Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nachdem sich im Jahre 2013 unter der Leitung von Andrea Hupperich und Thomas Röder die „Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) in Bad Neuenahr-Ahrweiler gebildet hatte, war schnell klar, dass es in der Region einen großen Bedarf an Hilfs-, Therapie- und Betreuungsangeboten gibt. Rasch wuchs die Selbsthilfegruppe auf über 50 Mitglieder an, die im Rahmen regelmäßiger Gruppentreffen zusammenkamen. Von Anfang an war die Selbsthilfegruppe eng vernetzt mit dem „Leben mit Autismus e.V. Bonn/Rhein-Sieg/Eifel e.V.,“ einem 2009 ins Leben gerufenen Eltern-Selbsthilfeverband für Betroffene mit ASS und für die agierenden Bezugspersonen, der in Bonn eine eigene Praxis und in Swisttal eine Geschäftsstelle mit Praxis/Freizeiträumen sowie in Rheinbach ein spezifisches Freizeitgelände betreibt. Hier wurden auch Kinder aus dem Kreisgebiet therapiert. Aufgrund des hohen Bedarfs wuchs die Wartezeit auf einen Therapieplatz schnell auf etwa zwei Jahre. Auch die weiten Anfahrtswege waren den Betroffenen und den Eltern auf Dauer nicht zuzumuten. Es kam schließlich zu Gesprächen zwischen der Selbsthilfegruppe aus der Kreisstadt und dem „Leben mit Autismus“-Geschäftsführer Peter Schumacher, in denen die Eröffnung einer entsprechenden Praxis für Autismus-Therapie in Bad Neuenahr-Ahrweiler erörtert wurde.

Kürzlich war es dann endlich soweit: Im Herzen des Stadtteils Bachem, direkt am alten Winzerverein, konnte die Praxis für Autismus-Therapie feierlich eröffnet werden, die ab sofort gut 25 Familien professionell betreuen kann - eine absolute Premiere für Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zur Eröffnung spielte das Vereinseigene Orchester, in dem unter der Leitung von Udo Seehausen ausschließlich Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung sowie behinderte Menschen musizieren, Hits am laufenden Band. Dazu gab es für die zahlreichen Besucher bayerische Spezialitäten, Fassbier, Grillwurst und selbst hergestelltes Kunsthandwerk. Leitende Autismus-Therapeutin des Vereins und der Praxis ist Angela Sichelschmidt. „Es ist toll, dass wir jetzt hier vor Ort therapieren können und die Betroffenen nicht mehr die weite Fahrt auf sich nehmen müssen“, freute sich Angela Sichelschmidt und gab zugleich einen kleinen Einblick in die facettenreiche Autismus-Therapie. „Die Arbeit ist sehr vielschichtig und ganzheitlich. So sind beispielsweise bei Kleinkindern ganz andere Therapieansätze notwendig als bei Jugendlichen. Das Spektrum reicht von Gesprächsangeboten bis hin zu Konfliktlösungsstrategien. Alles ist ganz individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Menschen zugeschnitten bei grundsätzlich Autismus-therapeutisch-verhaltenstherapeutischer Ausrichtung. Klienten und Ressourcenorientiert fließen therapieunterstützende Elemente aus der sensorischen Integration, System-, Kreativ- und Erlebnistherapie sowie aus der Heil-, Sozial- und Freizeitpädagogik mit ein“, so Sichelschmidt, die anschließend einen Vortrag zum Thema „Was ist Autismus?“ hielt.

Neben dem Therapieangebot wird es auch Freizeitangebote geben, die der Verein zukünftig für Menschen mit Behinderung im Kreisgebiet anbieten wird. „Leider sind wir im Freizeitbereich aufgrund des hohen erforderlichen Betreuungsbedarfs auf Spenden angewiesen. Die Kosten sind teilweise so hoch, dass die meisten Eltern nicht in der Lage sind, diese zu tragen. Eine Entlastung ist aber für die Eltern behinderter Kinder oft dringend erforderlich“ so Geschäftsführer Peter Schumacher. Die Autismus-Spektrum-Störung ist eine lebenslange tiefgreifende Entwicklungsstörung mit qualitativer Beeinträchtigung in den Bereichen Soziale Kommunikation, Verhaltensweisen und Interessen, Selbständigkeit und sensorische Besonderheiten. Weitere Informationen zum Verein „Leben mit Autismus“ finden sich auch im Internet unter www.lebenmitautismus.de. Das Spendenkonto lautet: Raiffeisenbank Rheinbach Voreifel e.G., IBAN DE 35 3706 9627 0342 2160 13, GENODED1RBC.