Ein Blick in die Geschichte des SC 07 Bad Neuenahr
Als die Stadtmannschaft zur WM fuhr
Team nahm 1970 an Turnier in Italien teil - Vor 40 Jahren wurde der Gewinn der Deutschen Meisterschaft bejubelt

Bad Neuenahr. Vor fast genau 40 Jahren, am 25. Juni 1978, schafften die Frauen des SC 07 Bad Neuenahr mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft ein immer wieder gerne genanntes „Fußballwunder:“ Durch sieben Siege in den acht Endrundenspielen hatte sich der SC 07 für das Finale zur Deutschen Meisterschaft qualifiziert. In den beiden Endspielen setzte sich das Team von Trainer Rolf Kleser am 17. Juni 1978 zunächst zu Hause, durch zwei Tore von Christa Nüsser, mit 2:0 gegen den FC Marpingen durch. Beim Rückspiel gingen die favorisierten Gastgeberinnen schon nach 19. Minuten durch ein unglückliches Eigentor mit 1:0 in Führung. Kurz vor dem Halbzeitpfiff ahndete der Unparteiische ein Handspiel von Käthe Weyer mit dem Strafstoßpfiff. SC07-Torhüterin Maria Breuer war jedoch auch in dieser Begegnung großer Rückhalt der Mannschaft und parierte den Elfmeterball. Im zweiten Durchgang kontrollierte der SC 07 das Spiel über weite Strecken und geriet bei den zumeist zu ideenlos vorgetragenen Marpinger Angriffen nur noch selten in Gefahr. Einer der ersten, die der Mannschaft auf dem Platz zu diesem Deutschen Meistertitel gratulierten, waren Heinz Rech sowie SC07-Ikone und -Abteilungsleiter, Heinz Günter Hansen. Hansen wurde später vom damaligen DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger als „Vater des Frauenfußballs, zumindest im Rheinland“ bezeichnet. 1969 hatte „HGH“ als erster Obmann und Leiter die neu gegründete Damenmannschaft übernommen und eilte mit dieser fortan von Erfolg zu Erfolg.
Begeisterung
In Bad Neuenahr wurde das Meisterteam von einer großen Gratulantenschar begeistert empfangen. Im offenen Hannen-Alt-Meisterschaftsbus von Borussia Mönchengladbach genossen Spielerinnen, Trainerteam und Betreuer die Jubelfahrt durch die Heimatstadt des SC 07. Danach folgte eine Ehrung vor dem Rathaus durch Stadtbürgermeister Rudolf Weltken. Schließlich gab es auch noch einen würdigen Empfang beim Vorstand des Fußballverbands Rheinland (FVR) in Koblenz. FVR-Präsident war damals Toni Kahl. Die erste offizielle deutsche Frauen-Fußballmeisterschaft überhaupt gab es im Jahr 1974. Daran waren insgesamt 16 Landesmeister beteiligt, darunter auch der SC 07 Bad Neuenahr. Den SC 07 Bad Neuenahr, der im Jahr 2007 noch sein 100. Jubiläum feiern konnte, gibt es heute nicht mehr. Der Verein wurde am 8. Juni 1907 im damaligen Hotel „Zur Post“ gegründet, zunächst als „FV 1907 Bad Neuenahr.“ Die erste Spielanlage befand sich Anfang 1908 neben dem Bahnhof Bad Neuenahr. Erst am 2. Oktober 1927 fusionierten dann die beiden Bad Neuenahr Stadtvereine FV 07 und SC 07. Im Juni 1969 wurde die Gründung einer Frauenfußballmannschaft beschlossen. Maßgeblich vorangetrieben hatte dies Heinz Rech, damals Wirt der „König Stube.“ Erste weibliche Gäste bei dieser Veranstaltung waren Christel Schöppe und Adele Ernst. Am 5. Oktober 1969 erfolgte der Anschluss an den SC 07 Bad Neuenahr. Schon am 1. Mai 1970 richtete der SC 07 das erste Damenfußball-Turnier Deutschlands, mit zwölf Mannschaften, aus. Im Laufe der Jahre ändere sich dann auch die Bezeichnung von Damen- auf Frauenfußball. Ein Ereignis im Jahr 1970 übertraf dann bei weitem alles, was der deutsche Frauenfußball bis dahin erlebt hatte.
Einladung zur Frauen-WM
Aus Italien erreichte den SC 07 Bad Neuenahr die Einladung zur ersten inoffiziellen Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Damals gab es in Deutschland noch keine Nationalmannschaft, und der konservative Deutsche Fußball-Bund (DFB) stimmte diesem Vorhaben nicht zu. Anders als der Fußballverband Rheinland (FVR), der den Frauenfußball von Beginn an unterstützte. Was tun? Dieses Ereignis wollte man sich natürlich nicht entgehen lassen. Um doch noch fahren zu können, nahm der SC 07 schließlich als Stadtmannschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler an diesem Ereignis teil. Das erste Spiel verlor das Team des Trainerteams Heinz Schweden und Leo Arzdorf in Genua mit 1:5. Für die Stadtmannschaft traf Martina Arzdorf zum zwischenzeitlichen 1:4. Als nächstes traf das Team in Bologna auf die Nationalmannschaft Dänemarks. Diese Partie endete 1:6. Beim Sand von 0:3 hatte Martina Arzdorf den Anschlusstreffer erzielt. Dieses Ereignis stieß natürlich auch bei den deutschen Medien auf großes Interesse. So erhielten Heinz Schweden und Martina Arzdorf nach dem Turnier unter anderem eine Einladung ins ZDF-Sportstudio. Die WM-Teilnahme steigerte den Bekanntheitsgrad natürlich enorm. Und in der Folge erreichten das SC07-Team zahlreiche internationale Einladungen, so aus den USA, Russland, Ungarn, Frankreich, Malta und der Schweiz. Ein Tor der zweiten Nationalspielerin des SC 07, Anne Kreuzberg, beim Länderspiel gegen Norwegen schaffte es seinerzeit in die ARD-Auswahl zum „Tor des Monats.“ Vor ihr hatte Birgit Bormann den Sprung in die Frauen-Nationalmannschaft geschafft. Im Sommer 1971 hatte der SC 07 Bad Neuenahr eine Mädchenabteilung gegründet. Bereits 1964 war Sepp Herberger Ehrenmitglied des SC 07 Bad Neuenahr geworden, im Jahr 1967 folgte dann Fritz Walter. Beide kamen aus diesem Anlass persönlich in die Kurstadt.
Auf- und Abstiege
In der Spielzeit 1989/90 stiegen die SC07-Frauen in die Bundesliga auf, nur ein Jahr später folgte der Abstieg. Den neuerlichen Aufstieg schaffte das Team in der Saison 1992/93. Aber auch diesmal schaffte man den Klassenerhalt nicht, jedoch schon zwei Jahre später den dritten Aufstieg. Aber bereits nach der Spielzeit 1995/96 hieß es wieder, Abschied aus der Bundesliga nehmen. In der Saison 1997/98 folgte dann der nächste Bundesligaaufstieg. Einige der bekannten Namen aus dem Nahbereich waren in dieser Zeit unter anderem Carmen Schäfer und Jenny Stein (geb. Ottersbach). Danach gehöre der SC 07 bis 2013 der Frauen-Bundesliga an. Und es folgten die sportlich besten Jahre, so mit Platz vier, fünf und sechs in der Bundesliga. Mittlerweile war der SC 07 auch für Nationalspielerinnen attraktiv geworden. Es spielten dort beispielsweise Almuth Schult, Célia Okoyino da Mbabi (heute Sasic), Lena Goeßling, Martina Müller, Steffi Jones, Jutta Nardenbach sowie Sandra Minnert. Und der SC 07 agierte als perfekter Organisator etlicher DFB-Frauen-Hallenmasters in der Bonner Hardtberghalle. Dr. Theo Zwanziger war der erste DFB-Präsident, der dieses Ereignis persönlich verfolgte. Er galt als erklärter Freund und Förderer des Frauen- und Jugendfußballs. Gleichzeitig wuchs auch die Werbewirkung für die Stadt und die gesamte Region durch den SC 07 ständig. Am 28. September 2013 musste der Traditionsclub jedoch ein Insolvenzverfahren beantragen, als einiges aus den Fugen geraten war.
Jugendarbeit des SC 13
Nach dem sportlich bedauernswerten Ende für den SC 07 gründete sich in der Folge der SC 13 Bad Neuenahr. Hier steht heute vor allem die qualifizierte Nachwuchsförderung im Vordergrund. Neben der U 17, die in der abgelaufenen Spielzeit aus der B-Juniorinnen-Bundesliga West/Südwest absteigen musste, nehmen jeweils eine U 15, U 13 und U 12 am Spielbetrieb teil. Die D-Jugend (U 12) schaffte in ihrer Klasse den Staffelsieg. Die erste Frauen-Mannschaft spielt in der Regionalliga Südwest und belegte dort Platz vier. Auf Anhieb Platz zwei erreichte schließlich die „Zweite“ als Aufsteiger in der Rheinlandliga.

Sepp Herberger (Mitte) wurde 1964 Ehrenmitglied des SC 07.