Matthias Fröhling ist mit fotografisch eingefangenen Fernreise-Impressionen vertreten.

Ganz auf den Ort gezogen hat Laura Müller ihre Installation. Ob Riesenwandbild mit Druckerei-Leuchtanzeige oder ihr Tisch-und Stühle-Arrangement: Alles gestaltete sie mit Artikeln und Annoncen - vermutlich aus den Wochenzeitungen des Krupp Verlags. Unter die fast 40 Aussteller mischt sich das HOT (Haus der offenen Tür) Sinzig, das eine Abbildung seines Gemeinschaftsprojekts „Creative Wall“ einfügt. Insgesamt geht die Schau querbeet durch die Vielfalt der Techniken, Materialien, Themen und Temperamente. Glas, Keramik, Stoff und Papier sind dabei. Farbe und Form, der Mensch und die Dingwelt, Reales und Surreales spielen hinein. Weitherzig hat die Jury viele von den über 50 Bewerbern als Beteiligte zugelassen. Als Kriterien galten zwar, so Anna Küffner, wie vielfältig der Künstler arbeitet und ob er eine eigene Handschrift hat. „Aber wir wollten auch Künstler fördern, die noch nie ausgestellt haben.“

Das Ergebnis: ein recht vermischter Markt aus Hobby-, ambitionierter Amateur- und Profikunst. Am stärksten vertreten ist die Malerei. Rosmarie Feuser tritt mit grafisch wie farblich reizvollen „Dialog“-Arbeiten auf, Ute Möller mit Aquarellportraits. Monika Kortmann entfaltet surreale Szenarien, etwa mit nackten Männern, die aus Mandarinenschalen gekrochen scheinen. Marko Willeke zeichnet gern Menschen. Stephan Maria Glöckner verschränkt Typografie mit Malerei, Petra Hörsch setzt mit Erdbeermund und Tennisspielern auf Effekte. Carina Eckertz verwendet für Ungegenständliches überwiegend Folientechnik. Illustrativ und niedlich ist Victoria Berger unterwegs, immer der Linie folgt Susanne Selbach. Dem eigenen Stil seiner Farbfeldmalerei fühlt sich Wolfgang Kutzner verpflichtet. Mit Blitz mutiert Barbarossa bei Carola Bergmann zu Zeus. Auch die Comic-Welt des Wolfgang Sturm zeigt sich frech und talentiert, und Christa Nelles erzeugt beim Malen mit Wein auf Weinfiltern eine ganz eigene Ästhetik. Genießt die Kunst museale Weihen, ruft das Cornelia Harss auf den Plan, die in gemalten Karikaturen Menschen erfasst bei dem Bemühen, zeitgenössische Kunst angemessen wahrzunehmen.

Müll in Meeresbildern

Die Liebe zur Natur lässt Dr. Norbert Gramer wunderschöne Tierbilder malen und Sarah und Daria Nonn die Umweltverschmutzung kritisieren, indem sie in ihre Meeresbilder Müll einbauen. Melanie Mertens aber setzt Pflanzen und Technik malerisch in Beziehung.

Außerhalb der dominanten Bildsparte erfahren zwei Arbeiten besondere Aufmerksamkeit. Eine ist Dr. Axel Ritters „Transformer p02“. Mit der komplexen, hochtechnisch zu bewegenden Installation demonstriert der Architekt seine Idee von Häusern mit veränderbaren Raumgrößen. Durch Regenwasser gespeist und unter Einsatz wasserquellfähiger Bänder spreizen oder verengen sich Scheren, die in der Anwendung Wände verschieben würden. Künstlerisch an diesem Objekt ist „der Schritt in Richtung lebende Architektur“. Vielfach fasziniert auch Dieter Wessingers Video der Operation einer Banane vom chirurgischen Eingriff über Wundversorgung bis zum Nähen. Die Reaktionen auf den „völlig absurden Vorgang“ reichten von Amüsement bis Irritation.

Die Ausstellung in der Mühlenbachstraße 40 ist geöffnet bis 31. Oktober: mittwochs und freitags von 14 bis 18.30 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr. Am Samstag, 18. Oktober, 17 Uhr, hält Christel Schyboll eine Lesung. Am 31. Oktober beginnt um 19 Uhr die Finissage.

HG

Dr. Axel Ritter (links) erklärt den Transformer p02.
Möbel zum Lesen: Laura Müller kreierte mit Artikeln und Anzeigen eine Installation, die wie maßgeschneidert für ein ehemaliges Druckhaus daherkommt.

Möbel zum Lesen: Laura Müller kreierte mit Artikeln und Anzeigen eine Installation, die wie maßgeschneidert für ein ehemaliges Druckhaus daherkommt.

Dr. Axel Ritter (links) erklärt den Transformer p02.

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