Die Sängerin und Fluthelferin Nadia Ayche aus Bruchsal hat die Initiative „Einfach machen Patenschaften“ gegründet und vermittelt Geld- und Sachspenden an Flutbetroffene

Ahrtal: „Irgendetwas ist da mit mir passiert“

30.05.2022 - 11:06

Kreis Ahrweiler. Als Nadia Ayche in ihrer Heimat in Bruchsal die Bilder des flutzerstörten Ahrtals sah, war etwas anders als sonst. Schlechte Neuigkeiten und Aufnahmen von Katastrophen sei man durch die Nachrichten ja gewöhnt, sagt sie heute. „Aber solch ein unfassbares Unglück mit so großer Zerstörung und so vielen Toten hier bei uns in Rheinland-Pfalz hat mich einfach fassungslos gemacht“, blickt Ayche auf den Juli 2021 zurück. „Irgendwas ist da mit mir passiert“, fügt sie hinzu. Und das obwohl sie bis dato keinerlei Bezug zum Ahrtal hatte.


„Ich musste etwas tun.“


So klappte Nadia Ayche ihren Laptop auf und aktivierte ihre Kontakte - sie wollte helfen, und das sofort. Kontakte hat sie reichlich, denn Ayche ist heute im Hauptberuf Sängerin, Moderatorin und Vocal-Coach. Sie hat eine Musical-Ausbildung hinter sich und wirkte in bekannten Stücken wie „Miss Saigon“ mit. Manche Fans der 90er werden sie noch als Sängerin der Gruppe „Mr. President“ kennen, auch mit DJ Bobo arbeitete sie zusammen. Dies ist aber nur ein Teil von Ayches Vita. Eigentlich ist sie Polizistin, wechselte aber dann in das Musikbusiness. Denn „Musik ist mein Leben“, weiß sie. Demzufolge nahm Sie zunächst eine CD zugunsten Flutbetroffener auf. „We AHR children“ hieß das Album, das gemeinsam mit Ewa Drexel entstanden und den Kindern des Ahrtals und der ganzen Welt gewidmet ist. Die Schirmherrschaft über das musikalische Projekt übernahm der Bürgermeister Sinzigs, Andreas Geron.


Angst und Arbeit


Die CD war nur ein Teil der Hilfe aus Bruchsal. Nadia Ayche schaute sich unter der Fragestellung „Wer braucht was?“ in Internetforen um. So vermittelte sie Sätze von Autoreifen ins Flutgebiet, Wohnungen, Medikamente, Lebensmittel und vieles mehr. Dazu schrieb sie die Hersteller der entsprechenden Produkte an. Das funktionierte, denn die Hilfsbereitschaft war bekanntermaßen groß. Rückblickend betrachtet war dies „unfassbar viel Arbeit“, die sich aber gelohnt habe. Und natürlich wollte Ayche auch selber ins Ahrtal fahren. Wohl war ihr dabei aber nicht, sagt sie. „Ich hatte Angst ins Flutgebiet zu kommen.“ Sie tat es trotzdem und bereut diesen Schritt nicht. Diese Zeit, werde sie niemals vergessen, sagt sie.


Transparenter Hilfseinsatz


Als Ayche im Ahrtal war, bemerkte sie, dass die Hilfe zur Vermittlung von Sachspenden und Dienstleistungen zwar sinnvoll und wichtig war, aber noch nicht genug. Ihr war klar, dass die Flutbetroffenen auch dann noch Hilfe brauchen werden, wenn der Schlamm beseitigt ist und die Keller ausgeräumt sind. Dabei war es der 46-Jährigen wichtig, ihre Aktivitäten auf eine offizielle Basis zu stellen. Deshalb gründete sie die Initiative „Einfach machen Patenschaften“ und pflegt seither gute Kontakte zu behördlichen Stellen. Wer für das Ahrtal spenden möchte, kann dies auf der Website www.einfach-machen-patenschaften.de. Unterstützt wird das Projekt mit dem Verein „Herzenberühren e.V.“ Entscheidend war für Ayche, dass die Spenden „eins zu eins“ ohne Abzüge an Flutbetroffene weitergegeben werden. Dies bedeutet, dass die Helferin aus Bruchsal auch nichts an ihrem Projekt verdient. Allerdings plant Nadia Ayche ihr Projekt zum Beruf zu machen. Dann möchte Sie Hilfsbedürftige auch außerhalb des Ahrtals unterstützen.


Weitere Informationen


Betroffene können sich unkompliziert via E-Mail an Nadia Ayche wenden: einfachmachenpatenschaften@gmail.com.

ROB

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