Pfarreienrat der Pfarreiengemeinschaft Adenauer Land
„Betroffenheit, Unverständnis, und Entsetzen“
Adenau. Die Fakten, die bei der Veröffentlichung des Gutachtens „Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Bereich der Erzdiözese München und Freising von 1945 bis 2019“ am 20. Januar bekannt geworden sind, lösen abermals bei Gemeindemitgliedern Betroffenheit, Unverständnis, und Entsetzen aus.
Diese Gefühle beziehen sich auf die Missbrauchstaten selbst, aber auch sehr stark auf den Umgang der verantwortlichen Amtsträger mit Missbrauchstätern, die selbst nach einer Verurteilung wieder in der Seelsorge eingesetzt und andere Kinder und Jugendliche dadurch der Gefahr ausgesetzt wurden, zu weiteren Opfern zu werden. Genauso groß war die Bestürzung darüber, dass Opfer oft nicht in den Blick genommen wurden und die kircheninterne Aufarbeitung von Missbrauchsfällen ungenügend erscheint.
Katholikinnen und Katholiken müssen sich im Bekannten- und Freundeskreis für ihre Mitgliedschaft und ihr Engagement in der Kirche rechtfertigen. Sie erleben, dass nahestehende Menschen, Familienmitglieder und Freunde die Konsequenz ziehen, aus der Kirche auszutreten.
Dieser Leidensdruck wurde allgemein bei einer kurzfristig einberufenen Sitzung des Pfarreienrates der Pfarreiengemeinschaft Adenauer Land deutlich.
Zugleich hängen sie an der Gemeinschaft der katholischen Kirche als ihrer Heimat im Glauben und wollen ihr Engagement, das sie als sinnvoll erleben, nicht aufgeben.
Klar ist, dass die absolute Mehrheit der Mitglieder der Katholischen Kirche keinen Anteil am Zustandekommen der gegenwärtigen Krise hat. Ursächlich handelt es sich zunächst um eine Krise der katholischen Hierarchie, durch die das Engagement unzähliger Mitchristen in Misskredit gebracht wird.
Daher ist es dem Pfarreienrat wichtig, das Leiden an der gegenwärtigen Situation öffentlich zu machen. Trotzdem sind die meisten Mitglieder motiviert, sich weiterhin vor Ort für ihre Gemeinden ehrenamtlich zu engagieren, auch wenn der Gegenwind stärker wird.
Bei der Sitzung wurde schnell klar, dass konkrete und zügige Veränderungen in der Katholischen Kirche notwendig sind. Die Notwendigkeit ergibt sich nicht erst aus dem Missbrauchsskandal, sondern wird auf diesem Hintergrund besonders deutlich sichtbar.
Eine positive Entwicklung ist das, was bisher im Bereich der Prävention von sexualisierter Gewalt erreicht wurde, beispielsweise die verpflichtenden Präventionsschulungen der Haupt- und Ehrenamtlichen. Ein Weg, der weitergegangen und ausgebaut werden muss.
Die Ratsmitglieder erwarten, dass Verantwortungsträger zu Fehlentscheidungen stehen. Ein anderes Verhalten wird dem moralischen Anspruch der katholischen Kirche nicht gerecht.
Ankündigungen reichen nicht aus; konkrete und tatsächliche Veränderungen sind überfällig.
Der Pfarreienrat möchte das Thema weiterverfolgen und im Gespräch bleiben.