Friedlicher Tag der Demokratie wurde in Remagen ohne Neonazis gefeiert
Alle Redner plädierten mit Nachdruck für Frieden, Freiheit, Solidarität, Vielfalt und Demokratie
Antifa startete mit rund 100 Teilnehmern Demonstrationszug - An knapp 20 Infoständen war für reichlich Information und kulinarische Genüsse bestens gesorgt
Remagen.Es war eine ausgesprochen friedliche Atmosphäre, die am Samstag beim Tag der Demokratie in Remagen, veranstaltet vom Bündnis für Frieden und Demokratie unter dem Motto „Solidarität und Zusammenhalt - Gemeinsam für die Freiheit, gemeinsam gegen Nazis“, herrschte. Gefeiert wurde auf dem Parkplatz hinter dem Freizeitbad, mit einer Infomeile mit knapp 20 Teilnehmern, mit Rednern, die allesamt mit Nachdruck für Frieden, Freiheit, Solidarität, Vielfalt und Demokratie plädierten, mit kulinarischen und musikalischen Genüssen. Schon seit Wochen war bekannt, dass der „rechte“ Aufmarsch in diesem Jahr nicht stattfindet. So war denn auch bekannt, dass es keine Hetz- und Hassparolen geben wird, dass die Stadt nicht in einen Ausnahmezustand versetzt wird. So entschlossen sich auch die Veranstalter für den Parkplatz als Veranstaltungsort, um so wenig wie möglich den normalen Samstagablauf in der Rheinstadt zu stören. Von der „linken“ Seite kam die Antifa, die sich offensiv gegen Nazis wehrt, allerdings auch mit nur rund 100 statt der angekündigten 350 Teilnehmer. Der Demonstrationszug wurde zwar von der Polizei begleitet, verlief aber auch ohne große Störungen.
Recht guter Betrieb herrschte auf der Feiermeile auf dem Parkplatz, wo nicht nur der Tag der Demokratie gefeiert wurde, sondern auch, dass die Neonazis nach elf Jahren endlich nicht mehr nach Remagen gekommen waren. So mancher Redner wertete dies auch als Erfolg des Tages der Demokratie. Michaela Schmitt begrüßte im Namen des Bündnisses und hob gleich hervor, dass es schon Grund genug sei zu feiern, weil die Neonazis nicht gekommen seien. „Wir hoffen, dass dies so bleibt ohne Nazis“, betonte Schmitt. Sebastian Hebeisen vom DGB betonte, dass alle gemeinsam ein Zeichen für die Demokratie setzen. Bürgermeister Björn Ingendahl machte zunächst die Zuhörenden auf die Stille aufmerksam. Es gebe keinen dumpfen Trommelschläge, keine Hetz- und Hassparolen und keine Trauermusik. Die Rechtsradikalen seien mit Hass, Lügen und Hetze gegen die freiheitliche und demokratische Grundordnung. „Wir müssen uns dem entgegenstellen. Auch angesichts des furchtbaren Kriegs in der Ukraine ist es wichtig, dass Europa zusammensteht“, so der Stadtchef. Die stellvertretende Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Katharina Binz, hob hervor, dass sie gerne gekommen sei, weil der Tag der Demokratie in Remagen ein ganz besonderer Tag sei. Sie dankte für die jahrelange Arbeit der Veranstalter über elf Jahre. Der lange Atem habe sich nun ausgezahlt. Die Bedrohung von „rechts“ sei allerdings noch nicht Geschichte. Inzwischen habe man es mit verschiedenen Gruppierungen zu tun, die gegen die gesellschaftliche Solidarität stünden. Deshalb sei es gut, dass der Tag der Demokratie stattfinde. „Wir stehen zusammen und lassen uns nicht spalten. Wir stehen für eine offene Gesellschaft, Frieden und Demokratie. Das kann der Staat nicht alleine leisten“, so Binz. Binz verlieh zudem ihrer Freude Ausdruck, dass so viele Leute aus den unterschiedlichsten Gruppierungen mit dabei seien. Dafür dankte sie allen, auch im Namen der Landesregierung. Auch Landrätin Cornelia Weigand dankte für den Einsatz aller am Tag der Demokratie. Sie dankte den Bürgerinnen und Bürgern aus Remagen und der Region, die sich seit elf Jahren gegen diese Aufmärsche von Rechtsradikalen und Neonazis auflehnen. Die Zivilgesellschaft stemme sich dagegen, dass Gedenkstätten in Remagen und der Region für eine Zurschaustellung rechten Gedankenguts missbraucht würden. Alle Teilnehmer des Tages der Demokratie würden sich für Frieden, Toleranz und Meinungsfreiheit einsetzen. Dem schloss sich auch der neue Präsident der Hochschule Koblenz, Dr. Karl Stoffel, an. Auch sein Dank galt den Akteuren und den vielen Gästen. Das Engagement der Hochschule ergebe sich schon durch die Lage des RheinAhrCampus direkt an der Friedenskapelle. Herzlich lud er ein zu zwei Ausstellungen im Campus, die sich unter anderem mit den „Jüdischen Lebenswelten heute“ befassen. Auch Stoffel mahnte,dass die Geschichte noch nicht abgeschlossen sei.
Die Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft Sabrina Kunz betonte, dass sie heute hier sei, weil sie keinen Bock auf Nazis habe. Sie erinnerte an die Angriffe auf Polizisten und Polizistinnen, PolitikerInnen und MedienvertreterInnen. Sie sprach den Krieg in der Ukraine an, wie auch einige ihrer Vorredner. Der Krieg sei ein beispielloser Angriff auf die demokratische Grundordnung. „Dieser Krieg muss uns bewusst machen, wo wir alle nicht her hin wollen“, so Kuntz. „Wir zeigen heute klare Haltung gegen Demokratiefeindlichkeit und Menschenhass“, so Kunz abschließend.
Im Anschluss an die Reden zogen die vielen Gäste von Stand zu Stand in der Infomeile und ließen sich gerne von den Akteuren informieren und mit kulinarischen Genüssen verwöhnen. Mit dabei waren unter anderem der Verein Friedensmuseum, der Eine-Welt-Laden, das Bündnis für Frieden und Demokratie, die Barbarossaschule Sinzig, das Hot Sinzig, der Seniorenbeirat Remagen, Nonnenwerth, Amnesty international, Caritas, der Jugendbahnhof Remagen, der DGB, Volt Deutschland, die SPD 60 plus und die Kreisjugendfeuerwehr.
Und inzwischen hatten sich auch eine ganze Reihe von den Antifa-Demonstrationsteilnehmern in der Infomeile eingefunden, bevor musikalisch die Band GUTSO aus Bonn dem großen Publikum mit Deutschrock mächtig einheizte. Begonnen hatte der Tag mit einem Friedensmarsch von Kripp und einem ökumenischen Gottesdienst an der Friedenskapelle „Schwarze Madonna“. AB
Gefeiert wurde auf dem Parkplatz hinter dem Freizeitbad, mit einer Infomeile mit knapp 20 Teilnehmern, mit Rednern, die allesamt mit Nachdruck für Frieden, Freiheit, Solidarität, Vielfalt und Demokratie plädierten, mit kulinarischen und musikalischen Genüssen.
V.l. Bürgermeister Björn Ingendahl, die stellvertretende Ministerpräsidentin Katharina Binz, Landrätin Cornelia Weigand, der Präsident der Hochschule Koblenz Dr. Karl Stoffel, die Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft Sabrina Kunz und Michaela Schmitt vom Bündnis für Frieden und Demokratie. Fotos: AB
