Allgemeine Berichte | 04.02.2020

75. Jahrestag eines US-Jagdbomberangriffs auf bei Bodendorf stationierte Eisenbahnflak

Angriff war kein Kriegsverbrechen

75 Jahre nach dem tragischen Ereignis sorgte der Militärhistoriker Wolfgang Gückelhorn für Klarheit

Bad Bodendorf. 75 Jahre ist es her, dass am Fuße des Reisbergs, etwa 200 Meter östlich der heutigen Bebauungsgrenze von Bad Bodendorf, eine Eisenbahnflak-Batterie der deutschen Wehrmacht und ein in der Nähe stehender und mit verwundeten Soldaten besetzter Lazarettzug von amerikanischen Flugzeugen bombardiert und beschossen wurden. Wie lief dieser Angriff im Einzelnen ab? Wie viele Menschen kostete er das Leben? Und: Verstieß dieser Angriff gegen die Genfer Konvention?

Umfängliche Archivrecherche

Mögliche Antworten auf diese Fragen wurden in Bad Bodendorf Jahrzehnte lang diskutiert. Um endlich Klarheit zu schaffen, hat Wolfgang Gückelhorn aus Bad Breisig, ein Kenner der Militärgeschichte der Region, ein halbes Jahr lang in etwa zwei Dutzend Archiven recherchiert - von den Stadtarchiven in Sinzig, Ahrweiler und Andernach über das Militärarchiv des Bundes in Freiburg bis hin zum Archiv der US-Airforce in den Staaten. Die Ergebnisse, zu denen er dabei gekommen ist, präsentierte Gückelhorn am vergangenen Freitag in der Winzergaststätte. Und das bereits zum zweiten Mal. Denn bei der ersten Veranstaltung zu dem Thema zwei Wochen zuvor hatte die Zahl der Sitzplätze im Sälchen der Winzergaststätte nicht ausgereicht. Denn es waren nicht nur Bodendorfer, die sich für das Thema interessierten, sondern auch Militärhistoriker und Eisenbahn-Fans aus der ganzen Region gekommen. Peter-Josef („Pitjupp“) Bauer und Dieter Ameln – die beiden waren damals Schulbuben – ergänzten den Vortrag des Referenten um Zeitzeugenberichte. Bei dem Angriff kamen, wie Gückelhorn ausführte, nachweisbar 17 Männer ums Leben – elf Verletzte aus dem Lazarettzug sowie die beiden Soldaten, die die Flakgeschütze bedienten - der Unteroffizier Alois Mohr und der Stabsgefreite Peter Lang. Außerdem starben zwei Männer, die am Südhang des Reisbergs Brennholz holten, als der Angriff begann: Der Bodendorfer Landwirt Johannes Michael Mies und der französische Kriegsgefangene Jules-Paul Aubard, der Mies begleitete, sowie der Buchdrucker Johannes Karl Schöler. Außerdem starb Leutnant Kenneth V. Blum, der Pilot einer der insgesamt neun am Angriff beteiligten Jagdbomber. Sein Flugzeug wurde von der Eisenbahnflak getroffen, bevor es oberhalb von Lohrsdorf auf den Boden aufschlug.

Und wie lief der Angriff im Einzelnen ab?

Die neun US-Jagdbomber vom Typ „Lightning“ („Blitz“) waren um 14.28 Uhr in Belgien vom Boden abgehoben, um hinter der Front der deutschen Wehrmacht „bewaffnete Aufklärung“ zu betreiben. Unter jeder Tragfläche hing eine Bombe, insgesamt also 18 Stück, jede von ihnen gut acht Zentner schwer.

Die von je zwei 1600-PS-Motoren angetriebenen Flugzeuge folgten dem Verlauf des Ahrtals in Richtung Mündung, bis sie, nachdem sie um etwa 15.10 Uhr Bodendorf überflogen hatten, zum Angriff übergingen: In Abständen von jeweils etwa 500 bis 800 Metern flogen sie nacheinander in niedriger Höhe über die deutsche Eisenbahnflak, klinkten ihre je zwei Bomben aus und flogen im Steigflug bis über Dattenberg auf der rechten Rheinseite. Dann machten sie eine große Rechtskurve, bis sie über Sinzig waren, um – nun aus Südosten kommend – den zweiten Angriff zu starten. Im Sturzflug schossen sie dabei mit ihren Bordkanonen und -maschinengewehren auf die Eisenbahnflak. Die acht Flugzeuge, die den Kampf überstanden hatten, flogen gegen 15.25 Uhr, eine Viertelstunde nach Angriffsbeginn, in Richtung Westen davon.

„Ein Verstoß gegen die Genfer Konvention war dieser Angriff nicht“, stellte Referent Gückelhorn klar. Dass der Lazarettzug in der Nähe der Flak-Batterie stand, sei „ein tragischer Zufall“ gewesen. Der Bomberangriff habe der Flakbatterie gegolten, nicht dem Lazarettzug, der im Übrigen aus der Luft nicht als Lazarettzug erkennbar gewesen sei.

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