Benefizkonzert in Sinzig berührte und erheiterte
Achterbahn der Gefühle
Sinzig.Es war ein heißer Sonntagnachmittag, aber im Helenensaal in Sinzig herrschte eine angenehme Temperatur. Darüber freuten sich die in sehr großer Zahl erschienenen Gäste, die der Einladung zum Benefizkonzert zugunsten der von der Flut Betroffenen gefolgt waren.
Nachdem das ursprünglich im Juli 2021 geplante Konzert der Kath. Erwachsenenbildung (KEB) St. Peter Westum wegen der Flutkatastrophe ausgefallen war, löste der Chansonnier und Liedermacher Marcel Adam (Gesang, Gitarre und Ukulele) sein Versprechen ein und kam mit Schwiegertochter Anisha (Gesang) und Sohn Yann Loup (Gitarre), Christian di Fantauzzi (Akkordeon), Christian Conrad und Oliver Abt (Gitarren und Bass) nach Sinzig, um ohne Gage zu spielen. Nach der Begrüßung durch Georg Alfter, Leiter der KEB Westum, und Roland Janik vom Partnerschaftsausschuss Hettange-Grande der Stadt Sinzig, trug Winfried Kraatz (Vorsitzender des Pfarreienrats Sinzig) den von dem aus Kripp stammenden Priester Stephan Wahl geschriebenen Ahr-Psalm vor. Diese Worte und die anschließende Schweigeminute im Gedenken an die Flutopfer riefen viele Erinnerungen wach. Mit gutem Gespür wussten die Musiker und ihre Sängerin die Stille aufzubrechen mit „Wunder gescheh‘n“ und gewannen sofort die Herzen des Publikums. Von da an wurde ein buntes Programm geboten, bei dem das Zuhören und auch manchmal das Mitsingen oder -summen ein Vergnügen war. Egal, ob es z.B. die französischen Chansons „Kilimandscharo“ oder „Ne me quitte pas“ von Jacques Brel, die von Charles Aznavour bekannten „Du lässt dich gehn“ oder „La bohème“ waren - die Leute im Saal waren begeistert. Mal spielten die Musiker alle zusammen, dann wieder in kleiner Besetzung, als Anisha unter anderem „La vie en rose“ sang. „Aicha“ und „Weiße Fahnen“ gingen unter die Haut. Abwechselnd moderierte die Familie Adam und erzählte Interessantes oder Erklärendes, manchmal melancholisch, manchmal auch erheiternd oder ein bisschen frech - gerade wie es zur Musik passte.
Die „Kollekte“ wurde von Georg Alfter angekündigt mit einem „Hülferuf“, der im Juni 1859 erschien, nachdem im hiesigen Gebiet ein schreckliches Unwetter niederging, das alle Bäche anschwellen ließ und 40 Todesopfer forderte. Vielen Menschen wurde alles genommen, ihre Felder verwüstet - die Not war groß. So wie damals wurde auch jetzt um Spenden gebeten. Wie bei allen seinen Konzerten sang Marcel Adam zum Schluss als „offizielles“ letztes Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das von vielen im Saal mitgesungen wurde. Die Initiatoren dankten allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben, angefangen bei den Helferinnen und Helfern im Hinter- und Vordergrund , der Stadt Sinzig und den „Närrischen Buben“ für die Überlassung des Helenensaals, den zahlreich erschienenen Gästen und ganz besonders den Künstlern für ihr musikalisches Geschenk.
Als äußeres Zeichen erhielten die Musiker von der KEB das Buch „Zusammenhalten“ von Dechant Jörg Meyrer, Sinziger Wein von der Stadt und Sinziger Pralinen von der Pfarreiengemeinschaft und den kräftigen Applaus des Publikums. Bei der Spendensammlung kamen rund 3000 Euro zusammen, welche je zur Hälfte der Stadt und der Pfarreiengemeinschaft Sinzig zur Verteilung an die von der Katastrophe betroffenen Menschen zur Verfügung gestellt werden. Dass dies ohne jeglichen Abzug geschehen wird, versprach Bürgermeister Andreas Geron in seiner bewegenden Ansprache am Schluss der Veranstaltung. Er erlebte, wie er sagte, eine Achterbahn der Gefühle, weil gerade der Helenensaal vor einem Jahr eine ganz andere Aufgabe erfüllte: Dieser war Notaufnahme, Anlaufstelle und Treffpunkt für Flutopfer sowie Depot für Hilfsgüter. Der musikalische Nachmittag zum Jahrgedächtnis brachte für den Bürgermeister nach seiner Aussage ein Stück des „alten“ Helenensaals zurück. Seine Worte waren sehr berührend und sprachen vielen Menschen aus der Seele, weil sie an eigene Erlebnisse oder die von Verwandten, Freunden und Bekannten dachten. Doch in dieser etwas gedrückten Stimmung wollten die Musiker die Gäste nicht gehen lassen. Mit „Ich liebe das Leben“ verabschiedeten sich die sympathischen Sechs aus Lothringen, dem Saarland und der Pfalz und erhielten nochmals einen lange anhaltenden, dankbaren Beifall des begeisterten Publikums.
