
Am 22.10.2015
Allgemeine BerichteAusstellung der Are-Künstlergilde in der alten Fangomühle
Bildwerke, Skulpturen und Ehrenamtspreis
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am ungewohnten Ort eröffnete die Are-Künstlergilde, die im nächsten Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiert und damit die älteste ihrer Art in Rheinland-Pfalz ist, ihre Jahresausstellung. Statt, wie meist, in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge, machte die Vereinigung in der alten Fangomühle Station. In der Fabrikhalle aus den achtziger Jahren, wo bis vor einigen Jahren noch Eifelfango produziert wurde, wie Georg Graf Metternich sagte, ließen die Besucher ihre Jacken an. Für Beheizung war zwar gesorgt, doch bekanntlich steigt Wärme nach oben, wohin sich die Halle beträchtlich ausdehnt. In der Höhe blinkten aber auch die vieleckigen farbigen Bildformate von Werner Grau, von ihm einleuchtend „Planetarium“ genannt. Überhaupt sind die Maler unter den Ausstellern wieder in der Mehrheit.
So lenkt Anneli Leufgens im träumerischen Aquarell das Augenmerk auf taumelnde Blätter, die sich in gaukelnde Schmetterlinge verwandeln. Angelika Castelli zeigt in Acryl ein zum Licht strebendes Paar, Früchte und Blüten, Dieter Breuer in Öl einen mächtigen Seeadler und Eldo von Wittgenstein, offenbar in gewollt kindlichem Duktus, Zeichnungen, die den Rassismus betreffen.
Die Gäste wurden indes vor ihrem Rundgang begrüßt durch die Gilde-Vorsitzende Eva-Maria Kreuter. Sie hieß ebenso Förderer und Künstler der Gilde willkommen, den Hausherrn Graf Metternich sowie als musikalische Vernissage-Begleiter das Trio „AufDreiJazz“ mit Udo Linden am Schlagzeug, Alexander Kelter am Saxophon und Georg Holstein am Keyboard.
Besondere Aufmerksamkeit
Dank sprach Kreuter denjenigen Künstlern aus, die keine Mühen scheuten, die Arbeiten der Aussteller „in dieser imposanten Räumlichkeit zur Geltung zu bringen“. Zu ihnen gehörte Werner Mertens, dem überdies besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde. Denn wenige Tage zuvor hatte er aufgrund seiner künstlerisch-fotografischen Leistungen stellvertretend für die Are-Gilde den Ehrenamtspreis der Stiftung Lapidea für Kunst und Kultur und der Stiftung und der Bürgerstiftung der Volksbank RheinAhrEifel entgegengenommen. Der Preis in der Kategorie Fotografie Heimat ist mit 500 Euro datiert.
Wie leidenschaftlich der Mann ans Werk geht, konnte erfahren, wer sich von ihm seine großen Fotoarbeiten erläutern ließ. Bewandert in der Industriefotografie, hatte er sich freudig und neugierig in der Fangomühle umgesehen, um die optisch spannendsten Stellen ins Visier zu nehmen. Aber was er sah, war „grau, grau, grau“. Also täusche sich niemand angesichts gleißender Linienführung auf dunklem Grund, farbigem Licht und kontrastreicher Gegenständlichkeit: Das meiste davon hat Mertens kraft seiner Seh-Erfahrungen herbeiimaginiert und mittels fotografischer Techniken bildhaft umgesetzt.
Während er als Einziger Fotos präsentiert, lässt sich der Bilderreigen ergänzen. Von Dr. Georg Heike gibt es einen schroffen Torso Apollos und den Erzengel Gabriel zu sehen, von Dorle Schweiss eine „Nixe vom Holzmaar“, die geradezu in Farbe badet, und von Marlies Blettner eine in Formen zersplitternde Stockholm-Ansicht. Christine Schäfer stellt vier große Regenbilder aus, deren Fließbewegung durch laufende Farbe sinnfällig wird. Es lohnt sich, Manfred Puschs und Robert Reuters Bilder genauer anzusehen. Im mittleren, ocker und braun getönten Reuter-Format „Mit dir allein“ schieben sich die Silhouetten eines Mannes und seiner verstorbenen Frau übereinander. Die Trauer erreicht den Betrachter, der ebenfalls ein helles Bötchen gewahr wird, das in die Düsternis treibt. Ist es die Versuchung, dem geliebten Menschen nachzufolgen? Puschs Malerei lädt nicht minder dazu ein, ihre Eigengesetzlichkeit zu ergründen.
Während es die Bilder in der ehemaligen Produktionshalle zum Teil schwer haben, ihre Wirkung zu entfalten, kommen die dreidimensionalen Arbeiten damit gut zurecht. Davon zeugen nicht allein weiße Marmortiere von Dorle Schweiss und Horst Sauls Specksteinköpfe auf dunklen korrodierten Tonnen sowie der knittrige Flugsaurier aus Stahlblech von Charlotte Suttrop-Puchstein. Beachtung fand auch Peter Krebs‘ herabhängendes Objekt „Frieden am seidenen Faden“, das die Besucher der Vernissage mit Lichtern bestückten.
Die Finissage der Ausstellung in der Ringener Straße neben dem Nettomarkt ist am Sonntag, 25. Oktober, um 11 Uhr.


Das Trio „AufdreiJazz“ sorgte für einen stimmungsvollen Klangteppich.