Neue DIN-Norm für Sicherheit auf dem Schulweg
Achtung Eltern! Augen auf beim Schulranzenkauf
DIN-Ausschuss-Fachmann Werner Sterk steht Rede und Antwort
Region. Ein Schulranzen sollte gut sichtbar, ergonomisch – sprich rückenfreundlich und funktional sein. Ob ein Schulranzen all dies ist, können Eltern beim Kauf am Hinweis „entspricht DIN-Norm 58124“ erkennen. Diese DIN-Norm wurde jetzt aktualisiert. Darauf weist die Unfallkasse Rheinland-Pfalz hin. Wie trägt die DIN-Norm dazu bei, damit Kinder auf dem Schulweg besser gesehen werden? Worauf sollte beim Schulranzenkauf geachtet werden? Werner Sterk, stellvertretender Obmann des DIN-Ausschusses „Schulranzen“, der bei der Umsetzung eng mit der Unfallkasse Rheinland-Pfalz zusammenarbeitet, gibt Antworten und wichtige Informationen aus erster Hand. Sterk leitet den Fachbereich Sicherheitstechnik der Geschäftsstelle der Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN).
Unfallkasse Rheinland-Pfalz: Was hat sich geändert und warum wurde die DIN-Norm 58124 „Schulranzen – Anforderungen und Prüfung“ überarbeitet?
Werner Sterk: Immer häufiger werden Schulranzen verkauft, die die Anforderungen der DIN-Norm unterlaufen. Vor allem werden die für die Sichtbarkeit wichtigen fluoreszierenden Leuchtflächen einfach weggelassen. Das Argument: „Die von den Autowarnwesten bekannten Farben orangerot und gelb passen nicht so recht zu einem coolen Design.“ Wir haben nach Wegen gesucht, um Design- und Sichtbarkeitsanforderungen besser miteinander zu vereinen. Neu ist: Die Norm lässt jetzt weitere fluoreszierende Farben wie gelbgrün oder pink zu. Damit hat der Hersteller mehr Auswahl beim Design.
Unfallkasse Rheinland-Pfalz: Reichen die auf dem Ranzen angebrachten Reflektorstreifen aus, um bei Dunkelheit etwa von Autofahrern wahrgenommen zu werden? Welche anderen „technischen Finessen“ gibt es, damit Kinder im Straßenverkehr besser gesehen werden können?
Werner Sterk: Eine gute Sichtbarkeit von Kindern im Straßenverkehr hilft, Unfälle zu vermeiden. Reflektoren sind im Dunkeln unverzichtbar, reichen aber alleine nicht aus. Genauso wichtig sind große fluoreszierende Leuchtflächen hinten und seitlich am Schulranzen. Sie fallen am Tag und in der Dämmerung besonders auf. Über das Jahr gesehen sind zu diesen Zeiten die Grundschülerinnen und -schüler am häufigsten unterwegs.
Unfallkasse Rheinland-Pfalz: Was ist der Unterschied zwischen fluoreszierendem und reflektierendem Material?
Werner Sterk: Reflektoren benötigen eine Lichtquelle wie einen Autoscheinwerfer, die das auftretende Licht zurückwerfen. Sie erhöhen damit sehr gut die Warnwirkung bei Dunkelheit. Fluoreszierendes Material erhöht dagegen die Warnwirkung am Tag und in der Dämmerung, ohne dass es dazu angeleuchtet werden muss. Es verstärkt das Umgebungslicht und leuchtet selbst bei wenig Restlicht.
Unfallkasse Rheinland-Pfalz: Die Anprobe vor dem Kauf ist das A und O, schließlich muss der Ranzen auch gut sitzen. Wie erkennt man, ob der Schulranzen zum Kind passt? Worauf ist in Sachen Ergonomie besonders zu achten?
Werner Sterk: Der Ranzen muss sowohl mit T-Shirt als auch mit dicker Jacke gut sitzen und darf nicht von den Schultern rutschen. Dazu trägt ein Brustgurt bei, der auch benutzt werden will. Das Rückenteil sollte ergonomisch geformt sein. Er lässt sich bei einer Reihe von Modellen an die Rückenlänge anpassen. Die Schultergurte dürfen den Hals des Kindes nicht einengen. Der Schulranzen sollte nicht zu tief sitzen, aber auch nicht über die Schultern hinausragen. Ob der Schulranzen in leerem Zustand ein paar Gramm mehr oder weniger wiegt, ist nicht entscheidend. Relevant ist das Gewicht des gepackten Schulranzens. Eltern sollten daher darauf achten, ob die Schulsachen, die ihre Kinder mit sich herumtragen, wirklich jeden Tag gebraucht werden.
Unfallkasse Rheinland-Pfalz: Der Blick in den Schulranzen gibt Aufschluss darüber, ob der Ranzen auch funktional ist. Wie sollten idealerweise die Fächer aufgeteilt sein? Und worauf ist sonst noch zu achten?
Werner Sterk: Die Aufteilung der Fächer sollte so sein, dass schwere Gegenstände dicht am Rücken platziert werden können. In Außen- und Seitentaschen können weitere Gegenstände wie Trinkflasche und Brotdose verstaut werden. Am besten diese zur Anprobe mitnehmen.
Unfallkasse Rheinland-Pfalz: Auf was sollte vor dem Kauf besonders geachtet werden?
Werner Sterk: Eltern sollten sich bereits vor dem Kauf informieren. Sie können dazu Verbrauchertests durchlesen. Eine kompetente Beratung in einem Geschäft, das Modelle verschiedener Hersteller führt, ist ebenfalls wichtig. Sie sollte dazu führen, dass ein Ranzen gewählt wird, der gut sitzt und mit reflektierenden und fluoreszierenden Flächen ausgestattet ist. Wer einen Schulranzen nach DIN 58214 kauft, ist hier auf der sicheren Seite.
Unfallkasse Rheinland-Pfalz: Und was machen Eltern, deren Kinder Schulranzen von gestern tragen? Ist das noch verantwortbar?
Werner Sterk: Wenn der Schulranzen die alte Norm eingehalten hat, ist alles in Ordnung. Eine Nachrüstung von fluoreszierenden Flächen sehe ich als schwierig an. Am Besten direkt beim Hersteller nachfragen. Helfen kann eine Warnweste für Grundschulkinder. Diese jedoch wird vom Schulranzen teilweise verdeckt und muss täglich angezogen werden. Einen Schulranzen hat das Kind immer dabei. Die Sichtbarkeit ist dann sozusagen eingebaut, wenn der Schulranzen der DIN-Norm entspricht. Daher Augen auf beim Kauf!
Schulranzennorm
Gremium und Informationsbroschüre: Die Kommission Arbeitsschutz und Normung, die Unfallkasse Rheinland-Pfalz und die Unfallkasse Saarland aktualisieren derzeit Informationsbroschüren der gesetzlichen Unfallversicherung, die nach Fertigstellung – voraussichtlich ab Frühjahr – auch online zur Verfügung stehen. So auch unter www.ukrlp.de. Im Normungsgremium waren Hersteller, Zulieferer, Hochschulen, der DIN-Verbraucherrat sowie der TÜV vertreten. Da das Thema „Sicherheit auf dem Schulweg“ für die gesetzliche Unfallversicherung wichtig ist, arbeiteten auch das DGUV-Sachgebiet Schulen, das Institut für Arbeitsschutz der DGUV und die Kommission Arbeitsschutz und Normung mit.
Pressemitteilung der
Unfallkasse Rheinland-Pfalz
Werner Sterk von der Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN) gibt im Gespräch mit der Unfallkasse Rheinland-Pfalz wichtige Infos für den Schulranzenkauf.
